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Ein Dorf in Franken hat einen 24-Stunden-Kindergarten

Ein Dorf in Franken hat einen 24-Stunden-Kindergarten

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Die 1200-Seelen-Gemeinde Bad Alexandersbad in Franken hat vor drei Jahren einen Kindergarten eröffnet. Das Besondere: Er bietet eine 24-stündige Betreuung an. Auch Top-Arbeitskräfte mit Nachwuchs sollen so für einen Umzug ins Fichtelgebirge gewonnen werden.

Bad Alexanderpark. 

Erfolgsmodell Kindergarten? Geht nicht? „Geht doch“, sagt Peter Berek (CSU), Bürgermeister der fränkischen Gemeinde Bad Alexandersbad, und lächelt. Im Ortsteil Sichersreuth hat die Gemeinde vor drei Jahren einen Kindergarten eröffnet. Den ersten seit 1960. In einem Ort mit 1200 Einwohnern, in dem der Altersdurchschnitt bei 57 Jahren liegt. „Wir bieten eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung an, bei Wunsch von 0 bis 24 Uhr“, erklärt Berek.

Heute ganz selbstverständlich. 2008, als der KiGa mit zwei Kindern startete, habe ganz Bayern über die Deppen im Fichtelgebirge gelacht. Dieser Spott gehört der Vergangenheit an. Heute kommen die Skeptiker und lassen sich das Konzept dieses florierenden Unternehmens Kinderbetreuung erklären.

Im nächsten Monat zieht die Einrichtung aus dem alten Kurhaus rüber in eine renovierte Jugendherberge mit 13 000 Quadratmetern Wald als Abenteuerspielplatz. Mit 35 Kindern. „Wir sind sozusagen ausgebucht“, sagt Berek. Den Erfolg führt er auf das besondere Angebot zurück. „Wir bieten alles, was unsere Kundschaft verlangt“, sagt er. „Möchte jemand sein Kind am Montag von vier bis zehn Uhr bringen, am Dienstag von acht bis zwanzig Uhr und am Mittwoch nur mittags – kein Problem.“ Die Eltern könnten Stunden buchen, die Kosten bewegten sich im üblichen Rahmen, seien nicht höher als andere KiGas der Region. „Es rechnet sich über die Mischkalkulation“, so Berek.

Ein Wirtschaftsfaktor

Und die Akzeptanz. Inzwischen habe sich ein Förderverein gegründet, der der Einrichtung mehrere 10 000 Euro im Jahr zuspielt. Berek hat mit Firmen verhandelt und diese überzeugt, mit dem besonderen Angebot dieses Kindergartens zu werben, um Top-Arbeitskräfte für die Region zu akquirieren. „Wir müssen umdenken“, ist Berek überzeugt, der Kindergarten sei als eine Art öffentlich-rechtliche Leistung für Eltern, Arbeitgeber und Kinder zu verstehen.

Berek gerät ins Schwärmen. In Bad Alexandersbad habe sich dieses Angebot auch als Wirtschaftsfaktor entpuppt. 2009 habe sich eine kleine Osteopathie-Praxis in der Gemeinde angesiedelt. „2010 gab‘s drei Seminarangebote mit fünf Gästen“, berichtet er. 2011 waren es 13 Seminare. Die Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes tagte in dem kleinen Ort unweit des Schneebergs und 2012 wird die gerade gegründete Osteopathie-Akademie 26 Wochenendseminare anbieten. Die Kinder der Teilnehmer sind willkommen: Sie werden, während die Eltern büffeln, auf Wunsch in dem Kindergarten betreut.