Winnenden. Die Familie von Tim K. lebt nicht mehr in Leutenbach bei Winnenden. Ein Zusammenleben war nicht mehr möglich: Gegen den Vater läuft noch ein Ermittlungsverfahren, weil er die Tatwaffe nicht ordnungsgemäß weggeschlossen hatte.
Die Familie des Amokschützen Tim K. ist aus Leutenbach bei Winnenden weggezogen. Der stellvertretende Bürgermeister Manfred Dieter bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Waiblinger Kreiszeitung». Bürgermeister Jürgen Kiesl habe dem Gemeinderat offiziell mitgeteilt, dass die Familienmitglieder nicht mehr Bürger der Gemeinde Leutenbach seien.
Der 17-jährige Tim K. hatte am 11. März in seiner ehemaligen Realschule in Winnenden und bei seiner Flucht 15 Menschen und sich erschossen. Die Tatwaffe hatte sein Vater im Einfamilienhaus im Ortsteil Weiler zum Stein im Schlafzimmer unverschlossen herumliegen lassen. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Der Unternehmer, der in einem Nachbarort eine Firma betreibt, hatte als Mitglied des Schützenvereins Leutenbach 16 Waffen.
Große „Wucht der Ablehnung“ im Dorf
Bürgermeister Kiesl sagte der «Waiblinger Kreiszeitung» zufolge: «Seit Anfang dieser Woche ist die Familie nicht mehr Bürger dieser Gemeinde.» Nach dem Amoklauf habe er ebenso wie den Familien der Opfer auch der Familie des Täters einen Kondolenzbrief geschrieben. «Die Familie hat alles verloren: Ihr Kind, ihr Haus und ihre Heimat. Sie muss damit leben, dass ihr Kind furchtbares Leid über andere gebracht hat», sagte Kiesl den Angaben zufolge. Er habe gelegentlich Kontakt mit den Eltern von Tim K. gehabt.
In der Gemeinde herrsche große Sorge, dass die Familie K. zurückkehren könnte, sagte der Bürgermeister. «Die Wucht der Ablehnung hat mich selbst überrascht, aber eine Rückkehr ist auch aus Sicht der Familie K. undenkbar.»
Tim K. soll in der Nacht vor der Tat mehr als sechs Stunden am Computer verbracht haben. Das berichtet der «Focus» unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse. Ob der 17-Jährige in dieser Zeit ein Ego-Shooter-Spiel wie «Counter Strike» gespielt habe, sei noch nicht abschließend geklärt.
Auf den drei Computern der Familie fanden die Ermittler laut «Focus» «keinerlei Nachweise, dass die Seite krautchan.net in den Tagen vor der Tat aufgerufen wurde». Auf dieser Seite war eine vermeintliche Amokdrohung des Täters veröffentlicht worden. Laut Polizeiakten «sprechen die meisten Indizien dafür, dass der Beitrag gefälscht ist». (ap)
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