Sie operiert Zebras, fängt Elche ein und weiß Rat, wenn der Tiger sich den Magen verdorben hat. Deutschlands bekannteste Tierärztin heißt Dr. Susanne Mertens, im wirklichen Leben Elisabeth Lanz. Die TV-Tierärztin mit der Praxis im Leipziger Zoo ist jetzt in 13 neuen Folgen zu sehen. Warum sie so gerne im Doktor-Einsatz ist.
München.
Sie ist schön, war einmal Burgschauspielerin in Wien und entschied sich dann für eine mitunter hemdsärmelige Serienrolle zwischen Affen, Elefanten, Pinguinen und Co.. Seit 2006 hat Elisabeth Lanz als TV-Tierärztin Dr. Susanne Mertens eine Praxis im Leipziger Zoo. Mit 13 neuen Folgen ist die 41-Jährige jetzt immer wieder dienstags im Ersten (20.15 Uhr) im Doktor-Einsatz. Warum die gebürtige Österreicherin, die mit Mann und Tochter (7) in der Nähe von München zu Hause ist, ihre Arbeit mit Filmtieren liebt.
Worauf muss man bei einem Dreh mit Tieren gefasst sein?
Elisabeth
Lanz: Man muss sehr in sich ruhen, um spontan auf Situationen reagieren zu können. Manchmal hat man nur eine Chance, mit einem Tier eine Szene zu drehen. Da muss ich mir auch schon einmal einen anderen Text einfallen lassen, weil das Tier sich anders verhält als vorgesehen. Wenn der Hund an der falschen Stelle bellt oder ein Flusspferd nicht mitspielt. Eines sollte für den Film einmal rückwärts von einem Anhänger gehen, hat sich aber nicht bewegt. Dann sind wir mit einer Kamera um den Anhänger gelaufen, um nicht nur das Hinterteil des Flusspferdes filmen zu können.
Zum Auftakt der neuen Staffel operieren Sie den Embryo im Leib einer Zebra-Stute. Wie geht denn so etwas?
Lanz: Da lag ein ausgestopftes Zebra auf dem OP-Tisch. Aber: Wir haben auch mal einen echten Tiger im Film auf dem Tisch gehabt. Der Dreh war gekoppelt mit einer General-untersuchung des Tieres, die sowieso nötig war. Da haben wir für den Film ein paar Sekunden mit dem narkotisierten Tiger bekommen.
Schon brenzlige Situationen mit Filmtieren erlebt?
Lanz: Ich habe mal mit einer Würgeschlange gedreht. Sie hat sich immer enger um mich herumgeschlungen. Da war mir schon ein wenig mulmig. Wenn ein Tiertrainer nervös wird, muss auch ich einschätzen: Spiele ich weiter oder breche ich ab.
Haben Sie schon einmal abgebrochen?
Lanz: Wir mussten einmal mit einem Tiger eine Szene immer wiederholen. Er sollte hochspringen, um sich ein Fläschen zu holen. Irgendwann habe ich gesagt: Ich wiederhole das nicht mehr. Bei der Arbeit mit gefährlichen Tieren muss man manchmal stop sagen, sich mit dem begnügen, was man an Filmmaterial bekommen hat.
Stehen auch die wirklichen Tiere des Leipziger Zoos vor der Kamera?
Lanz (lacht): Ich habe auch schon mit einem Stofftier in der Hand gedreht. Also: In der Regel arbeiten wir mit Film-Tieren. Aber für Szenen mit Elefanten etwa drehen wir mit Zootieren. Wenn wir mit Filmtieren arbeiten, treffe ich mich mit deren Trainer, lasse mir die Besonderheiten des Tieres erklären und das Tier an mir schnuppern. Damit es mit meinem Geruch schon ein wenig vertraut ist. Wichtig: Man muss Respekt vor dem Tier haben. Wenn ich Angst habe, darf ich es nicht zeigen.
Wie versteckt man das?
