Die Frau mit dem Helfer-Syndrom: Die Hauptdarstellerin spielt grandios, der Film hingegen ist es nicht. Das Spiel mit Klischees ist nicht das einzige Problem.
Essen.
Sie meint es doch nur gut. Hannah König (Aglaia Szyszkowitz) leidet unter dem Helfersyndrom. Kein Problem zu groß, keine Sorge zu klein, immer ist sie zur Stelle. Im Job als Sozialarbeiterin für betreutes Wohnen sowieso aber auch im verschuldeten Brautmodenladen „Hochzeitskönig“ ihrer Mutter, den sie sich nach einem Unfall der alten Dame zusätzlich ans Bein bindet – schwieriges Klientel inklusive. Da ist etwa Barkeeperin Jenny (Ulrike C. Tscharre), die ihr gekauftes Hochzeitskleid zurückgeben und die Hochzeit mit ihrem Verlobten Simon (Thomas Unger) platzen lassen will. Was Hannah natürlich nicht zulassen kann, sich deshalb kräftig in das Leben der Brautleute in spe einmischt.
Logisch, dass da wenig Zeit bleibt für Tochter Lia (Anastasia Trebuth) und die frisch gegründete Patchworkfamilie mit Polizistenfreund Barney (Marcus Mittermeier) samt Sohn Feddy (Joël Sommer). Erst ist Lia genervt, dann der Stiefsohn, schließlich der neue Lebensgefährte. Aber Hannah ist so mit den Problemen anderer beschäftigt, dass sie gar nicht merkt, wie ihre eigene Beziehung immer tiefer in die Krise rutscht. Barney fühlt sich schon fast wieder als Single, das Patchwork-Experiment droht gnadenlos zu scheitern. „Hannah hat etwas sehr Weiches, fast schon Aufopferungsvolles. Das hat mich interessiert“, sagt Hauptdarstellerin Aglaia Szyszkowitz im ARD-Interview. Die Figur sei ihr aber auch etwas suspekt.
Klischeebeladen und konstruiert
Vielen Zuschauern möglicherweise auch. Manchmal muss man jedenfalls erst einmal durchatmen angesichts der vielen Baustellen, die in diesem Film aufgemacht werden. Aber keine Angst, alles wird gut. Es ist schließlich Freitagabend, und wir sind in der ARD. Deshalb läuft „Hochzeitskönig“ auch unter der Kategorie „Komödie“. Wirklich lustig ist der Film allerdings nicht.
Zu konstruiert ist seine Geschichte, zu klischeebeladen müssen seine Figuren agieren – allen voran die pubertierenden Kinder der Familie. Viele Handlungsstränge sind vorhersehbar, den Charakteren fehlt es an Tiefe. Und die Inszenierung wirkt oft etwas altbacken. Da kann auch die auf allen Hochzeiten tanzende, gut aufgelegt spielende Aglaia Szyszkowitz nicht mehr viel retten.
Fazit: Nichts Neues im Ersten. Vieles im Hochzeitskönig hat man so ähnlich schon gesehen. Oft sogar besser.
Freitag, 10. April, ARD, 20.15 Uhr