Eine Niederländerin beschreibt, wie sie Blutwurst herstellte
Sie nutzte für die Wurst ihr eigenes Blut
Und servierte das Ergebnis einer Freundin und einem weiteren Gast
Berlin.
Blutwurst ist bei weitem nicht jedermanns Sache. Die traditionell aus Schweineblut und Schweinefleisch hergestellte Wurst erregte die Aufmerksamkeit der Niederländerin Gwen van der Zwan. Die junge Frau beschloss ihre eigene Blutwurst zu machen, aus ihrem eigenen Blut.
Bei dem Projekt könnte es sich um Performance-Kunst zu handeln. Gwen van der Zwan wird als Absolventin der Gerrit Rietveld Academie aufgelistet, einer Kunstakademie in Amsterdam. In einem anderen Beitrag, den sie bei „Vice“ veröffentlichte, beschreibt sie, wie sie den Stuhlgang ihrer Mitbewohnerin als Pille zu sich nahm.
Wohnzimmer wie ein OP-Saal Die Eigenblut-Wurst, die Gwen van der Zwan in ihrem Beitrag für das Magazin „Vice “ beschreibt, ist sehr speziell. Gwen beschreibt, wie sie im Internet die notwendigen Utensilien für den Aderlass bestellte, ihr Blut mit Linsen, passierten Tomaten und Sojasoße mischte und würzte.
Gebratene Garnelen, frittierte Hühnchenschenkel, Pommes und Erdbeeren: Diese Zutaten hat sich der 52-Jahre alte John Wayne Gacy aus Illinois als letzte Mahlzeit vor seinem Gang in die Todeszelle bestellt. Der Fotograf Henry Hargreaves hat diese und weitere letzte Mahlzeiten von Todeskandidaten in den USA nachgestellt und abgelichtet. Die Arbeit trägt den Titel „No Seconds“.
Foto:
www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Der mehrfach verurteilte Mörder Timothy McVeigh bestellte sich Pfefferminz-Eis mit Schokolade als Henkersmahlzeit. „Die Fotos sollen nicht darüber urteilen“, ob die Todesstrafe richtig oder falsch ist, sagt Künstler
Hargreaves im Interview mit unserer Redaktion.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
„Ich will Dinge in einer differenzierten Art und Weise darstellen, so dass sich jeder seine Meinung über die Todesstrafe bilden kann“, sagt Fotograf Hargreaves. Ted Bundys letztes Mahl – Steak, Eier, Toast mit Butter und Marmelade, ein Glas Saft und ein Glas Milch – inszenierte er zum Beispiel auf einer roten Tischdecke.
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Victor Feguer bekam seine letzte Olive dagegen auf einem Teller mit Goldrand serviert. „Ich wollte jeden Teller unterschiedlich gestalten“, sagt Hargreaves.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
„Es gibt keine Fotos von den letzten Mahlzeiten der Todeskandidaten“, sagt Hargreaves. „ Ich habe mich gefragt, ob die Mahlzeiten auf Porzellan- oder Plastikteller serviert werden.“ Das von Allen Lee Davis bestellte letzte Mahl bestehend aus Hummer, Bratkartoffeln, Garnelen, Muscheln, Knoblauchbrot, stellte sich der Künstler mit Silberbesteck vor.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Die Informationen über die Mahlzeiten hat Hargreaves aus dem Internet, wo jeder US-Bundesstaat Liste darüber führt, wie die Todeskandidaten ihren letzten Tag verbracht haben – und was sie zum letzten Mahl bestellt haben. Angel Nieves Diaz entschied sich so zum Beispiel gegen ein „Wunsch“-Essen – auch die normale Gefängnis-Kost lehnte er ab.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Für Ferdinando Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti hätte die Henkersmahlzeit dagegen nicht leichter sein können. Es gab Suppe, Fleisch, Toast und Tee.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Als Texas sich 2011 dazu entschied, dass sich Todeskandidaten ihr letztes Mahl nicht mehr aussuchen dürfen, kam Hargreaves auf die Idee für seine Fotostrecke, die er „No Seconds“ nannte. Das Menü der 41-Jährigen Teresa Lewis – die Hühnchen, Erbsen mit Butter, Apfelkuchen und eine Dose Dr. Pepper wählte – inszenierte er ziemlich bunt.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Der verurteilte Mörder Ronnie Threadgill bekam sein Menü (Hühnchen, Kartoffelpüree, Gemüse, Brot, Wasser, Tee) in Hargreaves Augen dagegen schlicht mit Plastikbesteck serviert.
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Hargreaves findet es „ziemlich bizarr“, dass sich ein Land „das Recht herausnimmt, das Leben eines Bürgers zu beenden“, sagt Hargreaves. Ronnie Lee Gardner durfte zu seiner Henkersmahlzeit, bestehend aus Hummerschwanz, Steak, Apfelkuchen, Vanilleeis, eine „Herr der Ringe“-DvD anschauen. Dann wurde er hingerichtet.
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Ricky Ray Rector bestellte sich Steak, Hühnchen, Kirschlimonade. In den USA, wo Hargreaves mittlerweile lebt, ist die Zahl der Hinrichtungen laut Amnesty International 2016 gesunken. „In den Staaten wird das Thema ziemlich unter den Tisch gekehrt“, sagt der Künstler, der die Todesstrafe ablehnt und mehr auf das Thema aufmerksam machen wollte.
