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Dohlennester – die tödliche Gefahr im Schornstein

Dohlennester – die tödliche Gefahr im Schornstein

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Dohlen auf Schornstein Foto: Dirk Bauer / WAZ Fotopool
Das tödliche Unglück, bei dem eine 20-jährige Frau in Gelsenkirchen-Hassel vor wenigen Wochen an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starb, hat viele Mieter und Vermieter aufgeschreckt: Ausgelöst wurde die Tragödie durch ein Dohlen-Nest. Experten raten zur Vorsicht.

Essen. 

Das tödliche Unglück, bei dem eine 20-jährige Frau in Gelsenkirchen-Hassel vor wenigen Wochen an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starb, hat viele Mieter und Vermieter aufgeschreckt: Ausgelöst wurde die Tragödie durch ein Dohlen-Nest, das den Schornstein verstopft hatte. Martin Pawelczyk, Abteilungsleiter Technik der Schornsteinfeger-Innung NRW, kennt das Problem. Pro Jahr muss er mehrere Nester aus Kaminen entfernen. Er rät zur Vorsicht: „Diese Fälle sollten uns stets eine Warnung sein.“

Die Singvogelart aus der Familie der Rabenvögel ist ein Höhlenbrüter. In Städten finden sie in Schornsteinen nicht nur ideale Nistplätze, sondern auch reichlich Material für den Nestbau: Stöcke und Zweige, auch Hausmüll wie Pappbecher oder Plastiktüten. „Dohlen nehmen alles, was sie finden können. Dann werfen sie es in die Schornsteine“, berichtet Martin Pawelczyk, dessen Kehrbezirk im Kreis Unna liegt. „Die Vögel sind schlau und gute Baumeister. Verkantet sich ein hineingeworfener Stock, machen sie weiter, bis sich mehrere Schichten von Materialien bilden. Am Ende wird der Schacht durch das Nest abgedichtet.“ Schornsteinfeger berichten von Fällen, in denen der Pfropf im Kamin zwei Meter hoch wurde.

UnglückBesonders aufmerksam sollten Bewohner im Frühjahr sein

Innungswart Pawelczyk rät: „Schauen Sie auf das Dach Ihres Hauses, beobachten Sie, ob Dohlen den Schornstein umkreisen oder ihn ansteuern.“ Sei dies der Fall, sollten Hausbesitzer den Schornsteinfeger informieren. „Achten Sie auch auf das Nachbarhaus“, sagt Pawelczyk. Denn: Bekannt ist, dass die Vögel gerne in unmittelbarer Nähe zu Artgenossen nisten. Zieht also eine Dohle in einen Kamin ein, kann die gesamte Nachbarschaft betroffen sein. Besonders aufmerksam sollten Bewohner im Frühjahr sein: Wenn der Frost weicht, suchen die Dohlen Nistplätze.

Hat ein Nest den Kamin vollständig abgedichtet, können die Abgase der angeschlossenen Feuerstätte nicht mehr durch den Schornstein abziehen. Feuerstätten in Wohnungen können Kaminöfen sein, aber auch gasbetriebene Thermen einer Etagenheizung.

Beschlagene Fenster sind Alarmzeichen

Das Problem: Bei der unvollkommenen Verbrennung entsteht Kohlenmonoxid (CO). Das Gas ist hochgiftig und in Wohnungen extrem gefährlich: Es ist unsichtbar, geruchsneutral und geschmacklos. Je besser eine Wohnung abgedichtet ist, desto gefährlicher ist Kohlenmonoxid.

Die Schornsteinfeger-Innung rät: Achten Sie auf Alarmsignale – etwa, wenn plötzlich und unerklärlich im Aufstellraum der Feuerstätte die Fensterscheiben beschlagen oder es ungewöhnlich warm ist. Dann gelangen die Abgase vermutlich schon in den Aufstellraum. „Lüften Sie Räume, in denen zum Beispiel eine Gastherme steht“, empfiehlt Martin Pawelczyk.

So können Sie sich am besten schützen 

Dohlen-Gitter. „Meiner Meinung nach ist das der beste Schutz“, sagt Pawelczyk. Das Gitter wird auf die Schornsteinmündung montiert und verhindert, dass die Vögel im Kamin nisten. Hausbesitzer sollten sich von einem Schornsteinfeger beraten lassen. Denn das Gitter darf für die Abgase kein Hindernis darstellen.

Warten und Prüfen. Ein verstopfter Kamin kann unter Umständen nur bei regelmäßigen Kehr- und Wartungsarbeiten eines Schornsteinfegers auffallen. Je nach Typ der Heizungsanlage prüft der Schornsteinfeger einmal pro Jahr den Kamin. Wichtig sei auch eine regelmäßige Prüfung der Feuerstätten (einmal pro Jahr).

CO-Melder. Die Geräte reagieren mittels Sensoren auf das Gas und schlagen Alarm. Herkömmliche Rauchmelder können das nicht. CO-Melder gibt es schon für etwa 20 Euro. Allerdings raten Experten wegen der Qualitätsunterschiede zu einer Beratung im Fachhandel. Wichtig: Die Geräte sollten die Norm EN 50291 haben.

Sichere Geräte. „Das A und O ist, die Heizungsanlage regelmäßig durch einen Fachmann warten zu lassen“, rät Reiner Verbert vom TÜV Rheinland. Mit dem Experten könne auch geklärt werden, welche Schutzeinrichtung das Gerät hat. Bei einer gasbetriebenen Etagenheizung etwa kann eine Abgasüberwachungseinrichtung vorhanden sein, die bei einer Störung nach einer kurzen Zeit die Gaszufuhr selbsttätig abschaltet. Ist zum Beispiel der Kamin verstopft, steigt der Abgasdruck im Gerät an. Eine Abgasüberwachungseinrichtung würde dann bei einem bestimmten Wert abschalten. Das Problem, so der TÜV, sei jedoch, dass eine Störungsmeldung quasi per Taste weggedrückt werden könne. Reiner Verbert: „Man sollte eine angezeigte Störung ernst nehmen und sie nicht einfach per Knopfdruck wieder ausschalten“, so der TÜV-Experte. Auch hier gelte: den Fachmann fragen.