Herzkranker Daniel Engelbrecht kam wundersam zurück
Er besiegte seine Herzkrankheit, jetzt fliegen ihm die Herzen zu: Daniel Engelbrecht war mit seinem 2:1 der Matchwinner für die Stuttgarter Kickers.
Reutlingen.
Es ist ein Comeback der besonderen Art. Vor eineinhalb Jahren war Daniel Engelbrecht auf dem Fußballplatz zusammengebrochen. Herzstillstand. 16 lange Monate kämpfte er. Um sein Leben, um seine Rückkehr zum Profi-Fußball. Viermal wurde er operiert. Und dann dies: Am Samstag steht er wieder auf dem Platz – mit eingepflanztem Defibrillator – und schießt für seinen Verein, für den Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers, den Siegestreffer.
Wie gerührt er ist, wie glücklich, kann jeder im Interview der ARD-„Sportschau“ erleben. Mit belegter Stimme spricht der 24-Jährige von einem „unbeschreiblichen Gefühl“, von dem „schönsten Tag, den ich in den letzten eineinhalb Jahren erlebt habe“. Sichtlich bewegt reibt er sich nach dem Interview eine Träne aus dem Auge. „Nichts ist unmöglich“, diese Botschaft prangt auf einem T-Shirt, das zum Vorschein kommt, nachdem sich Daniel Engelbrecht das Trikot vom Körper gerissen hatte. „Das hatte ich heute zum ersten Mal an“, sagt der Angreifer strahlend nach seinem umjubelten Siegtreffer zum 2:1 von Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers gegen den SV Wehen Wiesbaden.
Todeskampf und Leidenszeit
Der Zeugwart der Stuttgarter hatte Engelbrecht dieses Shirt zu seinen Sachen gelegt. Über dem Shirt ist auch der kleine Brustpanzer zu erkennen, der den Defibrillator neben seinem Herzen vor Schlägen schützt. Tatsächlich ist Engelbrecht der erste deutsche Fußball-Profi, der mit einem eingepflanzten Defibrillator spielt. Dass er dann noch ein Tor schießen würde, das Siegestor für seinen Verein …
Es ist eine einmalige Geschichte, die sich da am Samstagnachmittag im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion abspielt. Nach Herzmuskel-Entzündung, Todeskampf und fast eineinhalbjähriger Leidenszeit erzielt Engelbrecht seinen ersten Treffer seit mehr als 19 Monaten.
Schon für seine Mannschaft ist es nicht irgendein Treffer: Erst in der 83. Minute eingewechselt, schießt der Angreifer in letzter Sekunde das Tor und ist somit für den ersten Sieg der Kickers seit zwei Monaten verantwortlich. Doch für Engelbrecht persönlich dürfte dieser Treffer einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen.
„Mit einem Tor weiß man, dass man wieder da ist“
Die dunklen Zeiten scheinen für Engelbrecht nun vorüber. „Das ist noch mal eine ganz andere Kategorie als mein Comeback vor einigen Wochen. Mit einem Tor weiß man, dass man wieder da ist“, sagte der Angreifer, der im Jubel seine Freudentränen nicht zurückhalten konnte – oder es gar nicht wollte – und auch beim anschließenden Interview-Marathon immer wieder mit der Fassung zu kämpfen hatte.
Engelbrechts Geschichte dürfte mittlerweile jedem Fußball-Fan in Deutschland bekannt sein: Vor 16 Monaten war er beim Saisonauftakt gegen Rot-Weiß Erfurt zusammengebrochen. Es folgten die Diagnose Herzmuskelentzündung und vier Operationen – immer in der Ungewissheit, ob er jemals wieder normal leben, geschweige denn Leistungssport betreiben könne.
Auch Asamoah gab nicht auf
Auch der Schalker Gerald Asamoah hat sich von einem Herzfehler nicht aufhalten lassen. Er war 19 und galt bei Hannover 96 als großes Talent, als bei ihm eine Verdickung der Herzscheidewand festgestellt wurde. Seine Laufbahn schien beendet zu sein, noch bevor sie richtig begonnen hatte.
Doch auch Asamoah gab nicht auf. Er befreite die Ärzte von ihrer Verantwortung und spielte auf eigenes Risiko. Hannover 96, später auch Schalke 04, schaffte einen Defibrillator an, der für Gerald Asamoah zum Glück nie benötigt wurde. Der heute 36-jährige Asamoah wurde deutscher Nationalspieler, Vize-Weltmeister. Und auch Daniel Engelbrecht stehen noch einige Jahre im Profi-Fußball bevor.