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Geschichten, die wir unseren Eltern heute nicht mehr glauben

Kaugummi verklebt den Magen? Wenn Eltern Quatsch erzählen

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"Wenn du nicht aufisst, gibt's morgen schlechtes Wetter", erzählen Eltern gerne ihren Kindern. Foto: thinkstock / Montage: Gerd Bertelmann
Die Babys bringt der Klapperstorch. Fernsehen macht viereckige Augen. Und die Grimasse bleibt so, wenn die Uhr schlägt. Kaum zu glauben, was Eltern ihren Kindern alles erzählen. Wir nehmen die Geschichten unserer Kindheit unter die Lupe: Steckt in manchen vielleicht doch ein wahrer Kern?

Essen. 

Eigentlich wussten wir ja alle, dass das nicht stimmen kann – wenn unsere Eltern uns damals von Apfelbäumen berichteten, die aus verschluckten Kernen in Kindermägen wachsen, oder von Fernsehern, die viereckige Augen machen. Wir haben immer geahnt, dass das nur Quatsch ist – natürlich.

Oder? Ein Restzweifel war ja doch immer da: Was, wenn es wirklich morgen Gewitter gibt, weil wir unseren Teller nicht brav leer essen? Wird die Cola vielleicht tatsächlich unsere Magenwände zersetzen? Und bleibt die Grimasse vielleicht doch für immer, wenn die Uhr schlägt?

Manche Geschichten prägen uns noch als Erwachsene

Fakt ist: Einige dieser Geschichten, die Eltern seit Generationen ihren Kindern erzählen, haben uns bis ins Erwachsenenalter geprägt. Manch einer schluckt immer noch keinen Kaugummi, weil der ja angeblich den Magen verklebt.

Und andere sorgen sich um ihr Augenlicht, wenn sie bei schlechtem Licht lesen.

Es ist also höchste Zeit, die Ratschläge und Schauermärchen unserer lieben Eltern mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Fernsehen macht viereckige Augen 

„Fernsehen macht viereckige Augen.“ Diesen Satz kennen vermutlich ganze Generationen von Kindern, seitdem die Mattscheibe in den 1950er Jahren zum Massenmedium in westdeutschen Wohnzimmern aufgestiegen ist. Und auch ich bekam den Spruch jedes Mal zu hören.

Die Folge: Noch heute, im Erwachsenenalter, kann ich nicht mitreden, wenn sich Freunde und Kollegen über Kinder-Serien vergangener Zeiten unterhalten. Mein Fernseh-Horizont reichte als Kind nicht über die Sendung mit der Maus hinaus. Ich habe quasi im Tal der Ahnunglosen der Kinder-Fernseh-Unterhaltung gesessen – und das mitten in Westdeutschland.

Noch fataler: Ich habe wirklich geglaubt, dass man von zu viel Fernsehen Augen in Form von viereckigen TV-Geräten bekommt. „Das ist natürlich nur ein Volksmärchen“, sagt Georg Eckert, Augenarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Augenärzte: „Fernsehen ist für die Augen nicht ungesund.“

Trockene Augen durch Blick auf die Mattscheibe

Allerdings könne man vor der Mattscheibe trockene Augen bekommen. Grund ist der monotone Blick auf das TV-Gerät, durch den der Tränenfilm auf den Augen verringert wird. Dann sollte man zum Augenarzt gehen, rät Eckert.

Erleichterung gibt es für alle fernsehliebenden Kinder jedoch nicht: Zuviel Glotze macht dumm – und das ist kein Märchen. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat früher und häufiger Fernseh- und Computerkonsum negativen Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten und damit auf die Schulleistungen.

Wenn du nicht aufisst, gibt’s morgen schlechtes Wetter 

Früher war ich Wettergott. Der kleine Peter als Herr über Regen, Sonne, Blitz und Donner. Das Geheimnis meiner Macht: Der Braten mit Kartoffelpüree und Erbsen auf meinem Teller.

