Frauen sind beim Händewaschen gründlicher als Männer. Laut einer Studie aus Heidelberg haben aber beide Geschlechter Nachholbedarf.
Heidelberg.
Gründliches Händewaschen ist wichtig für die eigene Gesundheit und auch für die der Anderen – vor allem in den Erkältungsmonaten. Doch wer hält sich eigentlich an diese stillschweigende gesellschaftliche Vereinbarung?
Das wollten Studierende von der privaten SRH Hochschule in Heidelberg herausfinden und haben einen Monat lang Menschen in öffentlichen Waschräumen beobachtet. Das Ergebnis ihrer Studie ist ziemlich eklig.
Frauen und Männer haben Nachholbedarf
„Für die Analyse schauten zehn Psychologie-Studierende einen Monat lang insgesamt 1000 Besuchern öffentlicher Toiletten in und um Heidelberg auf die Finger“, sagte der Leiter der Studie Frank Musolesi. „Die Studierenden der Fakultät für Angewandte Psychologie standen so unauffällig wie möglich in den Waschräumen von Fastfood-Restaurants und Raststätten sowie im Bahnhof und in der Mensa“, erklärt er weiter.
Die grundlegende Erkenntnis daraus: Frauen waschen sich laut der Studie oft gründlicher die Hände als Männer – allerdings haben beide Geschlechter Nachholbedarf.
Großer Geschlechterunterschied
In Zahlen heißt das, dass elf Prozent der Männer ganz auf das Händewaschen verzichten, bei den Frauen waren es nur drei Prozent. Nur etwa die Hälfte der Männer wusch sich die Hände gründlich mit Wasser und Seife. Rund 82 Prozent der Frauen rückten so Schmutz und Keimen auf den Leib.
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Damit kommt die Studie zu einem größeren Unterschied zwischen den Geschlechtern, als eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2013. Damals gaben 95 Prozent der befragten Männer an, sich nach einem Toilettengang „fast immer“ die Hände zu waschen. Bei den Frauen waren es 98 Prozent.
So geht gründliches Händewaschen
Das Händewaschen ist aber vor allem im Winter sehr wichtig. Frank Musolesi findet deutliche Worte. „Die Lehre lautet: Wascht euch gründlicher die Hände, dann braucht ihr weniger Tabletten.“
Was „gründliches“ Händewaschen bedeutet, erklärt die BZgA. Dazu gehöre auch das Reinigen der Fingerzwischenräume und das Waschen der Hände für mindestens 20 Sekunden mit Wasser und Seife. Dann hätten auch Infektionen keine Chance, sagt BZgA-Chefin Heidrun Thaiss „Wer die Hände gewohnheitsmäßig 20 bis 30 Sekunden mit ausreichend Seife gründlich wäscht, kann sich und andere vor ansteckenden Infektionen des Magen-Darm-Traktes, der oberen und unteren Luftwege und der Haut schützen.“
Schilder für mehr Hygiene
US-Forscher fanden übrigens heraus, dass Schilder die Hygiene erhöhen könnten. Sie brachten auf einer Herrentoilette vor einigen Jahren Schilder mit der Aufschrift an „Vier von fünf Männern waschen sich ihre Hände.“ Daraufhin stieg die Zahl der Händewascher von 77 auf 86 Prozent, wie das Fachblatt „Human Communication Research“ berichtete.
Der Grund dafür könnte sein, dass die Menschen sich in ihrem Verhalten ertappt fühlen, wenn sie sich nicht die Hände waschen. Schließlich sagt auch das Ergebnis der Heidelberger Studie nichts darüber aus, was die Menschen tun, wenn sie ganz allein im Waschbereich sind. (dpa/alka)