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Florencio Ávalos schreibt in Chile Geschichte

Florencio Ávalos schreibt in Chile Geschichte

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Foto: AP

San José. 

Florencio Ávalos wagte die psychisch heikle Premiere: Der Vorabeiter trat wegen seiner Erfahrung und seiner Geschicklichkeit als erster die schwierige Fahrt in der engen Kapsel nach oben an.

Er war der erste der 33 Kumpel in Chile, der nach 69 Tagen in 700 Metern Tiefe wieder ans Tageslicht kam, und ob er will oder nicht, hat er damit ein Stück Geschichte geschrieben: Florencio Ávalos, 31 Jahre alt, Vorarbeiter, wurde wegen seiner Erfahrung, seiner Geschicklichkeit und seiner technischen Versiertheit ausgewählt, als erster die schwierige Fahrt in der engen Rettungskapsel nach oben anzutreten.

Eine gute Wahl, findet sein Onkel Alberto Ávalos. Zwar hätte er es lieber gesehen, wenn Florencio mit seinem ebenfalls verschütteten und zwei Jahre jüngeren Bruder Renán „gemeinsam herausgekommen“ wäre. Aber er hält seinen Neffen für den geeigneten Kandidaten für die auch psychisch heikle Premiere: „Er ist ein wahrer Herr, klug, wach, vernünftig – seine Vorgesetzten geben ihm eine Aufgabe, und er erledigt sie mit großer Umsicht.“

Großes Technikverständnis

Florencio Ávalos ist Zweiter in der Hierarchie der Minenarbeiter nach dem Chef Luis Urzúa, der als letzter der Kumpel die Unglücksmine verlassen soll. Er verfügt über ein ausgeprägtes technisches Verständnis – die Videos von den eingeschlossenen Kumpel hat allesamt er aufgenommen. Auf sein Technikverständnis zählten auch die Experten, als sie ihn für die erste Auffahrt auswählten: Wäre etwas schiefgegangen, hätte er noch am ehesten eingreifen können, zudem sollte er möglichste präzise mögliche Probleme beim Ablauf schildern.

Ávalos ist verheiratet. Mit seiner Frau Mónica hat er einen siebenjährigen Sohn, ein weiteres 17-jähriges Kind aus einer früheren Beziehung seiner Frau hat er adoptiert. Seine Leidenschaft gilt neben seiner Familie dem Fußball.

Zum letzten Mal vor der endgültigen Bergung hat sein Onkel vor zwei Wochen mit ihm gesprochen: „Er war ganz ruhig. Genauso ruhig und diszipliniert wirkte er auch, als er eine Woche später mit seinem Vater sprach.“ Die Ruhe verließ ihn selbst dann nicht, als er nun unter Jubelrufen und Sirenengeheul zum ersten Mal seit knapp zehn Wochen aus seinem unterirdischen Gefängnis wieder auftauchte. (afp)