Wenn ich den Teller leer aß, dann schien am nächsten Tag die Sonne, und alle freuten sich. Ließ ich jedoch Püree oder Bratenreste zurück, dann wussten alle: Der nächste Tag würde Regen bringen, Sturm, womöglich Gewitter.

Ist der Teller leer, scheint die Sonne

Das jedenfalls musste ich aus dem schließen, was die Erwachsenen gerne sagten: Wenn du nicht aufisst, gibt’s morgen schlechtes Wetter; oder aber: Wenn du den Teller leer isst, scheint morgen die Sonne.

Eine Sache hätte mich stutzig machen sollen: Was ist, wenn ich alles aufesse, das Nachbarkind aber nicht? Treffen dann Schlechtwetterfronten auf Hochdruckgebiete? Wirbelsturm über dem Nachbarskind, Sonnenschein und Schäfchenwolken über mir?

Weltuntergang wegen Kinderappetits?

Und jetzt rechnen Sie mal hoch: Gut elf Millionen Kinder leben allein in Deutschland, von denen manche täglich ihren Teller leer essen und andere nicht. Einige verzehren zwar brav ihr Frühstück, dafür aber nicht das Abendbrot – oder umgekehrt.

Wo soll das hinführen? Wetterchaos, Klimawandel im Minutentakt, schwarzes Loch – Weltuntergang! Zum Glück weiß ich ja jetzt, dass das alles Quatsch ist. Kinder machen kein Wetter. Sven Plöger macht das Wetter.

Verschluckter Kaugummi verklebt den Magen 

Was hat Thomas Adams sich nur dabei gedacht? War der Amerikaner, der als Urvater des modernen Kaugummis gilt, nicht nur Erfinder, sondern womöglich auch der verantwortungsloseste Mensch der Welt? Denn es ist ja offenbar eine perfide Teufelsmasse, die er 1871 auf uns losließ.

Was wir vermutlich alle von unseren Eltern gelernt haben: Kaugummis verkleben den Magen, wenn man sie verschluckt. Kaum zu fassen, welchem Risiko sich Millionen Kaugummikauer immer wieder aussetzen!

Zähes Damoklesschwert zwischen den Zähnen

Der Kaugummi war in meiner Kindheit eine Art zähes Damoklesschwert – direkt zwischen meinen Zähnen. Einmal nicht aufgepasst – und schwups – ist der Magen verklebt. Kauen unter Angst. Heute weiß ich: Man darf den Kaugummi schlucken, der Körper scheidet einfach alles aus, was er nicht verdauen kann.

Das Schlucken von Kaugummis ist also nicht gefährlich, bestätigt auch Gastroenterologin Dagmar Mainz. Aber was ist, wenn jemand eine besonders große Menge an Kaugummis schluckt? „Dazu gibt es keine vernünftige Literatur“, sagt Mainz und fragt: „Warum sollte das jemand tun?“

Berechtigte Frage, die sich Kinder aber gerne mal nicht stellen: So beschreibt der US-Gastroenterologe in einem Aufsatz für die Zeitschrift Pediatrics Fälle kleiner Patienten, die regelmäßig sehr viele Kaugummis geschluckt hatten. Bei ihnen hatte sich eine Art Pfropf im Darm gebildet, der zu vorübergehender Verstopfung führte.

Ausspucken ist im Zweifel also sicherer. Dafür verunzieren die platt getretenen Kaugummi-Flatschen Straßen und Plätze. Andererseits: Ohne die Gummi-Spucker gäbe es nicht Kunstprojekte wie das von Ben Wilson.

Ganze Wände voller Kaugummi

Der britische Künstler verschönert die plattgetretenen Kaugummis mit Miniaturbildern – und hat bereits Nachahmer gefunden. Und in der US-Stadt San Luis Obispo werden die Mauerwände einer Gasse von oben bis unten mit Kaugummis beklebt – mittlerweile ist die „Bubblegum Alley“ Kult und zieht Touristen an.

