Mann (33) stirbt bei Berliner Christopher Street Day
Zehntausende feierten am Samstag den Christopher Street Day in Berlin. Am Rande kam es zu einem Todesfall. Ein 33-jähriger Mann starb.
Tausende Menschen haben am Samstag den Christopher Street Day in der Hauptstadt gefeiert. Langsam schob sich die Parade vom Kudamm in Richtung Brandenburger Tor. Von dekorierten Wagen dröhnten Bässe und die Village People mit „YMCA“. Am Rand drängten sich viele Schaulustige. Und dazwischen: Fahnen, Feberboas, Konfetti, Kostüme. Und einige Nackte.
Die Polizei postete auf Twitter ein Foto mit Wettervorhersage und Einhorn. „Selbst #Einhörner wissen, dass es wichtig ist, bei diesem Wetter viel Wasser zu trinken“, raten die Beamten. „Schützen Sie sich vor der #gluthitze und achten Sie auch auf andere Feiernde!“ Denn in Berlin waren es an diesem Nachmittag 31 Grad.
Wegen einer Warnung vor schweren Gewittern wurde der CSD dann am Samstagabend abgebrochen. „Die Sicherheit der Teilnehmer*innen ist unsere höchste Priorität“, sagte Alexandra Knoke vom CSD-Vorstand laut einer Mitteilung.
Nach anhaltenden Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und auf Empfehlung von Feuerwehr und Polizei sei der Abbruch der Abschlussveranstaltung veranlasst worden.
Mann blieb regungslos liegen
Wie die Polizei mitteilte, starb ein 33 Jahre alter Mann auf der Strecke. Er brach zusammen und blieb regungslos liegen. Rettungskräfte hätten versucht, ihn zurück ins Leben zu holen – ohne Erfolg.
Hinweise auf Fremdverschulden gab es zunächst nicht, wie die Polizei erklärte. Ob es sich bei dem jungen Mann um einen Besucher der Parade oder Passanten handelte, sei nicht klar. Eine Obduktion sei durch die Beamten angeregt worden.
Premiere hatte der CSD vor 40 Jahren
Die Organisatoren hatten rund 500.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei sprach am frühen Abend von mehreren Zehntausend Besuchern. Rund 70 Wagen waren für die Parade angemeldet, darunter auch von Firmen oder der US-Botschaft.
Premiere hatte der Berliner CSD vor 40 Jahren. Verglichen mit heute war es eine sehr kleine Truppe, die im Juni 1979 über den Kurfürstendamm zog. Rund 450 Leute. Seitdem sei viel erreicht und erkämpft worden, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Seit einem Jahr können schwule und lesbische Paare etwa normal heiraten.
Lederer sieht aber noch viel zu tun. Das sehen auch die Veranstalter so. Sie veröffentlichten elf politische Forderungen, darunter für die Themen „Trans“, „lesbische Sichtbarkeit“ und „Regenbogenfamilien“.
Sie fordern zum Beispiel die Abschaffung des Transsexuellengesetzes. Demnach müssen Menschen zwei Gutachten einholen, bevor Personenstand und Namen geändert werden können. Diese Fremdbestimmung sei entwürdigend, schreibt ein Betroffener auf der CSD-Seite.
Auch Feiern können politisch sein
Motto der Parade war diesmal „Mein Körper – meine Identität – mein Leben!“. Er wolle all denen, die behaupteten, der CSD sei heute nur noch Party und Kommerz, sagen: „Der CSD ist ein starkes Signal queerer Selbstbehauptung“, sagte Lederer. Auch Feiern könne politisch sein.
Mit dabei war auch Politprominenz. Der frühere Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zum Beispiel. Der neue US-Botschafter Richard Grenell twitterte ein Foto von sich mit Sonnenbrille. Donald Trumps oberster Lobbyist in Deutschland ist schwul, wegen der Politik des Präsidenten aber in der Community umstritten. Trump wollte etwa Transgender vom Militärdienst ausschließen.
„CSD statt AfD“
Auf Plakaten forderten Teilnehmer etwa „Liebe ohne Grenzen“ oder „CSD statt AfD“. Die Partei war als offizieller Teilnehmer unerwünscht. Das machten die CSD-Veranstalter deutlich, nachdem sie einen Antrag der Jungen Alternative Berlin abgelehnt hatten. Der Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation, David Eckert, hatte das kritisiert: „Wer Toleranz predigt, muss sie auch selber leben.“
Die Organisatoren bezogen sich auf einen Beschluss von 2016. Darin heißt es: „Die Teilnehmenden am CSD Berlin stehen für ein Klima der Akzeptanz in unserer Gesellschaft – für eine Kultur, die Geflüchtete willkommen heißt.“ Menschen und Organisationen, die versuchten, ein Klima der Angst und Ausgrenzung zu schaffen, seien nicht willkommen.
Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski hat seine Partei als „nicht homophob“ bezeichnet. „Wir haben natürlich nichts gegen Homosexuelle. Aber man muss auch sagen: Der Kern eines Landes ist eben die Familie“, sagte Pazderski im rbb-Sommerinterview. „Und die Familie muss besonders gefördert werden. Weil sie auch den Bestand des Staates sichert.“
Der CSD erinnert traditionell an Vorfälle um den 28. Juni 1969 in New York: Nach einer Polizeirazzia in der Bar „Stonewall Inn“ kam es zum Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen mit Straßenschlachten in der Christopher Street. (dpa)