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Es war kein Puppenleben

Es war kein Puppenleben

Berlin. 

Stofftiere sind bei vielen Kindern sehr beliebt, und manche haben gar einen Knopf im Ohr und stammen von Margarete Steiff. Deren Leben ist bereits verfilmt worden (mit Heike Makatsch). Heute kommt ein Film über eine nicht minder bekannte Spielzeugfabrikantin ins Fernsehen: „Käthe Kruse“ ist um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen.

Käthe Kruse (1883-1968) wurde in Breslau geboren und war die uneheliche Tochter der Näherin Christiane Simon, von der sie in großer Armut allein großgezogen worden ist. Die junge Frau wollte Schauspielerin werden und startete um 1900 eine Blitzkarriere. Zur selben Zeit lernte sie den Bildhauer Max Kruse (1854-1942) kennen, mit dem sie alsbald drei uneheliche Töchter hatte. Erst im Jahre 1909 fand die Hochzeit statt; insgesamt hatte das Paar drei Töchter und vier Söhne. Zwei davon starben im Zweiten Weltkrieg, ihr Mann starb im hohen Alter von 88 Jahren, ihr Sohn Max (heute 93) schrieb die Kinderbücher „Der Löwe ist los“ und „Urmel aus dem Eis“.

Durch ihren Mann kam Käthe Kruse auf das Puppenmachen und beendete ihre vielversprechende Schauspielkarriere. 1912 begann sie in Bad Kosen mit den handgefertigten Puppen, der Zeitgeist mit der Abkehr von Traditionen war günstig. Die kostbaren Puppen waren weich und schwer und besaßen entweder gemaltes Haar oder zu Perücken geknüpftes Echthaar, in manchen Fällen Mohair – vor allem aber einen natürlichen Gesichtsausdruck mit lebendiger Mimik. Eine Puppe war ja zum Liebhaben gedacht, und so sollte sie eben auch lieb aussehen. Später kamen zahlreiche Bekleidungsstücke, Accessoires und auch Schaufensterpuppen dazu; die Firma wurde 2013 von der Hape AG übernommen.

Zerbrechlicher Zauber

Schauspielerin Friederike Becht (28) hat in TV-Filmen bereits die junge Hannah Arendt und auch die junge Cosima Wagner verkörpert. Der Figur der legendären Puppenmacherin verleiht sie einen zerbrechlichen Zauber, gepaart mit reichlich Überlebenswillen und einer fast überbordenden Lebensfreude, von der man nur hoffen kann, dass sie sie im wahren Leben auch gehabt hat.

Autorin Sharon von Wietersheim und Regisseurin Franziska Buch haben gut recherchiert und einen unterhaltsamen Film gedreht. Natürlich ist vieles verkürzt und verdichtet – so hat es die Figur des David nie gegeben (Käthe Kruse war als reife Frau zweimal unglücklich in jüngere Männer verliebt). Ein Puppenleben hatte sie nun wahrlich nicht.