Fazit: Wer ab und an mal einen Kaugummi schluckt, schadet seiner Gesundheit nicht – aber vielleicht dem Kulturbetrieb…

Die Babys bringt der Klapperstorch 

Seit Jahrhunderten erzählen Eltern ihren Kindern, dass die Babys vom Klapperstorch gebracht werden. Und auch meine Generation wird von dem Irrglauben nicht verschont. Ich kann mich noch an ein Bild in einem Buch aus meiner Kindheit erinnern, auf dem ein Storch ein Tuch im Schnabel hielt, in das ein Neugeborenes gewickelt war. Die Quelle dieses Mythos‘ lässt sich nicht genau identifizieren.

Aber noch heute finden sich Hinweise auf den Zusammenhang zwischen dem langbeinigen Federvieh und den Neugeborenen. Der Klapperstorch findet sich im Namen von Internet-Shops für frischgebackene Eltern wieder, eine Hebammen-Praxis aus NRW nennt sich „Klapperstorch Airlines“.

Woher hat der Storch die vielen Windeln?

Für kleine Kinder mag die Geschichte vom Klapperstorch plausibel sein. Auch wenn ich mich als Kind immer gefragte habe, woher der Klapperstorch eigentlich die vielen Kinder hat – und die vielen Windeln.

Denn auf den meisten Bildern, etwa den Glückwunschkarten zur Geburt der kleinen Schwester, hatten die Babys, die der Klapperstorch brachte, immer eine frische Stoffwindel um den Po.

Nachdem sich der Weihnachtsmann und der Osterhase als Ausgeburt der Phantasie meiner Eltern herausgestellt hatten, verschwand irgendwann auch der Klapperstorch aus meinem Leben.

Zusammenhang zwischen Storchenpopulation und Geburtenrate

Anderen Menschen ging es nicht so, noch heute verfolgt sie der Klapperstorch. Sie sind Wissenschaftler und untersuchen die Theorie vom Storch. So hat ein Autorenteam um Thomas Höfer vom Bundesinstitut für Risikobewertung den Zusammenhang zwischen Storchvorkommen und Geburtenrate untersucht.

Sie fanden erstaunliches heraus: In Niedersachsen weisen die Geburtenrate und die Storchenpopulation zwischen 1975 und 1985 einen nahezu ähnlichen Kurvenverlauf auf. Das Märchen vom Klapperstorch stimmt also doch? Nein. Die Autoren wollten einfach nur zeigen, was passiert, wenn man zwei beliebige Statistiken miteinander vergleicht.

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Wenn du eine Grimasse schneidest, während die Uhr schlägt, bleibt die Grimasse für immer 

Ich könnte heute wie ein schielendes Schwein mit Fischmaul aussehen, wenn meine Eltern recht gehabt hätten. Denn wenn man Grimassen schneidet, während die Uhr schlägt, dann kann das Gesicht unter Umständen für immer so bleiben.

Das hat man mir jedenfalls gesagt, als ich ein Kind war. Die mitgelieferte, schon beinahe wissenschaftlich klingende Erklärung: Der Uhrschlag erschrecke den Grimassierenden derart, dass die Gesichtsmuskeln einfach verharrten – aus Reflex.

Aus der Warnung wurde ein Appell

Was ein Reflex ist, wusste ich damals nicht. War mir auch egal, denn aus der vermeintlichen Warnung war in meinem Kopf längst ein Appell geworden: Probier es aus, Peter, probier es aus…! Was blieb mir also anderes übrig, als – es auszuprobieren.

Hätte ich das Wort Adrenalin damals schon gekannt, hätte ich beschreiben können, was mir durch die Adern jagte, als ich mich vor die Standuhr im Wohnzimmer setzte.

