Düsseldorf. Tobias Krause, Diplom-Geograf aus Düsseldorf ist Hobbyornithologe und Experte für Papageien. Der Hobby-Ornithologe streift in seiner Freizeit gerne durch den Düsseldorfer Volksgarten, auf der Suche nach außergewöhnlichen Exemplaren.
Langsam geht Tobias Krause in die Knie und reicht der grauen Kanadagans etwas von seinem mitgebrachten weißen Toastbrot. Der große, weibliche Vogel, der ihm das Brot aus der Hand pickt, trägt am rechten Fuß den gelben Plastik-Erkennungsring «Q 48». So ermitteln Vogelschützer, wie viele der bis zu sechs Kilogramm schweren Tiere im Park leben.
Krause beobachtet exotische Gäste in ihrer neuen Heimat. Dazu gehören auch die Halsbandsittiche, die ursprünglich aus Afghanistan, Indien und Sri Lanka stammen. 1982 wurde die erste Halsbandsittich-Kolonie in NRW gesichtet. Mitte der 1990er Jahre schrieb Geograf Krause seine Diplomarbeit über nach Nordrhein-Westfalen eingewanderte Papageienvögel.
«Als Kind habe ich diese Vögel zum ersten Mal gesehen. Später auf meinem Fußweg zur Fakultät an der Bonner Universität hörte ich ihre Schreie immer wieder aus den Bäumen und freute mich über ihr spektakuläres Flugverhalten», erinnert sich Krause. So fand er das Thema für die Diplomarbeit quasi im Vorbeigehen. Der Geograf suchte für die Abschlussarbeit in 96 NRW-Parks nach den Vögeln und wurde oftmals fündig: «Hier im Park lebt eine große Kolonie von 1000 Halsbandsittichen. In Köln haben sich sogar über 2000 Tiere niedergelassen.»
Exotische Gäste in NRW gesichtet
Krause zeigt auf fünf Vögel, die im Tiefflug und mit lauten Schreien über den großen Teich segeln und sich danach gekonnt in einer am Uferweg stehenden großen Hainbuche niederlassen. Nach einigen Minuten rieseln dann Samen auf den Teerweg unter dem Baum. «Die Sittiche sind den Futterreichtum aus ihrer tropischen Heimat gewohnt und sind wohl deswegen wahre Futterverschwender», sagt er. Innerhalb weniger Tage klauben die Tiere alles Essbare aus den Baumwipfeln und ziehen dann weiter.
Seit 2008 stehen die bunten Vögel auf der «Roten Liste» gefährdeter Arten. Den Grund dafür nennt Jörg-Andreas Krüger, der als Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik beim Naturschutzbund Deutschland NABU arbeitet: «Wir haben in den regenwaldähnlichen Herkunftsgebieten der Vögel eine hohe Entwaldungsrate von jährlich drei bis vier Prozent. Dadurch geht den Tieren der Lebensraum verloren.“
Viele bunte Vögel auf der «Roten Liste»
Die starke Verbreitung der Vögel in Deutschlands Parks findet Krüger «sehr spannend», da die Halsbandsittiche «keine heimischen Verwandten» hätten und ihre eigene «ökologische Nische» besetzten. Zudem seien die Tiere «nicht dominant», sie vertrieben also keine der heimischen Vogelpopulationen oder machten ihnen die Nahrung streitig.
In den 1960 und 1970er Jahren wurden die bis zu 25 Euro teuren Vögel nach Aussage des Hobby-Ornithologen Krause oft verschenkt und entkamen später aus ihren Wohnungen in die mitteleuropäische Freiheit. Zuvor sorgten die bis zu 43 Zentimeter großen Papageien manchmal auch für Probleme in großen Mietshäusern. «Die Vögel sind wirklich laut», sagt Krause. Ein weiteres Manko der Gattung «Psittacula krameri» sei, dass die Tiere nicht lernen zu sprechen. (ddp)