Veröffentlicht inPanorama

Die schönste Erfindung nach den Spaghetti: Claudia Cardinale wird 75

Die schönste Erfindung nach den Spaghetti: Claudia Cardinale wird 75

Vor der Kamera ausgezogen hat sie sich nie. „Ich habe immer gedacht, dass es doch viel erotischer ist, sich einen Körper vorzustellen als ihn zu sehen“, erklärte Claudia Cardinale einmal in einem Interview. Dabei ist die Filmdiva schon lange gemeinsam mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida der Inbegriff italienisch-mediterraner Schönheit schlechthin.

Rom (dapd). Vor der Kamera ausgezogen hat sie sich nie. „Ich habe immer gedacht, dass es doch viel erotischer ist, sich einen Körper vorzustellen als ihn zu sehen“, erklärte Claudia Cardinale einmal in einem Interview. Dabei ist die Filmdiva schon lange gemeinsam mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida der Inbegriff italienisch-mediterraner Schönheit schlechthin. Vor genau 50 Jahren machten sie zwei Starregisseure – Luchino Visconti und Federico Fellini – international bekannt. Seitdem gewann die Cardinale zahlreiche Preise. Bis heute steht sie unermüdlich vor der Kamera. Am kommenden Montag (15. April) wird die Schauspielerin 75 Jahre alt.

Als Claude Josephine Rose Cardinale wird sie 1938 im nordafrikanischen Tunesien als Tochter sizilianischer Einwanderer geboren. Ihre Leidenschaft zum Film entdeckt die hübsche Brünette schon als Teenager. Es ist die Zeit der schönen Sinnlichen: Brigitte Bardot begeistert und inspiriert die 16-jährigen Mädchen. Erste Minirollen unter anderem in einem auch bei der Berlinale präsentierten Kurzfilm folgen. Doch erst 1957 bringt ein fast zufällig gewonnener Schönheitswettbewerb in Tunis die entscheidende Wende: Der Hauptpreis ist eine Reise zu den Filmfestspielen nach Venedig. Dort trifft die blutjunge Cardinale erstmals auf den damals blühenden italienischen Film. Ihr kometenhafter Aufstieg in die Welt der Schönen und Reichen kann beginnen.

1963 wird das Jahr des Durchbruchs mit Fellini und Visconti

Ihre erste Rolle spielt sie in Mario Monicellis „I soliti ignoti“ (Die üblichen Verdächtigen) an der Seite von Stars wie Vittorio Gassman und Totò. Es folgen Nebenrollen in Luchino Viscontis Sozialdrama „Rocco und seine Brüder“ und an der Seite von Jean-Paul Belmondo in „Cartouche“. Cardinales späterer Ehemann, der Produzent Franco Cristaldi, hatte ihre Karriere in die Hand genommen. Seine Strategie waren ein „Ja“ auch zu kleinen Nebenrollen, aber: nur unter bedeutenden Regisseuren. Und Cristaldis Rezept wird schon bald von Erfolg gekrönt. 1963 wird für Claudia Cardinale das Jahr des Durchbruchs.

Federico Fellini will die erotische Südländerin für sein hermetisches Meisterwerk „Achteinhalb“ und Luchino Visconti für seine denkwürdige Romanverfilmung „Der Leopard“. Da ist die Cardinale unvergessen als schöne Angelica an der Seite von Alain Delon und Burt Lancaster. Auch der US-Amerikaner Blake Edwards wirbt sie 1963 an für seinen „rosaroten Panther“. In der erfolgreichen Krimikomödie spielt Claudia Cardinale an der Seite des ironischen David Niven, der ihr in seinem ganz eigenen Humor ein Kompliment macht, das in die Filmgeschichte eingegangen ist: Sie sei „die schönste italienische Erfindung… nach den Spaghetti!“

„Ich habe mich immer gut mit Männern verstanden“

Komplimente gab es viele. In den 1960er und 1970er Jahren galt die Cardinale zeitweise als eine der begehrtesten Frauen der Welt. Mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida bildete sie das perfekte Gegenstück zu den französischen Filmschönheiten Brigitte Bardot und Jeanne Moreau. An der Seite zahlreicher Filmstars spielte sie – von Alain Delon bis Sean Connery, von Cary Grant bis Jean-Paul Belmondo. Zu Kopf gestiegen ist ihr der männliche Charme dennoch nicht. „Ich habe mich immer gut mit Männern verstanden“, sagt sie heute, „aber Privatleben und Arbeit stets auseinandergehalten.“

Filmgeschichte schrieb sie in der Rolle der jungen Witwe Jill McBain in Sergio Leones Spaghettiwestern „Spiel mir das Lied vom Tod“: Ihre traurigen und durchdringenden dunklen Augen sind so unvergessen wie die Staubmäntel der Killer ihrer neuen Familie. Wie die fürsorgliche Undurchdringlichkeit im Gehabe von Charles Bronson. Wie die Ennio Morricones mörderische Melodie der Mundharmonika.

Heute lebt Claudia Cardinale, die sich selbst nicht als Italienerin empfindet, sondern sich irgendwo zwischen Italien, Frankreich und Nordafrika lokalisiert, in Paris. Dort arbeitet sie weiter – unermüdlich und unbeirrbar durch ihr Alter. „Ich habe nie versucht, den Lauf der Zeit aufzuhalten, nie ein Lifting oder dergleichen vornehmen lassen“, sagte die Schauspielerin, die 1993 in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk erhielt, vor einigen Monaten. Sie sei immer sehr aktiv gewesen, habe an mehr als 130 Filmen mitgewirkt und arbeite heute einfach weiter. Angst vor dem Älterwerden sei ihr fremd: „Das ist kein Problem für mich. Ich blicke aus Prinzip sowieso niemals zurück.“

dapd