Das volle Grimassenprogramm um kurz vor Zwölf

Mit den Mittelfingern der rechten und linken Hand drückte ich die Nasenflügel nach oben, mit den Zeigefingern zog ich die unteren Augenlider nach unten und die Lippen stülpte ich herzhaft nach außen und schielte dabei: Das volle fiese Grimassenprogramm mit Schweinsnase und Fischmaul.

Und das um eine Minute vor Zwölf – blanker Wahnsinn. Dann schlug sie, die Uhr. Eins, zwei, drei… zwölf Mal. Man kann ja sagen, was man will, aber: Ich sehe heute definitiv nicht wie ein schielendes Schwein mit Fischmaul aus. Was beweist: Grimassen bleiben nicht für immer, wenn die Uhr schlägt.

Fakt ist: Wir konnten keinen Mediziner erreichen, der von einem Fall wusste, bei dem ein Mensch eine Grimasse für immer – oder auch nur vorübergehend – behalten musste. Die 26 Gesichtsmuskeln sind gut trainiert und verkrampfen nicht so schnell.

Cola ist so gefährlich, die kann sogar Fleisch zersetzen 

„Cola ist für Kinder nicht nur ungesund, sonder sogar gefährlich, weil sie Fleisch zersetzt.“ Diese Geschichte haben unsere Eltern uns nur zu gerne erzählt, um den Verzehr der süßen Brause zu unterbinden. Küchen-Experimente wurden durchgeführt. Ein Stück Fleisch über Nacht in Cola eingelegt – und am nächsten Tag war es verschwunden.

Dieser Mythos stimme nicht, erklärt eine Sprecherin von Coca Cola. Aber die Brause habe eine andere Wirkung: „Fleisch ist eiweißreich und säurehaltige Lebensmittel lassen Fleisch aufquellen. Dieser Effekt tritt auch auf, wenn Fleisch in Fruchtsaft, Essig oder kohlensäurehaltige Getränke gelegt wird.“ Rheinischer Sauerbraten werde nach demselben Prinzip gemacht: Durch das Einlegen werde das Fleisch zart.

Durch Cola verliert das Fleisch Form und Farbe

Das Fleisch verliert durch die Cola-Behandlung an der Oberfläche seine Form und Farbe und quillt auf – aber es verschwindet nicht. Der menschliche Magen ist übrigens an eine noch viel stärkere Säure gewöhnt, die Magensäure. Woher der Mythos von der Zersetzung stammt, das weiß man auch bei Coca Cola nicht.

Es ist zu vermuten, dass das Verschwinden des Cola-Fleisches eher auf eine andere Ursache zurückzuführen ist: Die Eltern haben das Fleisch heimlich aus der Brause geklaut. Beweise gibt es dafür aber nicht.

Wer einen Apfelkern verschluckt, dem wächst ein Apfelbaum im Bauch 

Für Kinder hört sich das wie eine wirkliche Horror-Geschichte an: Wer einen Apfelkern verschluckt, dem wächst ein Apfelbaum im Magen.

Womit die Erwachsenen im Aufzuchtumfeldes des Kindes gerne zu scherzen beliebten, kann den Kleinen ganz schön Angst einjagen.

Wo wachsen die Wurzeln ‚raus?

Kinder fragen sich dann: Wo wächst dann die Baumkrone heraus und wo die Wurzeln? Das ist wahrlich keine schöne Vorstellung. „Es kann weder ein Kirschbaum wachsen noch eine Paprikapflanze, wenn man aus Versehen einen Kern verschluckt“, sagt die Ernährungsfachfrau Ute Alexy vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund.

„Die Magensäure sorgt dafür, dass das Obst und Gemüse nicht keimen kann“, so Expertin. Außerdem scheiden Menschen alles, was sie gegessen haben, nach zwei bis vier Tagen wieder aus (siehe Kaugummi-Mythos). „So schnell würde kein Baum und keine Pflanze wachsen“, sagt die Fachfrau.

Mach’s Licht an beim Lesen, sonst verdirbst du dir die Augen 

Eigentlich bin ich ja doch zu jung, um hier mit einem Satz wie „wir haben ja früher noch“ zu beginnen. Aber: Wir haben ja früher noch gelesen.

