Er ist der Experte für kleine, feine Auftritte. Der gebürtige Essener adelt damit selbst Durchschnitts-Fernsehware. Am Mittwoch ist er in der Serie „Heldt“ als renitenter Rentner unterwegs.
Mainz/Bochum.
Er gehört nicht zu den großen Stars. Glanz und Glamour liegen ihm nicht. Und dennoch gehört er zu den Besten seines Fachs: Dietrich Hollinderbäumer hat einen ähnlichen Status, wie ihn Alexander Held lange hatte. Der gebürtige Essener adelt mit seinen Auftritten selbst durchschnittliche Fernsehware. Am Mittwoch, 19.25 Uhr, gibt sich der 72-Jährige in der ZDF-Serie „Heldt“ die Ehre.
ZDFGehört Hollinderbäumer zu den „Heckenschützen“ (Episoden-Titel)? Exakt diese Frage muss der Bochumer Kommissar Nikolas Heldt (Kai Schumann) klären, nachdem die zwölfjährige Tochter von Staatsanwältin Bannenberg (Janine Kunze) im Weitmarer Holz unter Feuer genommen wurde. In einem nahen Kleingarten werden Zeugen befragt, zu denen auch Hollinderbäumer als Ruhri-Rentner Hans Domscheidt gehört.
Ein renitenter Ruheständler
Dass Hollinderbäumer dabei die renitenten Seiten des Ruheständlers betont, ist kein Zufall, sondern fast so etwas wie das Markenzeichen des vielseitigen Künstlers.
Einem großen Publikum ist er durch die mehrfach ausgezeichnete „heute-show“ des ZDF bekannt. Seine Figur Ulrich von Heesen in der Nachrichten-Comedy gehört bereits zum Inventar; sie ist seit der ersten Folge dabei.
Hollinderbäumer tritt als Uralt-Korrespondent auf, der seinen exzentrischen Lebensstil zelebriert. Mit satirisch überzogener Schneidigkeit wirkt Hollinderbäumer wie ein Nachrichten-Offizier. Seine sarkastischen Bemerkungen schmerzen wie Peitschenhiebe – präzisem Timing sei Dank. Hollinderbäumers Heesen balanciert geschickt auf dem äußerst schmalen Grat zwischen gaga und genial.
Drahtige Körperspannung
Ein ähnliches Kunststück gelingt Hollinderbäumer seit zehn Jahren mit der Sitcom „Pastewka“ – eine der wenigen Juwelen im Modeschmuck-Angebot von Sat.1. Als Pastewkas fiktiver Vater Volker ist er seit der ersten Staffel dabei.
SAT.1Er zeichnet sich dadurch aus, dass es ihm beide Söhne nicht recht machen können – Pastewkas kleiner, leicht unterbelichteter Bruder Hagen (Matthias Matschke) nicht und erst recht der Große (Bastian Pastewka). Auch in einer der besten deutschen Serien stellt Hollinderbäumer einen leicht militärischen Stil in den Vordergrund. Seine beiden Söhne kanzelt Volker Pastewka gern als „Dödel“ ab.
Hollinderbäumer kommt wohl auch deshalb als Einpeitscher ‘rüber, weil seine wachen Augen stets auf der Hut zu sein scheinen – und weil er immer noch über die drahtige Körperspannung eines Sportlers verfügt.
Schlitzohrig und politisch unkorrekt
Natürlich ist es Quatsch, von den Rollen rückzuschließen auf die Person, die sie spielt. So erzählte Hollinderbäumer in einem Interview, dass ihn die Figur Ulrich von Heesen anfangs „richtiggehend irritiert“ habe. Er musste erst lernen, dass das Publikum durch „diesen schlitzohrigen, politisch unkorrekten Typen schöne Wahrheiten erfährt“.
Andererseits gibt es natürlich schon eine Schnittmenge zwischen Schauspieler und Rollen. Auch Hollinderbäumer, seit Langem Wahl-Berliner, liebt den flotten Spruch. So beschreibt der Hobby-Sportler seine Wandertouren über Mallorcas Berge selbstironisch als „Luis Trenker für Arme“.
„Heldt“, Mittwoch, 8. April, 19.25 Uhr, ZDF