Sie war ein Hingucker, in jeder Hinsicht. Sie pfiff auf blaublütige Etikette und erst recht auf bürgerliche Konventionen. Erst vor drei Jahren heiratete die Herzogin von Alba einen deutlich jüngeren Bürgerlichen. Sie starb sie im Alter von 88 Jahren.
Madrid.
Die schrille Adelige war der Liebling der spanischen Boulevardpresse. Ihr Markenzeichen waren ihre weißen Pudellocken, extravagante Kleider und ein durch umstrittene Schönheitsoperationen gezeichnetes Gesicht. Nun ist Cayetana Fitz-James Stuart, die in der Welt als Herzogin von Alba bekannt war und zu den kuriosesten Gestalten des europäischen Hochadels zählte, in der südspanischen Stadt Sevilla im Alter von 88 Jahren gestorben.
Die Herzogin, die aus einem jahrhundertealten Adelsgeschlecht stammte, war eine der reichsten Frauen Spaniens und galt als die Adelige mit den meisten Titeln der Welt. Insgesamt hielt sie 57 adelige Rangbezeichnungen: So war sie unter anderem achtfache Herzogin, 15fache Marquise, 21fache Gräfin.
Vor drei Jahren, im Herbst 2011, machte sie weltweit Schlagzeilen, weil die damals 85-jährige steinreiche Frau einen einfachen 60-jährigen Beamten der spanischen Sozialversicherung heiratete. Durch die Ehe mit Spaniens berühmtester Adeligen gleich nach der Königsfamilie stieg der Beamten-Bräutigam Alfonso Díez zum Herzog auf.
Die eigenwillige Herzogin, die sich wenig um höfische Protokollen und noch weniger um die öffentlichen Meinung scherte, hatte für die Hochzeit mit ihrem bürgerlichen Mann kämpfen müssen: Ihre sechs erwachsenen Kinder aus erster Ehe waren gegen die Vermählungspläne, weil sie in dem deutlich jüngeren Liebhaber einen Erbschleicher vermuteten.
Kinder der Herzogin von Alba gaben den Widerstand erst auf, nachdem ihre Mutter und Chefin des Adelshauses ihnen einen Teil des Riesenvermögens überschrieb. Bräutigam Alfonso Díez verzichtete zudem auf jegliche Besitz-Ansprüche. Der Reichtum der Familie, zu dem viel Grundbesitz, etliche Paläste und eine wertvolle Kunstsammlung gehören, wird auf rund 3,5 Milliarden Euro geschätzt.
„Das Geld bedeutet mir nicht viel, die Leidenschaft ist mir wichtiger“, bekannte die schräge Adelige, die sagenhaft reich, aber zugleich auch volksnah war und an ihrem Wohnort, in der südspanischen Stadt Sevilla, sehr populär war. Ihre sterblichen Überreste wurden am Donnerstag im Rathaus von Sevilla aufgebahrt, wo Tausende Menschen von der Herzogin Abschied nahmen. Am heutigen Freitag wird in Sevillas mächtiger Kathedrale der Trauergottesdienst gefeiert.
Allerdings sorgte der Reichtum von Cayetana Fitz-James Stuart auch immer wieder für kritische Berichte: So sollen die landwirtschaftlichen Großbetriebe der wohlhabenden Herzogen-Familie von millionenschweren Agrar-Subventionen der Europäischen Union profitiert haben.
Was nicht nur in Brüssel als Parade-Beispiel für die Verfehlungen der Brüsseler Landwirtschaftsförderung angesehen wird. Auch in Spanien, wo viele Kleinbauern nicht über die Runden kommen, löste die Subventionierung Empörung aus.