Den Gameboy gab’s vielleicht so gerade schon, ein Nintendo Entertainment System besaßen gefühlt nur vier Menschen im Ort (und nur einen von denen kannte ich persönlich) und von einem eigenen Fernseher auf dem Zimmer konnte ich allemal träumen.

Das Auge gewöhnt sich schnell an Helligkeitsunterschiede

Also hab ich abends einfach auch mal was gelesen – damals als Kind in den grauen Zeiten der späten 80er und frühen 90er. Und was ich da immer wieder zu hören bekommen habe, werden viele kennen: „Junge, mach’s Licht an beim Lesen, sonst verdirbst du dir die Augen!“

Dämmerlicht und Nachttischlampe reichen also nicht, sonst lässt die Sehkraft nach. Stimmt das? „Nein“, sagt Bärbel Scholtysik vom Zentralverband der Augenoptiker. „Es kann der Sehkraft nicht schaden, denn das Auge gewöhnt sich schnell an große Helligkeitsunterschiede“, erklärt die Fachfrau.

Kopfschmerzen und Augenbrennen

Dafür ist es ja auch gerüstet: Die Pupillen weiten und schließen sich, lassen bei wenig Außenlicht viel Helligkeit auf die Netzhaut, bei gleißendem Sonnenschein entsprechend weniger.

Aber: Es kann zu sogenannten Anstrengungsbeschwerden – sprich: Kopfschmerzen, Augenbrennen – kommen. Denn man muss sich stärker konzentrieren, wenn man bei schlechtem Licht liest. Bleibende Schäden gibt es aber definitiv nicht.

Das Christkind bringt die Geschenke 

Wahrscheinlich ist das eine Lüge, die Eltern sich ausdenken, um die Verantwortung für schlechte Geschenke an eine Instanz abzuschieben, bei der sich kein Kind der Welt beschweren kann. Das Christkind bringt die Geschenke, nicht die Eltern. Also ist das Christkind auch schuld, wenn die Geschenke nicht gefallen.

Es muss Weihnachten 1990 gewesen sein, damals war ich fünf Jahre alt und glaubte selbstverständlich an das Christkind, als ich einen Plan ausheckte. Mein Vater hatte damals eine riesige, wahrscheinlich zwei Zentner schwere, Videokamera von der Arbeit mitgebracht. Um das Christkind auf frischer Tat zu ertappen und den Beweis für seine Existenz festzuhalten, versteckte ich mich an Heiligabend mit der Videokamera hinter dem Sofa.

Das „Christkind-Video“ verschlafen

Doch die ganz große Weltsensation blieb aus, das Christkind zeigte sich nicht und ich schlief nach einer halben Stunde des Wartens ein. Als ich wieder aufgewacht war, lagen auf einmal die Geschenke unter dem Baum.

IrrtümerDamals hielt ich das für etwas magisches, heute weiß ich: Wissenschaftlich gesehen kann es weder Christkind noch Weihnachtsmann geben. Denn die Existenzfrage nach dem Weihnachtsmann, der ja einen dem Christkind recht ähnlichen Job ausübt, hat einen unbekannten Autor dazu gebracht, eine kleine, physikalische Abhandlung zu schreiben. Hier einige Eckdaten dieser „Studie“, die seit einigen Jahren im Internet kursiert: Der Schlitten des Weihnachtsmanns müsste in etwa ein Gewicht von 340.000 Tonnen tragen um die Geschenke aller Kinder zu tragen. Um ihn zu ziehen, bräuchte es 252.000 Rentiere.

