Die unverwüstlichen Hollies sind seit 50 Jahren unterwegs
Die Hollies standen immer etwas im Schatten der Beatles. Doch die britische Pop-Gruppe gehört zu den unverwüstlichen Gruppen der Branche. Jede Menge Personalwechsel haben nicht geschadet. Denn die Hollies präsentieren nach wie vor jede Menge Hits.
London.
Genies und Rebellen, Rotzlöffel und Poeten – die Pop-Kultur der Sechziger war Heimat für alle. Im Namen der Musik wurden Hotelzimmer verwüstet und Limousinen im Pool versenkt, die Verbesserung der Welt stand zuweilen auf dem Programm, aber manchmal wurde auch einfach nur gespielt und gesungen. Mit gefälligen Melodien und schönen Harmonien, einprägsamen Stimmen und einem soliden Instrument. Auch so kann man zum Kult werden, und deshalb feiert ein besonders beliebter Schwarm solch braver Arbeitsbienen jetzt den 50.
Voller Stolz präsentieren „The Hollies“ jetzt ein Dreifach-Album mit dem Titel „50 at Fifty“. Von „Bus Stop“ bis „Carrie Anne“, von „He ain’t Heavy“ bis „Long Cool Woman“ ist alles vertreten, was mal in den Charts war, und den Abschluss bildet ein neuer Song. Unter uns: „Skylarks“ ist wie immer nett und harmonisch, nichts Besonderes und trotzdem ein kleines Wunder, weil die am härtesten arbeitende Band im Showbusiness überhaupt Zeit dafür gefunden hat. Irgendwo im Hotelzimmer wahrscheinlich, bei einer kleinen Pause während dieser unendlichen Tournee, die im Oasis Club in Manchester begann.
Dort traten die Schulfreunde Allan Clarke und Graham Nash erstmals auf, als englische Everly Brothers unter dem schönen Namen „Ricky and Dane Young“. Die historische Vorstellung fand übrigens schon 1962 statt und wurde zuletzt wie üblich mit einer ausgiebigen Jubiläumstournee begangen. Der aktuelle Festakt, „50 at Fifty“, markiert wiederum das Erscheinen des ersten Albums, was wieder einmal beweist, dass runde Zahlen dehnbar sind.
Auf den Spuren der Beatles
1964 waren sie schon zu Fünft und hießen „The Hollies“, entweder als Tribut für die amerikanische Legende Buddy Holly oder als Verneigung vor einem englischen Weihnachtsbrauch mit Holly-(Stechpalme, Ilex-Girlanden über der Tür, man ist sich da nicht so sicher.
„Stay with the Hollies“ aus dem Jahr 1964 erschien auf dem Beatles-Label Parlophone und bildete den Auftakt für eine ansehnliche Karriere, die 1968 mit dem Abschied von Graham Nash erstmals gefährdet schien. Allan Clarke war zwar der Solosänger der Band, aber Graham Nashs Kreativdrang war brisant. Die Beschränkung auf eingängige Popsongs gefiel ihm nicht, und so schied er im Streit und gründete in den USA mit David Crosby und Stephen Stills eine der ersten Supergruppen.
50 Jahre – 14 Personalwechsel
Die Hollies machten unverdrossen weiter, aber die Besetzungsliste ist seitdem ein wenig unübersichtlich. Allan Clarke ging irgendwann, kam dann wieder, hörte aber 2000 endgültig auf und wurde durch Carl Wayne (The Move) ersetzt, der 2004 an einer Krebserkrankung starb.
Knackige 14 Personalwechsel listet das Pop-Lexikon auf, ohne Gewähr natürlich, darunter ein schwedischer Sänger namens Mikael Rickfors, den man bei einer Skandinavien-Tour kennen gelernt hatte. Dass Rickfors überhaupt kein Englisch konnte und die Texte lautmalerisch wiedergab, wurde gern behauptet und immer energisch dementiert.
Die Unendliche Tournee
2014 reisen die Hollies unter anderem mit dem Gitarristen Tony Hicks und dem Schlagzeuger Bobby Elliott an, die nicht zu den Gründern zählen aber immerhin seit 1963 dabei sind. Die unendliche Tournee führte zuletzt nach Australien und Norwegen, (vier Konzerte, alle ausverkauft), und bereits 2010 wurde die Band feierlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. 60 Jahre nach ihrem ersten Duett wollten Allan Clarke und Graham Nash eigentlich gemeinsam mit den aktuellen Bandmitgliedern auftreten. Aber die waren leider unabkömmlich, wieder mal auf Tournee, wo auch sonst.