- Eine junge Frau erzählt im Magazin „Marie Claire“ ihre unglaubliche Geschichte
- Sie habe ihren Freund mit dem Mann betrogen, der sie Monate zuvor vergewaltigt hatte
- Dieses Handeln habbe ihr geholfen, mit dem Erlebten umzugehen
Boston.
Eine junge Frau aus Boston hat etwas getan, was den meisten Menschen sicher unvorstellbar erscheint: Sie hatte freiwillig noch einmal Geschlechtsverkehr mit dem Mann, der sie wenige Monate zuvor vergewaltigte und betrog mit ihm ihren damaligen Freund.
Was die 29-jährige dazu veranlasste und warum ihr das sogar geholfen hat, mit ihrer Vergewaltigung umzugehen, hat sie in der französischen Frauen-Zeitschrift „Marie Claire“ erzählt.
„Habe ich dazu ,Ja’ gesagt?“
Die junge Frau aus Boston beschreibt schemenhaft den Morgen, an dem sie nach einer Party neben dem Bruder eines guten Freundes aufwachte und sich fragte: „Wie bin ich hierhin gekommen? Und habe ich dazu ,Ja’ gesagt?“
Erst nach und nach hätte sie begriffen, dass sie in dieser Nacht, in der sie stark betrunken war, womöglich Opfer einer Vergewaltigung geworden sei. Aus Angst, ihre Freunde könnten ihr nicht glauben, habe sie die Geschichte zunächst für sich behalten.
Das Wiedersehen mit ihrem Vergewaltiger
Als sie Monate später zu einem Klassentreffen eingeladen wurde, sagte sie zu – obwohl sie wusste, dass die Möglichkeit bestünde, an diesem Abend wieder auf ihren Vergewaltiger zu treffen – was schließlich passierte.
Sie wäre an dem Abend mit dem Mann ins Gespräch gekommen, es entwickelte sich ein Flirt. „Es fühlte sich an, als wechselte ich in einen Autopilot-Zustand, von dem ich nicht wusste, dass er existiert.“
—————-
Mehr zum Thema:
Trotz Todesangst: So soll Star-Regisseur Tarantino Uma Thurman gequält haben
13-Jährige sexuell missbraucht – Vorbestrafter Vergewaltiger liefert abstruse Erklärung vor Dortmunder Landgericht
—————-
Später hätte sie, ohne sich zu fürchten vorgeschlagen, mit zu ihm nach Hause zu gehen. Dort kam es erneut zum Geschlechtsverkehr. Diesmal mit dem Einverständnis der jungen Frau und obwohl sie zu diesem Zeitpunkt in einer festen Beziehung war.
Wiedersprüchliches Verhalten ist erklärbar
Statt Schuldgefühle habe die 29-Jährige danach große Erleichterung empfunden. Laut Psychologen mache dieses zunächst absolut wiedersprüchliche Handeln sogar Sinn.
„Der Versuch, eine Situation zu meistern, in der man zuvor keine Kontrolle hatte, ist etwas, womit viele Angriffsopfer reagieren“, zitiert die Frau Jim Hopper, Professor für Psychologie an der Harvard Medical School. Dieses Verhalten sei eine Form, die Kontrolle wieder zu erlangen.
Möglichkeit, das Passierte zu verleugnen
Erst acht Jahre nach ihrer Vergewaltigung und durch Gespräche mit Psychologen habe die Frau überhaupt selbst begreifen können, dass sie Opfer einer Vergewaltigung geworden ist. Indem sie ihren eigenen Vergewaltiger verführte, hätte sie das länger vor sich selbst verleugnen können.
„Mein Gehirn benutzte einen lebhaften Abend des Tanzens und Flirtens, um eines der dunkelsten Erlebnisse in meinem Leben zu überschreiben und ein schädliches Etikett – „Vergewaltigungsopfer“ durch einanderes, weniger belastendes zu ersetzen: „Betrügerin“. Von diesen zwei grausigen Optionen war Letztere akzeptabler – zumindest für eine Weile“, erklärt sie.
Die Perspektive des Täters wird in dem Artikel der Zeitschrift nicht aufgegriffen. Eine Verhandlung des Falles vor Gericht ist außerdem nicht bekannt. (alka)