Das Ende des Weihnachtsmannes

Jede Sekunde müsste der Weihnachtsmann dabei 822,6 Kinder besuchen und sein Schlitten müsste sich mit einer Geschwindigkeit von 1046 Kilometern pro Sekunde, also der 3000-fachen Geschwindigkeit des Schalls fortbewegen. Die fantasielose Abhandlung endet damit, dass alle Rentiere aufgrund der durch die Geschwindigkeit des Schlittens entstehenden Hitze explodieren und der Weihnachtsmann durch gewaltige Fliehkräfte zerquetscht würde. Die traurige Schlussfolgerung des unbekannten Autors: Sollte der Weihnachtsmann jemals am Weihnachtsabend Geschenke verteilt haben, ist er nun tot.

Der Himmel ist rot, weil die Engel Plätzchen backen 

„Mama, sag mal, warum ist der Himmel so rot?“ Das ist eine berechtigte Frage, wenn man Kind ist. Und darauf hatte ich als Kind eigentlich eine vernünftige Erklärung verdient.

„Der Himmel ist rot, weil die Engel Plätzchen backen“, antwortet meine Mutter. Gut, die Vorstellung, dass die Engel im Himmel ein Arsenal aus Vanille-Kipfeln, Zimt-Sternen oder Spitzgebäck produzieren, ist verlockend. Sie müssen einen ziemlichen großen Ofen haben, der viel Wärme abgibt und stark glüht.

Lichtbrechung macht den Himmel rot

Aber in der Realität gibt es eine simple wissenschaftliche Erklärung für den roten Himmel. Den verursache die Lichtbrechung, erklärt Rebecca Krampitz, Meteorologin beim Wetterdienst Meteomedia.

Der rote Himmel ist morgens und abends zu beobachten. In NRW sehe man ihn durch den meist herrschenden Westwind vor allem, wenn es im Westen klar sei und im Osten Wolken vorhanden seien, erklärt Krampitz.

Die Wolken werden bei einem solchen Wetter zum Beispiel von der untergehenden Sonne beleuchtet. „Das Sonnenlicht besteht aus ganz vielen Farben“, sagt die Meteorologin. Diese werden unterschiedlich gebrochen und gestreut. Abends werden die blauen Strahlen stärker gebrochen, so dass rotes Licht übrig bleibt.

Beim Schluckauf wächst das Herz 

Als Kind hatte ich ein großes Herz. So wie alle Kinder. Das liegt am Schluckauf, wie man weiß. Denn: Wenn man hickst, dann wächst das Herzchen – so hat man es mir damals erklärt. Und es klingt ja auch logisch. Denn wenn man Schlauckauf hat, dann passiert ja gefühlt irgendwas in der Ecke des Körpers, in der man das Herz vermutet.

Und weil man ja als Kind ohnehin im Wachstum ist, hat man keinen Grund zu zweifeln, wenn einem die Erwachsenen sagen: Beim Schluckauf wächst das Herz.

Luft drückt auf die Stimmritze

Quatsch ist es trotzdem. Denn der Schluckauf hat rein gar nichts mit dem Herzen zu tun. Vielmehr entsteht er, weil das Zwerchfell durch kalte Getränke, Alkohol oder zu viel Essen gereizt wird. Es zieht sich ruckartig zusammen und der Hicksende atmet plötzlich tief ein.

Das ganze ist ein Reflex, dessen genaue Funktion bislang unbekannt ist. Weil sich beim Hicksen gleichzeitig der Kehldeckel oberhalb des Kehlkopfes schließt, drückt Luft auf die sogenannte Stimmritze: So entsteht das typische – und in der Regel nervtötende – Hicks-Geräusch.

Schade eigentlich – „Das Herzchen wächst“ klingt irgendwie netter als Erklärungen rund um Kehlköpfe und Stimmritzen…

Wenn man Salz auf die Blume eines Hasen streut, lässt er sich fangen 

Kinder sind sehr aktiv. Manchmal zu aktiv für genervte Eltern. Dann gibt es verschiedene Methoden, sie ruhig zu stellen. Die Grundidee ist jedoch immer dieselbe: Das Kind muss so lange rennen, bis ihm jegliche Kraft fehlt, die eigenen Eltern bei der wohlverdienten Ruhe zu stören. Eine Geschichte, die meine Eltern mir zu diesem Zweck erzählten, war, dass man Hasen und Kaninchen fangen könne, indem man ihnen Salz auf die Blume streut.