Lanz: Ich habe bei den Drehs gelernt: Angst ist auch etwa Selbstgemachtes. Man kann sie abstellen. Das war eine wertvolle Erfahrung für mich. Man kommt ja im Leben immer wieder in Situationen, die einen ängstigen. Die Fähigkeit zu entwickeln, trotz Angst etwas tun zu können, halte ich für eine hohe Fähigkeit. Das versuche ich auch, meiner Tochter zu vermitteln. Denn mit Angst geht gar nichts. Bin ich in der Lage, mich von der Angst frei zu machen, dann stehen mir ganz viele Türen offen. Das schließt eine gewisse Spannung in Situationen nicht aus. Aber Angst ist das dann nicht, denn Angst hemmt.
Sie waren Burgschauspielerin in Wien, haben immer wieder in verschiedenen Fernseh-Produktionen mitgespielt. Haben Sie nicht Angst, auf die Rolle der TV-Tierärztin festgelegt zu werden?
Lanz: Eine Präsenz in einer Serie zu haben, ist heute wichtig. So etwas zieht andere Rollen nach sich. Es ist wichtig, dem Publikum vertraut zu sein und dies auch zu bleiben – vor allem in unserer schnelllebigen, vergesslichen Zeit.
Hat sich Ihre Sicht auf die Zoos verändert durch Ihre Arbeit?
Lanz: Zoos gibt es nicht nur, damit die Menschen etwas zu Schauen haben. Sie tun sehr viel für die Arterhaltung. Ich besuche privat gerne Zoos. Jedes Tier steht, finde ich, für eine bestimmte Eigenschaft, für eine bestimmte Kraft. Es hat etwas Beruhigendes, Tieren zuzusehen und etwas über sie zu lernen. Ich habe als Kind im Zoo einen Panther gesehen. Dieser Anblick hat in mir etwas ausgelöst, als wenn ich mich mit einer Kraft verbunden hätte. Ich habe in meiner Jugend ja Leichtathletik gemacht. Da habe ich immer an den Panther gedacht.
Sie waren in Ihrer Jugend sogar dreimal österreichische Leichtathletik-Jugendmeisterin. Treiben Sie heute noch viel Sport?
Lanz: Ich komme nicht so regelmäßig dazu, wie ich es mir wünschen würde. Ich mache Kampfkunst, Ninjutsu. Aber auch dazu komme ich viel zu selten. Ich tanze mit meinem Mann Tango. Das findet er auch großartig!
Hat Elisabeth Lanz eigentlich auch privat Tiere?
Lanz: Nein. Bisher haben mein Mann und ich wegen unserer vielen Reisen gesagt: Das lassen wir. Das wäre sonst noch etwas, das wir organisieren müssten. Aber meine siebenjährige Tochter ist sehr hartnäckig. Ich denke, demnächst wird zumindest ein kleines Kätzchen bei uns zu Hause rumlaufen. Am liebsten hätte sie natürlich ein Pferd – wie das bei den meisten kleinen Mädchen ist.
Was können Kinder von und mit Tieren lernen?
Lanz: Verantwortung zu übernehmen! Ich hatte als Kind ein Meerschweinchen und musste den Käfig sauber halten. Das war nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Aber dabei lernt man, dass ein Tier nicht nur zum Spielen da ist, sondern man sich auch darum kümmern muss.
Sie haben für die Rolle sicherlich auch echten Tierärzten über die Schulter geschaut.
Lanz: Das konnte ich bei Tierärzten des Leipziger Zoos machen. Vor der ersten Staffel bin ich damals auch nach Österreich gefahren, um eine Art Falkner-Kurs zu machen. Da habe ich auch mit Adlern gearbeitet.
Hätten Sie sich vorstellen können, auch im richtigen Leben Tierärztin zu sein?
Lanz: Nein, überhaupt nicht. Schauspielerei ist die Auseinandersetzung mit Menschen, die angewandte Psychologie. Ich liebe die Arbeit mit Menschen.