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Dreifach-Mutter will die Bundesjugendspiele abschaffen

Dreifach-Mutter will die Bundesjugendspiele abschaffen

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Stopp! Christiane Finke will die Bundesjugendspiele abschaffen. Foto: Archiv/dpa
„Bundesjugendspiele abschaffen!“ Dreifach-Mutter Christine Fink trifft mit ihrer Online-Petition auf offene Ohren. Aber nicht alle sind dafür.

Konstanz. 

Christine Finke hat einen Nerv getroffen: Sie will die Bundesjugendspiele abschaffen – oder zumindest zu einer freiwilligen Aktion machen. Mit einer Onlinepetition sammelt Finke (Journalistin, alleinerziehend, drei Kinder) Unterstützer.

Bundesjugendspiele – demütigend und demotivierend?

Die Stadträtin aus Konstanz kritisiert vor allem den demütigenden Charakter des Pflicht-Wettkampfes. Vielen Schülern sei der Tag ein Graus – daran habe auch die Einführung der „Teilnahmeurkunde“ für die schlechtesten Sportler nichts geändert. Ein Ersatz für eine Ehren- oder Siegerurkunde sei das nicht.

Die Bundesjugendspiele „demotivieren Schüler und setzen sie unter sozialen Druck. Häufig werden die Ergebnisse beim Austeilen der Urkunden sogar öffentlich verlesen, als würde es nicht reichen, dass auf dem Sportplatz die Peergroup mitbekommt, wer besonders schlecht ist“, erklärt Finke weiter. „Ein Wettkampf, bei dem Einzelne schon vorher wissen, dass sie chancenlos sind, ist sinnlos und unfair.“ Zudem, meint Finke, wirke der Sport-Schock lange nach: „Viele glauben bis ins Erwachsenenalter, sie seien unsportlich, was fatal ist.“

Bundesjugendspiele sind seit Jahren kein reiner Wettkampf mehr

Im Bundesfamilienministerium sieht man in der jüngsten Debatte um die Bundesjugendspiele einen durchaus neue Qualität: „Die Argumente, die zur Zeit in den Social Media ausgetauscht werden, sind nicht neu“, sagt eine Sprecherin: „Aber eine Abschaffung stand nie zur Debatte“ – bisdato. Man habe zudem just im diesjährigen Aufruf zu den Bundesjugendspielen betont, „dass die Bundesjugendspiele eine einmalige Gelegenheit sind, allen jungen Menschen über den Sport positive Werte zu vermitteln, so z.B. die verbindende Kraft von Fairplay, Engagement und Gemeinschaftsgeist.“

Seit mittlerweile 15 Jahren seien die Bundesjugendspiele zudem kein reiner Wettkampf mehr, heißt es im Bundesfamilienministerium. Die Spiele könnten auch „in Form des eher spielerischen Wettbewerbs und auch des vielseitigeren Mehrkampfes durchgeführt werden“. Dies spreche dafür, „dass alle Schüler und Schülerinnen Spaß an den Bundesjugendspielen entwickeln können. Denn der Spaß soll Priorität haben und nicht die Leistung.“ Laut Ministerium seien auch die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung, die seit 2009 mit einem eigenen Programm „gleichberechtigt an den Bundesjugendspielen teilnehmen können, darüber sehr froh“. Das Kuratorium habe alle Kinder und Jugendlichen sowie die beteiligten Schulen und Sportvereine zu einem fröhlichen bewegten Fest aufgerufen.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) betont das positive Ziel der Bundesjugendspiele: „Die Bundesjugendspiele sind ein Angebot im Rahmen des regulären Sportunterrichts. Sie sollen Lust auf Sport und Bewegung machen und nicht Leistungsdruck erzeugen. Ziel muss es sein, alle Schülerinnen und Schüler zu erreichen, insbesondere die, für die der Sport kein Lieblingsfach ist.“

Bundesjugendspiele abschaffen! – Reaktionen auf Twitter 

Die Nutzer feiern die Petition – allerdings eher im negativen Sinne. Auf Twitter finden sich zwar auch viele Gegner der Bundesjugendspiele, allerdings nicht so viele wie man denkt. Fest steht allerdings: Das Thema lässt niemanden kalt.

Sehr viele verstehen das Problem nicht: „Bundesjugendspiele waren doch nicht anders als Sportunterricht. Nur, dass man größtenteils am Rand gesessen und gequatscht hat“, meint etwa @unleidlich. Und Twitterer @thetruemilhouse meint: „Mal ehrlich, wenn Bundesjugendspiele unser Jugendtrauma sind, sollten wir dann nicht lieber dem Hergott danken, dass sonst nix ist?“

Nur einer von Vielen, die sich über zu wenig Bewegung im Unterricht ärgern, ist @AndreasToschka: „Ich bin für den Bau von Fastfood-Go-Ins an Kitas und Schulen, damit sich dicke Kinder gar nicht mehr bewegen müssen.“

Auch Marathonläufer Jan Fitschen äußert sich dazu und fragt seine Fans: „Und was meint ihr dazu? Ich finde das total unmöglich. Gerade die Bundesjugendspiele haben mich zum Sportlergemacht.“

@pöbelrauschen dagegen klärt Petitions-Kritiker auf: „Wenn ihr davon ausgeht, dass nur ‚dicke Kinder‘ die Bundesjugendspiele als problematisch empfinden, seid auch ihr Teil des Problems.“ Und Twitter-Nutzerin @mama_mia_sommer meint: „Wettbewerbe wird es immer geben, auch ohne Bundesjugendspiele. Viel sinnvoller finde ich, sich für eine Kultur ohne Hänseleien stark zu machen.“

Nutzerin @UteWeber bringt es für viele auf den Punkt: “ ‚Man müsste noch mal Kind sein und…‘ – ‚Bundesjugendspiele‘ – ‚…aber eigentlich ist es schon sehr toll, das Erwachsenenleben.“