Also habe ich mir regelmäßig einen Salzstreuer gegriffen, um Jagd auf die vielen, armen Langohren des Münsterlands zu machen. Erwischt habe ich aber weder Kaninchen noch Hasen. Doch meine Eltern hatten dank einer Lüge ihre Ruhe. Mittlerweile habe ich selbst zwei Kaninchen. Vor Salz haben sie definitiv keine Angst, eher vor Hunden oder Füchsen.

Legendenbildung durch Wolpertinger

Die Idee, dass Hasen und Kaninchen auf diese Art gefangen werden können, geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf das bayerische Fabelwesen „Wolpertinger“ zurück. Der Wolpertinger ist ein Hase mit dem Geweih eines Stiers und den Flügeln einer Ente. Allerlei Mythen ranken sich um dieses Tier und die Salzfangmethode ist nur eine von vielen. Andere Geschichten besagen, der Wolpertinger würde sich ohnehin nur hübschen jungen Frauen zeigen, die sich nachts in Begleitung eines „zünftigen Mannsbildes“ befinden. An dieser dieser Geschichte, in der es auch ums Einfangen geht, ist sicher mehr dran als an der „Salzfangmethode“.

Das platte Kaninchen auf der Straße schläft nur 

Für unsere Eltern ist das sicherlich ganz bequem. Da liegt ein totes Kaninchen auf der Straße und sie erzählen dem Nachwuchs, das schlafe nur. Dann ersparen sie sich die Konfrontation mit dem Thema Tod.

Bis zu einem gewissen Alter glauben Kinder die Geschichte vom schlafenden Kaninchen auf der Straße vielleicht, aber irgendwann fliegt der Schwindel garantiert auf. Wer macht schon bei dem Lärm einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße ein Nickerchen?

171.300 Rehe überfahren

Im Jahr 2012 wurden in Deutschland zum Beispiel rund 171.300 Rehe und 17.000 Wildscheine überfahren. Das geht aus der Wildunfall-Statistik des Deutschen Jagdschutzverbandes hervor. Im vergangenen Jahr habe die Zahl der durch Autokollisionen getöteten Tiere zwar abgenommen, aber schon seit Jahren sei sie auf einem beständig hohen Niveau, erklärt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdschutzverbandes.

Ursache für den Anstieg der Anzahl von toten Tieren auf deutschen Straße sei das Verkehrsaufkommen, erklärt Reinwald. Heute seien vier mal mehr Wagen auf den Straßen unterwegs und es gebe fünf mal mehr Unfälle mit Wild als noch 1975.

Es gibt Tierarten, bei denen haben Wildunfälle fatale Folgen für die Population. Dazu zählen Feldhase, Otter, Dachs, Luchs oder Wolf. „Bei denen kommt jedes zweite Tier, das stirbt, auf der Straße ums Leben“, sagt Reinwald.

Tunnel und Wildbrücken ersparen Lügenmärchen

Steigt das Verkehrsaufkommen noch weiter, werden die Tiere irgendwann vollkommen von bestimmten Gegenden abgeschnitten. Dadurch werde der Genpool kleiner, die Tiere anfälliger für Krankheiten oder Inzucht, erklärt Reinwald.

Der Deutsche Jagdschutzverband fordert, das die Lebensräume der Tiere vernetzt werden – zum Beispiel durch Tunnel oder Brücken. Was Biotopvernetzung angehe, sei Deutschland ein Entwicklungsland, sagt Reinwald.

Vorteile hätten Wildbrücken und Co. auf jeden Fall für die Tiere. Und auch Eltern könnten sich die Geschichte vom platten Kaninchen, Wildschein oder Reh, das ein Schläfchen macht, sparen.

(mit dpa)