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Elisa Schlott ist in „Marie Brand“ Engel mit eisigen Augen

Elisa Schlott ist in „Marie Brand“ Engel mit eisigen Augen

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Marie Brand und der schöne Schein Foto: Guido Engels/ZDF
Erstmalig zeigt das ZDF die Krimi-Reihe mit Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann am Samstagabend. Zum Einstand gibt’s eine richtig gute Folge.

Mainz/Köln. 

Was zeichnet eine gute Fernsehreihe aus? Sie bietet einen Mix aus Berechenbarem und Überraschendem. Genau das zeichnet das Krimi-Format „Marie Brand“ im ZDF aus. Die Folge „Der schöne Schein“ führt dem Publikum die Erfolgsformel der Reihe mustergültig vor Augen – erstmalig übrigens an einem Samstag.

Den Samstag hat das Zweite schon vor Längerem zum Krimi-Tag ausgerufen. Die Mainzer reagieren darauf, dass die große Zeit der Samstagshows offenbar vorbei ist. Krimis aber werden nach wie vor gern genommen.

Dass im Fernsehen fast nur noch Mord und Totschlag, Raub und Betrug gezeigt werden, scheint das Publikum kaum zu langweilen. Im Gegenteil: Die Krimi-Quoten bewegen sich eher nach oben als nach unten.

Hinnerk Schönemann – der coole Hund

Das gilt auch für „Marie Brand“. Das ungleiche TV-Duo Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann lockte mit seinen jüngsten drei Fällen stets mehr als sechs Millionen Seh-Leute. Das dürfte sich kaum ändern. Denn der aktuelle Fall ist sehenswert.

Die Figuren haben auch in Folge 15 nichts an Charme verloren. In der Reihe sind die gängigen Vorstellungen der Geschlechterrollen gegen den Strich gebürstet: Millowitsch mimt als Marie Brand die mathematisch Hochbegabte mit kühlem Intellekt, Schönemann ihren emotionalen Kollegen Simmel, der gleichwohl sein Privatleben nicht auf die Reihe kriegt.

Mag Simmel dort tapsig wirken – im Dienst ist er ein cooler Hund. So parkt er mitten auf der Straße, um seine minderjährige Tochter aus einem Tattoo-Studio zu zerren. Als wartende Autofahrer hupen, zeigt er beiläufig seine Dienstwaffe – und auf der Straße herrscht Ruhe.

Wortwechsel im Ping-Pong-Stil

Die beiden Hauptdarsteller harmonieren so gut wie ein altes Ehepaar. Regisseur Christian Schiller und Drehbuch-Autorin Marianne Wendt wissen das. Deshalb gönnen sie Millowitsch und Schönemann einen schnellen Einstieg mit Ping-Pong-Wortwechsel. Dennoch ist Humor nicht das Markenzeichen der Reihe. Vielmehr ist Geplänkel lediglich die entspannende Klammer eines weithin düsteren Falls.

Im Mittelpunkt steht die Patchwork-Familie eines ruderbegeisterten Kölner Anlageberaters, der im Club den großen Gönner gibt und dennoch tot im Wasser gefunden wird. Natürlich muss im gutbürgerlichen Milieu der schöne Schein trügen. Das ist keine besonders originelle Erkenntnis.

Sie gab ihre Visitenkarte schon im Crystal-Meth-Tatort ab

Vielmehr macht den Krimi etwas anderes zum unbedingten Hingucker: die Rolle von Elisa Schlott als Stieftochter des Mordopfers. Ihre Visitenkarte hinterließ die 21-Jährige bereits als Crystal-Meth-Süchtige im jüngsten Kieler „Tatort“

Auch bei „Marie Brand“ zeigt sie sich in Topform. Diesmal kommt die fantastische TV-Hoffnung als weißblonder Engel mit eisig blauen Augen rüber. Gleich in der ersten Begegnung mit Brand und Simmel ergreift das Mädchen die Initiative.

Die junge Frau sagt ihnen seltsam emotionslos auf den Kopf zu, dass sie ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbringen wollen. Und das ist nur der Anfang.

Fazit: Standard-Krimi wäre ungerecht. Dazu ist dieser Film viel zu liebevoll gemacht.

Samstag, 14. März, 20.15 Uhr, ZDF