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Hitler-Geliebte Eva Braun ganz privat

Hitler-Geliebte Eva Braun ganz privat

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Foto: Getty Images
Im US-Nationalarchiv lagerten Fotos von Hitlers Geliebten Eva Braun. Viel weiß man bis heute nicht über sie. Doch sie liebte es offenbar, zu fotografieren und sich selbst ablichten zu lassen.

Essen. 

Sie reiste gern, liebte Mode, Champagner, amerikanische Filme und Jazz. Eben all das, was für eine anständige deutsche Frau verpönt sein sollte. Für die Öffentlichkeit des Nationalsozialismus existierte sie gar nicht, jedenfalls nicht als das, was sie war: Eva Braun, die Geliebte und spätere Ehefrau Adolf Hitlers. Viel weiß man bis heute nicht über sie. Doch nun wurden Fotos von ihr wiederentdeckt, die nach dem Krieg konfisziert und im US-Nationalarchiv über Jahre vergessen wurden. Eva Braun ganz privat.

Eva im kessen Bikini. Eva sonnenbadend am Königssee, im Büro von Hitlers Hoffotografen Heinrich Hoffmann oder am Arm von NS-Architekt Albert Speer. Eine ganze Serie von Bildern aus dem Leben jener Frau, die Hitler als gerade einmal 17-jährige Fotolaborantin verfiel und ihm später, als Ehefrau für einen Tag, in den Tod folgte. Loyal, treu ergeben bis zum zyankalibitteren Ende.

Menschen aus Hitlers Umfeld, die später über sie berichteten, wie etwa Hitlers Lieblingsarchitekt Speer, schilderten sie als unpolitische, naive Geliebte. Die Berliner Historikerin Heike Görtemaker, die 2010 ihre Biografie über Eva Braun veröffentlichte, sieht sie jedoch als eine durchaus machtbewusste Frau. Eine, die „Hitlers Weltanschauung teilte“.

„Darf ich Sie in die Oper einladen, Fräulein Eva?

Da ist diese Fotografie, auf der Eva Braun als Al Jolson posiert, als sogenanntes Blackface, Schwarzgesicht. Al Jolson, der weiße US-Amerikaner, war einer der bekanntesten Blackface-Darsteller der 20er Jahre, war berühmt dafür, mit schwarzbemaltem Gesicht den „naiven, betrunkenen, immer fröhlichen Neger“ darzustellen, so wie sich damals das weiße Amerika Schwarze vorstellte.

Heike Görtemaker glaubt, dass dieses Foto Ende der Zwanziger, Anfang der Dreißiger Jahre entstanden sein muss. Etwa zu jener Zeit, als Hitler Eva Braun bei einem Besuch im Atelier seines Leibfotografen Hoffmann in München kennenlernte. „Darf ich Sie in die Oper einladen, Fräulein Eva?“, soll er sie mit Wiener Schmäh umgarnt haben. Eine von Beobachtern als durchaus schwierig beschriebene Beziehung nahm ihren Anfang. Zwei Selbstmordversuche, viele Demütigungen gehörten dazu.

Erst 1935, nach dem zweiten, möglicherweise inszenierten Suizidversuch, soll es Eva Braun gelungen sein, ihre Position an seiner Seite gefestigt zu haben. Fern der Öffentlichkeit natürlich, denn offiziell war nur das Volk seine Braut. „Eva Braun lebte ein sehr freies Leben, hatte eine Wohnung in München und später in Berlin. Wie auch Magda Göbbels oder Speers Ehefrau Margret lebte sie ein privilegiertes Leben, das nicht dem Propaganda-Bild der deutschen Frau entsprach“, sagt Heike Görtemaker.

Clark Gable war für sie ein großer Star

Man lebte auf dem Berghof, Hitlers Residenz bei Berchtesgaden, wohin man sich regelmäßig die neuesten amerikanischen Filme schicken ließ. „Vom Winde verweht“ sei einer von Brauns Lieblingsfilme gewesen, Clark Gable für sie ein großer Star.

„Es war die absolute Gegenwelt zu dem, was Hitler vom Volksgenossen verlangte, sich auf die Reproduktion des Lebens zu konzentrieren“, sagt die Historikerin Görtemaker. Margret Speer, so hätte es eine ihrer Töchter später erzählt, habe sich häufig auf dem Berghof aufgehalten, sich jedoch herzlich wenig um ihre Kinder gekümmert.

Die Fotolaborantin und der Massenmörder

Auch Eva Braun sei nicht an Kindern interessiert gewesen. Einzig, wenn sie selbst zur Kamera griff, was sie gern tat, liebte sie es, Hitler als Familienmenschen abzubilden. Görtemaker: „Sie hat mit den vielen Fotos und Filmen, die sie gemacht hat, auch am Bild des Führers mitgestrickt“. Manches von dem, was im Archiv des NSDAP-Fotohauses Hoffmann landete, hatte nicht dieser, sondern seine frühere Laborantin abgelichtet.

Wie eng die Beziehung der Fotolaborantin und des Massenmörders wirklich war, ist ungeklärt. Görtemaker geht davon aus, dass die beiden ein Paar waren. Angestellte des Berghofes sollen in den Bettlaken jedoch vergeblich nach Indizien dafür gesucht haben. Auf jeden Fall war Eva Braun eine Frau im Zentrum der Macht, um die sich manch einer aus Hitlers Entourage bemühte, wenn er eigentlich dessen Gunst suchte.