Eigentlich dürfen die Sportler im Olympischen Dorf umsonst essen. Einige haben es übertrieben. McDonald’s reagiert mit einem Limit.
Rio de Janeiro.
Gesundes Essen? Ach was! Im Olympischen Dorf in Rio gibt es eine McDonald’s-Filiale – und die Schlange davor ist rund um die Uhr ziemlich lang. Wenig überraschend, denn die Sportler und ihre Trainer dürfen im Dorf umsonst essen, so viel sie wollen. Überall und damit auch bei McDonald’s, einem der ältesten Sponsoren der Olympischen Spiele. So war jedenfalls der Plan.
Doch die Restaurant-Kette hat die Regeln geändert und will damit den offensichtlichen Fresswahn beenden. Anstatt „All you can eat“ gibt es ein Limit pro Bestellung. Das liegt bei 20 Einzelbestellungen, schreibt die „Washington Post“. Wer mehr will als das, muss zusätzliche Wartezeit in Kauf nehmen. Könnte bei der Länge der Warteschlange vor dem Verkaufsschalter durchaus ein Druckmittel sein.
Kaum Alternativen zu McDonald’s
20 klingt viel? Die Menge wurde aber von vielen Sportlern überschritten. Ob der Grund extremer Hunger und eine dicke Belohnung nach den anstrengenden Wettkämpfen oder schlicht eine Massenbestellung für die Teamkollegen ist, lässt sich nicht genau sagen. „In den letzten Tagen, wenn die meisten Wettbewerbe vorbei sind, kommen die Mitarbeiter kaum hinterher, wenn jeder Athlet, der in der Schlange steht, 27 Cheeseburger, 40 Chicken McNuggets, zwölf Eisshakes und eine Cola Light bestellt und dann geht, ohne zu bezahlen“, erzählt etwa die australische Schwimmerin Melanie Schlanger auf der australischen News-Website „news.com“.
Prominentestes Beispiel in den sozialen Netzwerken: Der australische Badminton-Spieler Sawan Serasinghe. Er postete ein Foto auf Instagram, das ihn mit sechs Burgern, sechs Tüten Pommes Frittes, vier Portionen Hühnchen-Nuggets, sechs Brownies und einem Milchshake zeigt. Nach Monaten, in denen er nur gesund gegessen habe, sei es jetzt an der Zeit für Junk Food, schrieb es nach dem Ausscheiden im Wettbewerb.
Auch der Weg der Rugby-Mannschaft der Fidschi-Inseln führte nach dem letzten Spiel in das Fast-Food-Restaurant. Das Team, das in Rio die Goldmedaille gewann, werde den Sieg bei McDonald’s feiern, sagte Mannschaftskapitän Osea Kolinisau der BBC. „Wir durften bis nach dem Finale nicht hin, aber jetzt freue ich mich wirklich auf einen Big Mac.“ Und auch die US-Turnerinnen Aly Raisman und Simone Bailes beendeten die Wettkämpfe mit Pommes und Eis.
Möglicherweise ist der Ansturm auf die Burger auch schlicht Resultat mangelnder Alternativen. Im Olympischen Dorf wohnen Tausende Athleten mit ihren Teams. Eine große Auswahl an Essensmöglichkeiten gibt es laut „Washington Post“ aber nicht. Neben der Fast-Food-Filiale eigentlich nur eine Cafeteria in einem riesigen Zelt und ein brasilianisches Restaurant mit einheimischen Gerichten. In der Cafeteria gehe es zu manchen Zeiten „total verrückt“ zu, erzählen Athleten – und über das brasilianische Essen im Restaurant höre man auch wenig Gutes. Bleibt also McDonald’s. Das Essen kennt jeder, es dürfte überall auf der Welt gleich schmecken.
Medaillengewinn trotz Fast Food
Besonders beliebt scheinen die Burger bei den chinesischen Sportlern zu sein. Das Basketball-Team des Landes kommt nach Angaben eines McDonald’s-Mitarbeiters jeden Tag, gerne mehrfach. „Die essen Big Macs um 9 Uhr morgens“, sagte er der „Washington Post“. „Es ist verrückt.“
Und was ist mit dem gesunden Essen während der Spiele? Offenbar überschätzt, bei dem Kalorienverbrauch während des Training vorher und der Wettkämpfe selbst. US-Schwimmer Ryan Lochte jedenfalls verspeiste 2008 in Peking laut „Wall Street Journal“ jeden Tag Burger und Fritten – und gewann trotzdem vier Medaillen.