Veröffentlicht inPanorama

Jürgen Tonkel ist der beste Mann der „Chefin“ im ZDF

Jürgen Tonkel ist der beste Mann der „Chefin“ im ZDF

56097-4-0024_127843.jpg
Die Chefin
Die ZDF-Serie „Die Chefin“ mit Katharina Böhm geht am Freitag mit vier neuen Folgen in die fünfte Runde. Eine starke Frau braucht einen starken Mann.

Mainz/München. 

Die ZDF-Krimiserie „Die Chefin“ ist beim Publikum so gut eingeschlagen, dass am Freitag, 20.15 Uhr, die fünfte Staffel anläuft. Mehr noch: Die Hauptdarsteller Katharina Böhm, Stefan Rudolf und Jürgen Tonkel haben in München gerade mit dem Dreharbeiten für die sechste Staffel angefangen. Jürgen Overkott sprach mit Tonkel, der so beliebt ist, dass ihn eine bayerische Brauerei als Werbegesicht verpflichtete.

Katharina Böhm ist „Die Chefin“ – Sie sind der Mann an ihrer Seite. Setzt sich die Hierarchie nach den Dreharbeiten fort?

Jürgen Tonkel:

Nicht wirklich. Klar, eine kleine Hierarchie gibt es immer. Frau Böhm ist eine wirklich sehr, sehr umgängliche Kollegin. Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe. Dazu gehören auch private Gespräche. Wir haben Kinder im gleichen Alter.

Spiegelt die Serie einen Trend zu „Mehr Frauen in die Chef-Etage“?

Tonkel:

Das sollte zumindest so sein. Dass zum Beispiel im Aufsichtsrat von VW zwei neue Frauen (Julia Kuhn-Piech und Louise Kiesling; Red.) vorgestellt worden sind, sehe ich als gutes Zeichen. Es gibt absolut keinen Grund mehr, da Männer gegenüber Frauen zu bevorzugen. Und da liegen wir mit der „Chefin“ ganz gut.

Stichwort: starke Frau.

ZDFT

onkel:

Na gut, wir erfinden nicht den Krimi neu, und wir erfinden auch die Rolle der Polizistin nicht neu. Denken wir beispielsweise an „Bella Block“. Aber unsere Serie ist schon ein Appell, dass es in Sachen Gleichheit ruhig noch ein bisschen mehr sein darf.

Wenn die Rolle der Frau neu definiert wird, wird auch die Rolle des Mannes neu definiert.

Tonkel:

Uns steht eine Umstellung bevor. Wenn die eine Seite etwas vom Kuchen haben will, muss die andere Seite etwas abgeben. Ich bin – Jahrgang `62 – schon mit dem Gedanken an Emanzipation aufgewachsen und tu mich nicht schwer damit, das zu leben.

Ich stelle mit Herbert Grönemeyer die Frage: Wann ist der Mann ein Mann?

T

onkel:

Ich lebe zugegebenermaßen doch noch einen kleinen Machismo. Eine absolute Nivellierung der Geschlechtsunterschiede, eine Bewegung hin zu einem geschlechtslosen androgynen Wesen, finde ich nicht gut. Ich finde, man sollte sich immer noch als Mann und Frau begegnen und sich gegenseitig auch so akzeptieren.

Kommt das bei der „Chefin“ rüber?

Tonkel:

Ja, klar. Die „Chefin“ kommt als sinnliche, erotische Frau rüber, aber auch als eine Frau, die eine Menge Energie rein bringt, eine Frau, die im Zweifelsfall einem Mann die Cowboy-Stiefel vom Tisch wischt und sagt: Jetzt kriegst Du ein echtes Problem. Die „Chefin“ weiß aber auch immer, was sie von mir als männlichem Kollegen erwarten kann.

Sie haben das Stichwort „Machismo“ genannt. Heißt das: Sie können zwar kochen, braten aber am liebsten Steaks?

Tonkel:

Es ist tatsächlich so, dass ich koche. Und ich habe tatsächlich gern Steaks gebraten. Aber: Ich bin seit zwei Jahren Vegetarier. Lustigerweise ist meine Frau schon lange Vegetarierin, bei mir hat es halt ein bisschen gedauert. Irgendwann habe ich festgestellt: Fleischkonsum ist Tierquälerei, schlecht für die Umwelt und macht die Leute krank. Man bekommt so viel schlechtes Fleisch – Fleisch, das mit Antibiotika vollgepumpt ist. Dieses System möchte ich nicht mehr unterstützen. Und ich habe dann mit meiner männlichen Energie gesagt, okay, wenn ich auch Vegetarier werde, stellen wir unsere Küche um, Gewürze und Standard-Zutaten raus, und ich habe mich dann für 300, 400 Euro im Naturkostladen komplett neu eingedeckt. Das ist meine männliche Art, die Dinge anzugehen, nämlich systematisch. Ich haue also keine Steaks mehr in die Pfanne, das tut meiner Männlichkeit keinen Abbruch, sondern nehme Soja-Steaks. Das hat nichts mehr mit Öko-Damen und Strick-Liesln zu tun.

Geht es Ihnen mit Grünzeug besser?

Tonkel:

Ja, es geht mir in der Tat besser, auch körperlich. Ich habe gesehen, dass der stärkste Mann Deutschlands – Patrik Baboumian – vegan lebt. Er hat mich in der Überzeugung bestärkt, dass der Stoffwechsel viel besser funktioniert; er muss viel weniger Eiweiß zu sich nehmen als früher. Es gibt Studien, die besagen, dass man vegetarisch oder sogar vegan gesünder leben kann als mit traditioneller Ernährung; man kann sogar Kraftsport und andere Hochleistungssportarten betreiben.

Öffentlich sind Sie als Gesicht für flüssige Ernährung bekannt: Sie machen Werbung für Weizenbier.

T

onkel:

Das möchte ich nicht missen – zumal ich auch aufgehört habe zu rauchen. Ich bin in meiner tieferen inneren Überzeugung ein Bayer. Deshalb verläuft meine Karriere ja auch zweigleisig: Es gibt eine urbayerische Seite und eine hochdeutsche Seite. Zur bayerischen Seite gehört das Weißbier dazu, das ist immer noch eine sehr charmante Geschichte, eine Sache, die ich wirklich vertreten kann. Das hat etwas Münchnerisches. Es gibt viele nette Biergarten-Strizzis. Ein Weißbier am Tag zu trinken ist besser als keins.

Und streng vegan ist es auch.

Tonkel:

Im Gegensatz zu Wein, wo bei der Herstellung tierische Produkte zur Filterung benutzt werden. Das ist beim Bier nicht so. Dafür haben wir ja das bayerische Reinheitsgebot.