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Fleming, Ian Fleming – Arte zeigt Miniserie zu Bond-Erfinder

Fleming, Ian Fleming – Arte zeigt Miniserie zu Bond-Erfinder

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Foto: SkyAtlantic/Arte
Ian Fleming war der Spion, den wir lieben. Der stets edel gewandete Brite heuerte aus purer Langeweile beim Geheimdienst an. Sein eigenes Leben diente ihm als Vorlage für eine Romanfigur, die für die Pop-Kultur unverzichtbar wurde: James Bond. Arte feiert seinen geistigen Vater.

Straßburg. 

Kann man sich vorstellen, dass die überdrehten Weltrettungsaktionen von Agent 007 aus den Erfahrungen seines Erfinders gespeist wurden? Nur schwer. Aber die rasante Miniserie „Mein Name ist Fleming, Ian Fleming“ (Arte, 4.9. und 11.9., 20.15 Uhr, je zwei Episoden) breitet das abenteuerliche Leben des James-Bond-Schriftstellers in viermal 45 Minuten aus, und siehe da: Die Parallelen sind überdeutlich.

Dem Briten Mat Whitecross, der das aufregende Dasein Flemings als Hochglanz-Mix aus Agententhriller, Kriegsspektakel und Liebesdrama in einer Mischung aus Fakten und Fiktion inszeniert hat, ist an einem Superhelden allerdings nichts gelegen. Das wäre auch langweilig.

Fleming ist schnöselig und arrogant

Er macht es uns lieber ein bisschen schwer, diesen Lebemann Ian Fleming sympathisch zu finden. Und das ist er auch nicht wirklich, selbst wenn er im Verlauf der Serie vor allem um ein paar menschliche Einsichten reift. Das macht es vermutlich manchem etwas schwerer, als Zuschauer an seiner Seite zu bleiben. Man sucht zu Hauptfiguren schließlich gerne eine innere Nähe.

Ja, er sieht blendend aus, er ist smart und frech und lässig, immer picobello gewandet vom Lackschuh bis zum Sakko. Aber er ist auch schnöselig und arrogant, ein rücksichtsloser Playboy, der alles dem eigenen Vergnügen unterordnet, der es liebt, Spielregeln zu brechen und Hierarchien zu ignorieren, weil er sich für unverwundbar hält. Für den Schauspieler Dominic Cooper eine mehr als dankbare Aufgabe, die er souverän löst.

Agententhriller, Kriegsspektakel

Viele von Flemings zahllosen Frauengeschichten sind verbrieft. Als er mit 44 im Jahr 1952 mit „Casino Royale“ seinen ersten Bond schrieb, hatte er bereits eine Fülle von Eskapaden hinter sich, war unter anderem von zwei Elite-Internaten geflogen und hatte seiner wohlhabenden Familie jede Menge Ärger eingebrockt. Mit nur 56 Jahren starb er 1964, „Goldfinger“ war als dritte Verfilmung seiner Romane gerade abgedreht.

Die Serie steigt 1938 ein und zeigt Fleming als ziel- und zügellosen Sohnemann, der vom Geld anderer gut lebt und es zuweilen gern mit großer Pose am Spieltisch verzockt, seinen strebsamen Bruder (Rupert Evans) hasst und sich von seiner dominanten Mutter (Lesley Manville) nicht lösen kann. Die Frau (Lara Pulver), in die er sich ausnahmsweise mal ernsthaft verliebt, ist verheiratet und nicht trennungswillig. Für den siegesgewohnten Verführer eine unerwartete Schmach. Abwechslung vom süßen Leben, das irgendwann auch ihn langweilt, bietet ein Spionagejob an der Seite des Geheimdienstchefs. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist greifbar nahe, und ein cleverer Bursche wie dieser Fleming ist gefragt.

Bond-Fans werden gewiss ihre Freude an diesem Porträt haben, in dem sie nicht nur viele Versatzstücke um den Agenten mit der Lizenz zum Töten entdecken, sondern auch Ilan Eshkeris harmonische Anlehnung an die legendäre Titelmusik lieben werden. Aber auch jene, die mit diesem Bond noch nie etwas anfangen konnten, bekommen hier ein spannendes Stück Zeitgeschichte serviert.

Und ein paar Martinis. Natürlich geschüttelt, nicht gerührt.