Wenn die Saison für Menschen zu Ende ist, dürfen in mehr und mehr Freibädern die Hunde baden. Das Freibad „Schöne Flöte“ in Holzwickede gilt als Vorreiter dieser Form des Hundeschwimmens. Der Andrang ist groß. Aber: der Hund muss auch ins Wasser wollen.
Holzwickede.
Wenn man das fröhliche Getöse des Freibads „Schöne Flöte“ in Holzwickede bei Dortmund schon hört, aber noch nicht sieht, dann klingen gern halbe Sätze herüber in der Art: „Hulli, hier!“ „Scouby, fein!“ „Gut gemacht, Chico!“ – was man halt so redet mit den Lauflernkindern. Vielleicht käme man auf den Gedanken, dass Holzwickeder Kinder ein bisschen komische Vornamen haben; aber dass Hulli, Scouby oder Chico Hunde sind, darauf käme man eher nicht. „Paula, Platz!“ Ja, wie reden die Leute denn mit ihren Kindern?
Nein, es sind vielmehr die letzten Hundstage im städtischen Freibad. Ein schönes, großes, grünes Gelände ist das, doch das tiefe Becken, das Bewegungs- und das Planschbecken gehören heute Labrador und Golden Retriever, Mops und Spitz und anderen Wasserratten in Hundsgestalt. Und Menschen? Müssen leider draußen bleiben!
Viele Tennis- und Quietschebälle
Aus dem Wasser wenigstens. Seit 2010 lässt das Bad die Hunde zu Wasser, wenn die Saison für Menschen vorbei ist. „Wir waren meines Wissens zumindest in NRW die ersten“, sagt Schwimmmeister Michael Hegener (44): „Wir hätten uns das patentieren lassen sollen!“ Denn in Blomberg und Bevern, in Rheda-Wiedenbrück oder Remscheid haben sie Nachahmer gefunden, und draußen auf dem Parkplatz der „Schönen Flöte“ stehen Autos aus dem halben Ruhrgebiet. Um die 500 Hunde kommen an so einem Wochenende.
Tollen über die Wiesen, tasten sich vor ans Becken, halten den Kopf hoch, schieben den Körper ins Wasser und stoßen sich ab. Andere dagegen wollen partout nicht ins Wasser, und ein Labrador knallt gar mit einem Bauchplatscher aufs Wasser. Gekonnt! Im Ernst: Manchmal drängt sich etwas der Eindruck auf, es seien vielleicht eher die Besitzer, die ihre Hunde hier im weitesten Sinne zum Jagen tragen, als dass es die selbst von Herzen ins Wasser zöge. So viele Tennis- und Quietschebälle werfen sie entschlossen ins Wasser, so viele Frisbee-Scheiben: mit, sagen wir, durchwachsenem Erfolg.
„Das ist hier wie ein Freizeitpark für Hunde“
„Ich finde das schön, dass er hier unter so vielen anderen Hunden ist . . . Duke, komm her!“, sagt Eveline Rumpf aus Dortmund: „Er findet hier viele Freunde.“ Doch das Wasser, ach: Die großen Becken sind Duke nicht geheuer, nur ins Planschbecken wagt sich der vorsichtige Labrador. Und Petra Kählitz, ebenfalls Dortmunderin, sagt: „Das hier ist wie ein Freizeitpark für Hunde“. Früher kam sie mit Kindern, heute mit Retriever.
Hegener, der Schwimmmeister, sitzt derweil weiter an der Kassenklappe, und der typische Dialog geht so: „EIN Hund?“, fragt er, „EIN Hund!“, ist die Antwort, und Hegener sagt: „Zwei Euro, sofern der Hund Geld dabei hat.“ Impfbescheinigung und Haftpflicht sind vorgeschrieben, doch die kontrolliert er nur sporadisch: „Wenn ich eine Schlange an der Kasse haben, will ich die Hunde nicht noch nervöser machen, als sie schon sind.“ Der einzige, der Hegener Gesellschaft leistet an der Kasse, ist sein eigener Hund: Max, Terrier und passionierter Nichtschwimmer.
Tierärztin: Hunde nicht zwingen
Eine Frau sieht man inzwischen mit nassen Hosen bis zur Hüfte im Wasser stehen, „Komm!“ ruft sie und planscht lockend, doch ihr Hund verharrt am Beckenrand. Ehrlich gesagt: Das wird wohl nichts mehr. Ist aber vielleicht auch besser so: „Zwingen Sie Ihren Hund nicht zum Schwimmen“, sagt die Tierärztin Doerte Kaufmann aus Unna. Das erzeuge nur Stress und Panik. Und: Wenn der Hund es nur mit Mühe aus dem Wasser schaffe, sei ein Geschirr zum Herausziehen sinnvoll. Das schone den Bewegungsapparat. Doerte Kaufmann kann getrost davon ausgehen, dass der eine oder andere Schwimmhund bald in ihrer Praxis auftaucht. Mit Rücken.