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Ein Hells Angel packt aus – Busfahren ist verboten

Ein Hells Angel packt aus – Busfahren ist verboten

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Urteil im Bandidos-Prozeß am Landgericht in Duisburg in Duisburg Foto: Archiv/WAZ FotoPool
Bisher konnte die Polizei nur spekulieren, wie die Rockerbande Hells Angels funktioniert. Nach welchen Regeln die Rocker leben und mit welchen Verboten sie klar kommen müssen, war bisher unklar. Doch nun hat ein Kronzeuge des Berliner Angel-Chapters geplaudert – und gewährt überraschende Einblicke.

Essen. 

Kaum jemand außerhalb des Klubs weiß, wie die Hells Angels sich organisieren. Doch jetzt packt ein ehemaliges Mitglied der Motorrad-Gang aus – Kassra Z. (26). Er war jahrelang Mitglied im Berliner Chapter der „Hells Angels“. Nun ist er laut Bild-Zeitung wichtiger Kronzeuge im Prozess gegen seine ehemaligen Rocker-Kollegen. Gegenüber der Bild-Zeitung hat er einen Einblick in die Regeln der Rocker gewährt.

Die Karriere

Putzen, Essen holen, tanken. Wer zu den Hells Angels will, muss angeblich zunächst damit leben, dass er das Dienstmädchen für die etablierten Mitglieder spielt. Denn als „Hangaround“ befindet sich der angehende Angel laut Kassra Z. für drei Monate auf der untersten Stufe der Hackordnung. Pflicht sind wohl auch der Kauf einer Harley Davidson und ein Mitgliedsbeitrag von 110 Euro im Monat.

Erst wenn ein Rocker sich bewährt habe, steige er zum „Prospect“ auf. Dort müsse er sich mindestens ein Jahr lang beweisen und außerdem eine Einmalzahlung von 720 Euro an den Klub abdrücken. Nur dann wird er zum „Full Member“, einem Vollmitglied. Der endgültige Beitritt kostet laut angeblich auch noch einmal 1500 Euro.

Die Verbote

Dunkelhäutige Menschen sind laut Kassra Z. generell ausgeschlossen und haben keine Chance, Mitglied bei den Hells Angels zu werden. Sie könnten bestenfalls „Supporter“ werden. Eine weiteres Verbot: Mitglieder der Rocker-Gang dürfen weder Bus noch Bahn fahren. Auch Alkohol sei so gut wie verboten. Nur bei großen, jährlichen Feiern des Klubs dürfe getrunken werden.

Smartphones sind ebenfalls nicht gern gesehen, erzählt Kassra Z. Die Angels sollen demnach alte Handys benutzen, sie gelten bei den Rockern als abhörsicherer. Geschäfte werden demnach im Allgemeinen nur „unter wenigen Augen“ besprochen. Gänzlich verboten sei es auch, mit Polizei oder Staatsanwaltschaft zu sprechen – selbst wenn ein Angels Opfer eines Verbrechens wird.

Die Strafen

Wagt es einer der Rocker die Regeln des Klubs zu brechen, werde er vorübergehend ausgeschlossen und müsse Kutte, T-Shirts und andere Rocker-Ausrüstung abgeben. Außerdem werden 500 Euro Strafe fällig. Bleibt ein Angel länger als ein Jahr ausgeschlossen, fliege er automatisch raus. Als schlimmster Regelbruch gilt aber laut Z. der Griff in die Klubkasse. Ein Rocker, der sich bei den Angels bedient, verliere alle Rechte.

Gleiches gilt wohl für den Wechsel zu einer konkurrierenden Motorrad-Gang. Laut Kassra Z. könnten die anderen Klubmitglieder mit ihm dann machen, was sie wollen. So wurde im April die Leiche eines Hells Angels im Duisburger Hafenbecken entdeckt. Mutmaßlich wurde er zum Opfer einer Strafaktion seiner ehemaligen Rocker-Kollegen. Der 33-Jährige war angeblich zu einem anderen Klub gewechselt. (we)