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In Gronau lebt die Magie von Queen weiter

Verneigung vor einem Großen

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Der Queen-Sänger Freddie Mercury starb vor fast 20 Jahren an Aids. Das Rock’n’Pop-Museum in Gronau widmet ihm eine Schau mit Exponaten wie alten Fotos, Goldenen Schallplatten, Briefen. Das Wichtigste jedoch – es gibt viel Queen-Sound zu hören.

Gronau. 

Die Tagesthemen widmeten ihm damals einen fast zehn Minuten langen Nachruf. Das ist nur den ganz Großen vorbehalten, aber er war ja einer von ihnen. Ehrfürchtig verneigte sich auch Ulrich Wickert in der Sendung vom 24. November 1991 vor dem dünnen, elfenhaften Faun, der im Ballettanzug über den Bildschirm stolzierte, verneigte sich vor „Now I’m Here“, „Bohemian Rapsody“ und „Barcelona“, vor Freddie Mercury, Leadsänger der ultimativen Band „Queen“. Die Rocklegende und – weit jenseits von Madonna und Lady Gaga – zweifelsohne größte Bühnendiva der populären Musik starb vor 20 Jahren an Aids. Das Rock’n’Pop-Museum in Gronau widmet ihm seit dem Wochenende eine Ausstellung.

Millionen Menschen ist er durch seine Musik, mit seiner dreieinhalb-Oktaven-Stimme nahe gekommen. Wie er wirklich gelebt hat, dass er schüchtern war und altmodisch, das ließ er nur ganz wenige Menschen, Bandmitglieder, enge Freunde und Mitarbeiter wissen. Seine Homosexualität war lediglich zu erahnen, wenngleich er sich doppeldeutig für das Video zum Song „I Want To Break Free“ in Putzfrauenfummel warf. Seine Ausflüge in die New Yorker Schwulenszene waren ebenso ein Tabuthema wie seine Aidserkrankung, zu der er sich erst einen Tag vor seinem Tod überhaupt bekannte, obwohl die Diagnose seit 1987 feststand.

Freestone war Mercurys „Mädchen für alles“

Ganz nah war ihm Peter Freestone, von 1979 bis 1991 Mercurys persönlicher Assistent, „Mädchen für alles“, dessen Erfahrungsschatz in die Ausstellung einfloss, ebenso wie das Wissen des Queen Fanclubs Germany und die Ausstellungsstücke des Gronauer Sammlers Ralf Zurloh. Freestone, der Mercury bei einem Auftritt in der Londoner Royal Opera kennenlernte und fortan treu ergeben war, ging zunächst als Kostümmanager mit Queen auf Tour, um später in Mercurys Wohnungen in London, der Schweiz oder München für Ordnung und Organisation zu sorgen – Telefone bedienen, kochen, Wagen beschaffen, oder Getränke, Mitarbeiter, Papier und Stifte im Flieger nach L.A. für eine neue Komposition.

„Ich habe Geld bekommen, aber es war kein Job. Es war unser Leben“, sagt Freestone und beweist es mit seinen privaten Fotos. Bilder von den Katzen Goliath und Delilah, denen Mercury einen Song widmete. Fotos vom Kühlschrank des Sängers in der Londoner Wohnung, in seinen besten Zeiten wahlweise ausschließlich mit Champagner und Wodka bestückt. Ein Dia zeigt Freddies enge Mitarbeiter am Küchentisch um neun Uhr morgens, die, derweil der Sänger noch schläft, die Zeitungen nach Meldungen durchsuchen, die ihn vielleicht aufregen würden.

In der Ausstellung sind Fotos von seiner Heimat Sansibar zu sehen, wo Mercury als Farrokh Bulsara 1946 geboren wurde. Ein schmächtiges, dunkles Kind mit vorstehenden Zähnen, die er so sehr gehasst hat, dass er in der Öffentlichkeit nur mit der Hand vor dem Mund gelacht hat. Mercury, der Perfektionist, ließ sich nur mit geschlossenem Mund fotografieren.

Beim Singen war der Überbiss egal

Beim Singen war ihm sein Überbiss allerdings egal. Und genau deshalb ließ er sich auch nicht die Zähne richten. Free-stone: „Er wollte nicht, dass der einzigartige Mercury-Sound verloren geht!“

Vieles ist bekannt und dennoch voller Ehrfurcht zu betrachten – Postkartengrüße und Notizbüchlein des (ziemlich schlechten) Schülers Bulsara, die Goldenen Schallplatten, der schmale Lackleder-Bühnenanzug aus den Siebzigern, die Unterschriften der vier Queen-Musiker unter den Elektro-Records-Vertrag von 1976, getippt auf einer Schreibmaschine – eine Drei-Seiten-Lizenz zum Gelddrucken.

Unnachahmlich, grandios, unersetzlich ist der Sound, der, untermalt mit Lichteffekten und Zitaten, ein wenig Magie des Künstlers Mercury in die Galerie des Museums zaubert. „It’s A Kind Of Magic“ – so heißt auch die Ausstellung. Ein Tipp – unbedingt den Audioguide nutzen – allein schon um die 12 Queen-Video-Clips zu sehen und zu hören. (Infos unter www.rock-popmuseum.de)