Serdar Somuncu teilt hart aus: In einem langen Text, den Somuncu auf seiner Homepage veröffentlicht hat, äußert sich der Kabarettist jetzt zu den Antisemitismus-Vorwürfen gegen Jan Böhmermann – und wettert gegen den Kollegen Oliver Polak sowie gegen den Blogger Stefan Niggemeier.
Polak schildert in seinem Buch „Gegen Judenhass“ antisemitische Vorfälle, die er in Deutschland erlebt hat. Einer dieser Vorfälle sei ein Sketch mit Jan Böhmermann, Klaas Heufer-Umlauf und Serdar Somuncu im Rahmen eines Bühnenprogramms gewesen.
Jan Böhmermann: Antisemitismus-Vorwurf von Oliver Polak
In dem Sketch desinfiziert sich Jan Böhmermann die Hände, nachdem er Polak berührt hat. Es habe keine Pointe gegeben, der Witz sei antisemitisch gewesen. Die Situation habe er als unerträglich erlebt, so Polak.
Zwar nennt Polak keine Namen. Doch der Medienjournalist Stefan Niggemeier hatte in einem Beitrag den Namen Böhmermann öffentlich gemacht – und damit eine Antisemitismus-Debatte losgetreten.
Böhmermann: „Umdeutung von Ficki-Ficki-Comedykarrieren“
Böhmermann selbst äußerte sich via Twitter zu dem Vorwurf und unterstellt Polak implizit eine billige PR-Masche: „Ich kann leider ohne eine angemessene Umsatzbeteiligung nicht an der nachträglichen Umdeutung von ultrakrassen Ficki-Ficki-Comedykarrieren in schillernde, sensible Intellektuellenbiografien mitwirken.“
In eben diese Kerbe schlägt auch Somuncu. Der Sketch sei vorab geprobt worden, Polak hätte genug Zeit gehabt, sich zu äußern, wenn ihm der Gag unangenehm gewesen wäre, schreibt Somuncu. „Dazwischen gab es genug Gelegenheit sich zu äußern. Polak war in den Jahren danach auch mehrfach zu Gast in Böhmermanns TV- Show.“ Das klinge nicht nur abstrus, es sei ein Bärendienst für alle, die dieses Thema ernsthaft besprechen wollten.
Serdar Somuncu: „Er bezeichnete Fußballer als Kinderficker“
„Was bringt Polak nun dazu, diesen höchst unkollegialen und absurden Vorwurf in die Welt zu setzen?“, fragt Somuncu – und liefert die Antwort selbst: In letzter Zeit sei es immer häufiger vorgekommen, „dass er versuchte, durch besonders extreme und beleidigende Auftritte ins Gespräch zu kommen. Er bezeichnete Fußballer als Kinderficker, er trieb das Spiel mit den Tabus auf die Spitze. Sex mit Kindern, Masturbation vor Tieren, Behinderte oder Schwule wurden Ziel seiner plumpen Zoten.“
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Sein Jüdischsein habe er dabei mehr und mehr zum einzigen Schutzschild „für zahlreiche peinliche Ausfälle“ benutzt – der Erfolg sei indes ausgeblieben. „Im Gegensatz zu seiner Feuilletonprominenz, blieben seine Vorstellungen weitgehend leer“, so Somuncu.
Antisemitismus bleibt hängen
Dem Blogger Stefan Niggemeier wirft Somuncu vor: „Niggemeier, der sich selbst Medienjournalist schimpft, hat mehrfach schon gezeigt, dass er den Unterschied zwischen Fiktion und Realität nicht zu kennen scheint.“
Der Sketch habe offenkundig durch den scheinbaren Tabubruch vorgebliche political correctness und echten Antisemitismus entlarven wollen, das sei bewusst missverstanden worden.
Der Antisemitismus-Vorwurf bleibe nun an Jan Böhmermann hängen, der das nicht verdient habe.