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Joachim Fuchsberger war der Mann, den sie „Blacky“ nannten

Joachim Fuchsberger war der Mann, den sie „Blacky“ nannten

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Foto: dpa
Glück im Beruf und manches private Pech: Joachim Fuchsberger ist tot. Er war Charmeur und Gentleman. Edgar-Wallace-Filme machten ihn bekannt. Der gebürtige Stuttgarter konnte Show, Quiz und Talk. Selbst wenn er polterte, wirkte er noch sympathisch.

Essen. 

An jenem Oktobertag vor vier Jahren schien Joachim Fuchsberger innerhalb von Tagen um Jahre gealtert. Gewiss, er war ja schon 83, und doch hatte er sich bis dahin diese jungenhafte Leichtigkeit bewahrt, die auch von langsamer werdenden Schritten und weißem Haupthaar nicht einfach hinfortgeweht wird, stets das verschmitzte Lächeln des Charmeurs alter Schule in Reserve, für das man ihn zeitlebens so sehr gemocht hatte. Er war der blendend aussehende Senior, bei dem sich wohl jeder Mann denken musste, du wärst froh, wenn du mit 83 noch so dastehen dürftest.

An jenem Oktobertag aber hielten die Kameras unbarmherzig auf sein Gesicht, als er zur Trauerfeier für seinen Sohn Thomas erschien, der mit 53 nach einem durch Diabetes ausgelösten Zustand der Verwirrung in einem Bach ertrunken war. Joachim Fuchsbergers Gesicht war das Gesicht eines gebrochenen alten Mannes, eines leidenden Vaters, der sich, wie er später einmal sagte, in seinen Zweifeln an Gott bestätigt sah und der in so hohem Alter doch noch lernen musste, eine Tragödie solch ungeheuren Ausmaßes zu verarbeiten. Alter ist nichts für Feiglinge, heißt ein Buch von ihm. Aber so brutal wollte er das nicht erfahren.

Immer bergauf – und dann der Schicksalschlag

Er war sich ja stets bewusst gewesen, wie viel Glück er trotz einiger Nackenschläge in seinem Leben hatte. Immer nur bergauf war es gegangen für ihn. „Bis auf den Krieg“, in dem er diente, „habe ich nie etwas getan, woran ich keinen Spaß hatte“, hat Joachim Fuchsberger einmal in einem späten Interview resümiert. Welch ein Segen. Und dann dieses Drama.

„Blacky“ Fuchsberger, der Sonnyboy, warf plötzlich einen schweren Schatten. Dabei gönnte man ihm stets alles erdenklich Gute, neidete ihm nichts, denn gehörte er nicht zu den Wenigen im Showgeschäft, an denen sich nur schwer etwas Unsympathisches entdecken ließ? Es war einer dieser Augenblicke, in denen man als Außenstehender spürt, wie vermeintlich nahe man sich einem Menschen fühlen kann, den man persönlich gar nicht kennt.

Ein Mann, der in allen Formaten glänzte

Aber Joachim Fuchsberger, 1927 in Stuttgart geboren, war ja auch nicht irgendein Prominenter für uns, irgendeine austauschbare Fernsehfigur aus dem dünn besiedelten Talentereservoir der Sender. Er war der Mann, der mehr ein halbes Jahrhundert auf den Fernsehgeräten in unseren Wohnzimmern oder auf den Leinwänden unserer Lieblingskinos an der Ecke verbracht hatte. Keine Naturgewalt als Schauspieler, aber mit solidem Handwerk und der Präsenz eines gutaussehenden Burschen ausgerüstet. In den rührseligen Heimatfilmchen der Nachkriegsjahre, in denen ihn blonde Madl’n anhimmelten, als frecher Gefreiter Asch im legendären Kriegsdreiteiler „08/15“, der ihn in den Fünfzigern zum Star der noch jungen Republik machte, als unerschrockener Ermittler in ungezählten Edgar-Wallace-Krimis der Sechziger, als Show-, Quiz- und Talkmaster in allerlei Formaten.

Und immer wieder als polternder Talkrundengast, der die zunehmende Verflachung im Fernsehen verfluchte und wachsende politische Abgründe beklagte. Einer, dem man gerne zuhörte, weil er sich zwar nicht zurücknahm, aber nie den alten Dauernörgler gab, der unangepasst, aber nicht oberlehrerhaft Standpunkte vertrat, auch wenn er manchmal herumschwadronierte.

Blacky war auf Zeche in Recklinghausen – und blieb ein Kumpel

Sicher, Fuchsberger selbst reagierte auf Angriffe keineswegs souverän. Als es Kritik an seiner schnodderigen Moderation von „Auf los geht’s los“ in den 80ern hagelte, zog er sich nach Australien zurück, besaß bald gar einen zweiten Pass. In kleineren und mittelgroßen Rollen erlebte man ihn in den letzten Jahren aber auch wieder in Deutschland. Mehrere Schlaganfälle hatte er überstanden.

Nach dem Krieg arbeitete er für vier Monate auf Zeche König Ludwig in Recklinghausen, um der britischen Gefangenschaft zu entgehen. Unter Tage sei ihm klar geworden, was es bedeute, für den anderen Verantwortung zu übernehmen, erzählte er einmal der „Süddeutschen Zeitung“ in einem Gespräch. Er wäre glücklich, wenn man sich an ihn erinnern werde als einen „Kumpel, auf den man sich verlassen kann“.

Am Donnerstag ist Joachim Fuchsberger im Alter von 87 Jahren gestorben. Seine Frau Gundula, mit der er 60 Jahre verheiratet war, sagte, er sei im gemeinsamen Haus in Grünwald friedlich eingeschlafen.