Hinnerk Schönemann geht im ZDF auf „Mörderische Jagd“
Wer ihn sieht, weiß sofort: toller Schauspieler. Auch, wenn nicht jeder seinen Namen kennt. Hinnerk Schönemann ist keiner der viel Aufhebens von sich macht. Nun spielt er Finn Zehender, einen Privatdetektiv mit dem besonderen Riecher – zu sehen am Montagabend im schrägen Krimi „Mörderische Jagd“ im ZDF.
Köln.
Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Tiefstapeln – Grimme-Preisträger Hinnerk Schönemann hätte den Titel. Er hätte angeben können, mit einer internationalen Produktion, mit Regie-Guru Steven Spielberg. Er tut es nicht. Selbst bei unserer Begegnung im Kölner Hotel Hopper ist der 38-Jährige, mit schwarzer Baseball-Kappe und blauem Kapuzen-Shirt, auffällig unauffällig.
Schönemann ist niemand, der per Knopf-Druck in den Plauder-Modus kommt. Seine Mimik wirkt verschmitzt, aber seine wasserblauen Augen checken erst einmal die Situation, als er das Café betritt. Mit dynamischem Schritt kommt der gebürtige Rostocker an den Tisch, ganz so, als käme er gerade vom Lauftraining. „Nee, mit Laufen hab’ ich’s nicht so“, gesteht der kompakte Mann mit der Körperspannung eines Ausdauersportlers. „Aber draußen war ich schon, mit meinem Hund.“ Eine halbe Stunde morgens, eine Stunde abends: „Er braucht viel Bewegung.“
Schauspieler Hinnerk Schönemann mag den Dreh im Rheinischen
Fox-Terrier „Hugo“ ist sein Freund. Mit ihm kann er sogar das Alleinsein genießen. „Hugo“ begleitet Herrchen bei den Dreharbeiten zur zwölften Folge der ZDF-Krimireihe „Marie Brand“ begleitet. Mit Kollegin Mariele Millowitsch ist Schönemann einem „Engel des Todes“ (Arbeitstitel der Episode) auf der Spur, der in einem Seniorenstift im Bergischen gemeuchelt hat.
Er mag die entspannte Atmosphäre im Team, den Dreh im Rheinischen. „Zum Arbeiten ist es hier fantastisch“, schwärmt der Schauspieler, um nach einer kleinen Pause listig nachzuschieben: „zum Leben nicht so.“ Schönemann liebt die Region, in der der Pferde-Narr aufwuchs. In Mecklenburg-Vorpommern bewirtschaftet er mit seiner Frau einen 20-Hektar-Hof.
Schönemann und der Norden. Der spät berufene Darsteller („Ich wollte eigentlich Handwerker werden“) hat in seiner zwölfjährigen Karriere in vielen bedeutenden Produktionen mitgespielt. „Baader“ gehört dazu, „NVA“, und das Oscar-prämierte Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“, um einige, wenige Höhepunkte zu nennen. Den Durchbruch jedoch brachte eine schräge Nord-Komödie. Mit „Mörder auf Amrum“ räumte Schönemann vor drei Jahren richtig ab, beim Publikum wie bei der Kritik. Folgerichtig gab’s einen Grimme. „Als ich gedreht habe, wusste ich: Das wird ein guter Film“, erinnert sich Schönemann ohne einen Hauch von Selbstverliebtheit. „Ich habe ein gutes Gefühl dafür, ob etwas stimmt oder nicht.“ Auch bei seinem schrägen Krimi „Mörderische Jagd“ (ZDF, 20.15 Uhr) hatte er ein gutes Gefühl. Als er den fertigen Film sah, fühlte er sich bestätigt.
„Führe ein perfektes Leben“
Schönemann ist wieder mal als depperter Privatdetektiv Finn Zehender unterwegs. Handlung und Humor scheinen nur vordergründig so flach wie die Landschaft, in der der Film von Regisseur Markus Imboden und Drehbuch-Autor Holger Karsten Schmidt spielt. Schnell jedoch offenbart sich Raffinesse im Detail. Dass der 90-Minüter gut unterhält, liegt auch daran, dass Schönemann und Filmpartnerin Katja Danowski mit feiner Situationskomik und cleveren Zwischentönen glänzen.
Schönemann ist gut in Form, in vieler Hinsicht. Über die Zahl der Drehbuch-Angebote kann sich der Serien-Fan nicht beschweren, über die Qualität auch nicht. „Ich will für immer arbeiten, das ganze Leben lang“, beschreibt er seine Lebensphilosophie, die Hobby und Beruf vereint. „Ich führe ein perfektes Leben“, fügt der Mime hinzu und klingt dabei so, als müsse er sich entschuldigen. „Ich will nicht überheblich sein.“ Dabei wirkt der große Bruder zweier jüngerer Schwestern und frisch gebackene Vater eines kleinen Sohns namens Dexter eher fürsorglich. Er pflegt Beziehungen. Und: „Wenn ich kann, nehme ich jemanden mit.“