London. Sah so der große Schriftsteller William Shakespeare wirklich aus? Forscher haben das vermutlich einzige Porträt, das zu Lebzeiten des Genies entstand, jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.
Forscher haben das vermutlich einzig erhaltene Porträt von William Shakespeare, das zu dessen Lebzeiten entstand, am Montag in London der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde nach Erkenntnissen der Forschung 1610 gemalt, sechs Jahre vor dem Tod des Schriftstellers im Alter von 46 Jahren. Das Porträt soll in einer Ausstellung des Shakespeare Birthplace Trust in Stratford-upon-Avon gezeigt werden. Sie wird am 23. April eröffnet, dem Geburtstag des Dichters.
Die Experten seien überzeugt davon, dass es sich bei dem gut aussehenden, bärtigen Mann auf dem Bild um den Schriftsteller handele, sagte Paul Edmondson, Direktor der Pädagogik-Abteilung des Trusts. «Wir sind zu 90 Prozent sicher, dass es Shakespeare ist.» Das Gemälde sei Vorlage für viele spätere Kopien gewesen. Dass es über die Jahrhunderte zusammen mit einem Porträt des Earl of Southampton, dem wichtigsten Gönner Shakespeares, weitergegeben worden sei, habe die Forscher zusätzlich von seiner Echtheit überzeugt.
Bislang galten zwei Werke als authentische Abbildungen Shakespeares: ein Stich von Martin Droeshout aus dem Jahr 1623 und eine ebenfalls posthum entstandene Büste. Das neu entdeckte Bild war seit Jahrhunderten im Besitz einer einzigen Familie. Zuletzt erbte es der Kunstrestaurator Alec Cobbe. Er sah 2006 beim Besuch einer Shakespeare-Ausstellung ein Gemälde, das er sofort als Kopie des Porträts im Besitz seiner Familie identifizierte. Das Gemälde in der Ausstellung galt lange als zeitgenössisches Porträt Shakespeares, bis es vor rund 70 Jahren als nicht authentisch erkannt wurde.
Fundamente von Shakespeare-Theater entdeckt
Grund zur Freude hatten Shakespeare-Freunde am Montag noch aus einem weiteren Grund: Das Museum of London gab bekannt, dass die Fundamente des Theaters, in dem er selbst als Schauspieler auftrat und seine Werke gespielt wurden, in Hackney am östlichen Stadtrand entdeckt wurden. Außerdem hätten Archäologen ein Stück Irdenware mit dem Bild eines Mannes entdeckt, der Shakespeare ähnlich sehe, erklärte Museumssprecher Tim Morley. «Wir sind zu 99 Prozent sicher, dass dies das Theater ist. Es ist am richtigen Ort, und die Ziegelsteine haben das richtige Alter», sagte er.
Das «The Theatre» genannte einfache Schauspielhaus wurde den Angaben zufolge 1576 gebaut. Shakespeare trat dort von 1594 bis 1597 auf. Unter anderem soll dort «Romeo und Julia» aufgeführt worden sein. Heute befindet sich an der Stelle ein verlassenes Lagerhaus. (ap)