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www.henryhargreaves.com / Henry Hargreaves
Stephen Anderson wählte gegrilltes Käse-Sandwich, Mais, Radieschen und ein Stück Pfirsichkuchen. Als
Hargreaves die Mahlzeiten inszenierte, stellte er sich Fragen wie „Weiß der Koch, dass er die allerletzte Mahlzeit eines Menschen kocht?“, „Gibt er sich dabei besonders Mühe?“, „Oder knallen sie den Leuten einfach was auf den Tisch, ohne dabei nachzudenken?“ Sie werden wohl unbeantwortet bleiben.
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Fast jeder, dem sie von der Geschichte erzählte, fand die Idee „ekelhaft“, schreibt sie. Aber sie ließ sich davon nicht abhalten. „Plötzlich sah mein Wohnzimmer wie ein OP-Saal aus“, schreibt Gwen.
Eine Freundin half ihr bei der Zubereitung und verspeiste mit ihr und einem weiteren Gast das Festmahl für Vampire zum Abendessen. „Vice“ teilte den Beitrag mit einem Bild der Köchin und der Kreation auf Facebook.
Kommentare bei Facebook gespalten Ob die Geschichte wahr oder erfunden ist, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. Aber sie zeigt Wirkung: Mehr als 2000 Kommentare finden sich bereits unter dem „Vice“-Beitrag. Die Reaktionen reichen von blankem Entsetzen und Ekel bis zur Bewunderung für die junge Frau.
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„Ich liebe es, wie hier jeder ausflippt, aber selbst doch Fleisch und Eier isst“, schreibt eine Nutzerin. Ob die Geschichte nun wahre Performance-Kunst oder von der Niederländerin erfunden ist. (dahe)
Ja, hier steckt ein Mann kopfüber und nackt in der Erde – vor der Hamburger Elbphilharmonie. Die Aktion des russischen Konzeptkünstlers Andrey Kuzkin ist Teil der Serie „The Phenomenon of Nature or 99 Landscapes with Trees“ (Das Phänomen der Natur oder 99 Landschaften mit Bäumen). Wir zeigen weitere aufsehenerregende Aktionen von Künstlern.
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Ein bisschen verrückt und abgehärtet muss man da schon sein. Bei eisigen Temperaturen fand die Aktion von Kuzkin am Morgen des 8. Februar 2018 statt.
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Für eine halbe Stunde ragten nur der Unterleib und die Beine des 38-jährigen Moskauers heraus. Währenddessen atmete der Künstler über einen Plastikschlauch.
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Für das Projekt hat sich Kuzkin schon an zahlreichen Orten nackt eingraben lassen, Ende 2015 auch an der Binnenalster in Hamburg. Auch in der Antarktis stand er schon unbekleidet und kopfüber im frostigen Boden. Er wollte damit auf den Schutz der Umwelt aufmerksam machen.
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So sieht der russische Konzeptkünstler übrigens von der anderen Seite aus.
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Radikaler geht es bei Pjotr Pawlenski zu. Der russische Performance-Künstler nähte sich 2012 den Mund zu.
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Mit der Aktion vor der russischen Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg unterstützte er die damals inhaftierte Punkband Pussy Riot.
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Spektakulär auch seine Aktion in Moskau. Auf dem Roten Platz nagelte der Kreml-Kritiker seinen Hoden auf den Boden fest.
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Nackt wickelte und wälzte er sich auch schon im Stacheldraht.
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Die Protestaktion fand vor einem russischen Regierungsgebäude in Sankt Petersburg statt. Die Polizei beendete die Performance.
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Auch spektakulär: Der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz hat sich am Abend des 19. Juli 2001 über dem Berliner Bezirk Prenzlauer Berg mit Blut beschmiert und nackt an einen Kranhaken gehängt.
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Anschließend ließ er eine tote Kuh von einem Hubschrauber abwerfen. Die Kuh war vorher geschlachtet und gehäutet worden. Flatz, der mit seinen Kunstaktionen wiederholt für Aufsehen sorgte, kalkulierte nach eigenen Angaben Wut und Ausschreitungen im Publikum mit ein. Man müsse lernen, mit Aggressionen umzugehen, sagte der Künstler. Flatz wollte mit der Aktion, die er als Kunst sieht, die Angst der Menschen vor der Begegnung mit Fleisch veranschaulichen. Die Performance ist bei Tierschützern auf Protest und Empörung gestoßen. Dies sei ein „kaum zu überbietendes Beispiel zunehmender Verrohung im Umgang mit Tieren“, erklärte eine Sprecherin des Vereins Tierversuchsgegner.
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Etwas harmloser wirken die Aktionen des US-amerikanischen Künstlers und Fotografen Spencer Tunick. Er ist für seine temporären Installationen aus nackten Menschen bekannt. Diese Aktion fand 2016 auf dem Plaza Bolivar in Bogota statt.
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Im August 2007 fotografierte er auf dem Aletschgletscher (Schweiz) rund 600 nackte Teilnehmer. Es handelte sich hier um eine gemeinsame Aktion mit Greenpeace gegen die Klimaerwärmung.
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