Platzt der menschliche Körper ohne Raumanzug im All? Kann ein Raumschiff im Weltall mit viel Feuer und Lärm explodieren? Und ist der Polarstern wirklich der hellste Stern an unserem Nachthimmel? Wir klären 14 Mythen und Irrtümer über den Weltraum.
Im All explodieren Raumschiffe mit einem lauten Knall und einem Feuerball.
Essen.
Falsch! Und zwar in zweifacher Hinsicht: Weil im Weltall Luftleere herrscht, haben Feuer und Schall keine Chance. Ein Streichholz erlischt schließlich auch, wenn man der Flamme die Luft entzieht. Allerdings würden bei einer Explosion erstmal Sauerstoff und Treibstoff des Raumschiffs brennen – aber nur für Sekundenbruchteile. Auch Geräusche werden im Vakuum nicht weitergeleitet, weil das Trägermedium (Feststoffe, Gase, Flüssigkeiten) für die Ausbreitung von Schallwellen fehlt.
Ein Mensch ohne Raumanzug „platzt“ im Weltraum.
Falsch! Zugegeben: Die Überlebenschance ohne Raumanzug ist mehr als gering. Aber platzen würde der Körper nicht, weil der Druckunterschied nicht hoch genug ist. Auf der Erde liegt der Luftdruck bei etwa 1 bar, im All ist er gleich Null. Wer zehn Meter tief taucht, ist mit 2 bar dem gleichen Druckunterschied ausgesetzt. Problematisch wird es allerdings, wenn der Druckunterschied zu schnell auf den Körper wirkt. Dann passiert ohne Druckanzug das gleiche wie bei zu schnellem Aufsteigen im Wasser. Die in Blut und Gewebeflüssigkeit gelösten Gase (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid) werden schaumartig freigesetzt. Das verursacht einen schlagartigen Stopp der Blutversorgung.
Im Weltall ist es so kalt, dass man sofort erfriert.
Falsch! Im Weltraum herrschen zwar sehr tiefe Temperaturen, aber das Erfrieren würde lange dauern. Es gibt ja keine Moleküle, die dem Körper Wärme entziehen. Wärme verliert man also nur durch Ausatmen (was man aber nur einmal tun könnte…) und durch das Abstrahlen von Körperwärme.
Sternschnuppen sind Sterne, die verglühen.
Falsch! Sternschnuppen klingen zwar sehe nach Stern, aber es sind nur kleinste Teilchen, die in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen. Durch ihre Geschwindigkeit (Dutzende Kilometer pro Sekunde!) entsteht ab 100 Kilometern Höhe eine enorme Hitze durch Reibung mit den Luftteilchen der dichter werdenden Atmosphäre. Die sich auflösende Sternschnuppe und die stark erhitzte Luft leuchten dann kurz auf. Viele Tonnen an Weltraumstaub rieseln so jedes Jahr auf die Erdoberfläche. Die Teilchen haben eine Größe, die zwischen einem Sandkorn und einer Murmel liegt. Nur wenige Teilchen sind deutlich größer. Die allermeisten Teilchen kommen gar nicht erst erkennbar auf der Erdoberfläche an – wenn doch, dann nennt man sie Meteorit.
Wir sehen den Mond von allen Seiten.
Falsch! Wir sehen immer die selbe Seite. Die „dunkle Seite des Mondes“ (die natürlich nicht dunkel ist, sondern genauso von der Sonne beschienen wird wie die Erde) ist der Erde immer abgewandt. Zwar dreht sich der Mond um die eigene Achse, aber immer nur so schnell, wie er sich auf seiner Kreisbahn um die Erde auch weiterbewegt.
Man kann die Chinesische Mauer vom Mond aus sehen.
Falsch! Es heißt zwar immer, die Mauer sei das einzige Bauwerk, das das menschliche Auge aus dem All sehen kann – aber das ist nicht möglich. Die Chinesische Mauer ist zwar tausende Kilometer lang, aber nur wenige Meter breit. Da braucht man dann doch ein Teleskop. Sonst sähe man die A40 schließlich auch.
Die teflonbeschichtete Bratpfanne ist ein Nebenprodukt der Raumfahrt.
Falsch! Teflon wird zwar auch in der Raumfahrttechnik verwendet, aber erfunden wurde die Anti-Haft-Beschichtung schon lange vor dem ersten Flug ins All. Nämlich 1938. Die erste Pfanne wurde in den frühen 50ern mit Teflon beschichtet.
In großen Raumschiffen könnte man auch Schwerkraft erzeugen.
Falsch! Astronauten werden wohl kaum normal durch ihre Raumstation laufen können. Schwerkraft lässt sich nicht künstlich herstellen – dazu braucht es schon eine riesige Masse wie die Erde, die uns anzieht. Man könnte eine große Raumstation allerdings in Rotation versetzen, die den Astronauten dann nach unten drückt. Das wäre dann aber Fliehkraft, keine Schwerkraft.
Im Sommer kommt die Erde der Sonne näher.
Falsch! Zwar bewegt sich die Erde auf einer Ellipse um die Sonne, und nicht auf einem Kreis, bei dem der Abstand immer gleich bleibt. Aber mit den Jahreszeiten hat das nichts zu tun. Tatsächlich ist Anfang Juli der Abstand zur Sonne am größten! Ob es warm oder kalt ist liegt vielmehr daran, dass die Erdachse nicht senkrecht zur Umlaufbahn verläuft. Die Erde dreht sich also ein bisschen schief. Und im deutschen Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne eben „zugewandter“.
Schwarze Löcher saugen alles ein.
Falsch! Schwarze Löcher sind eigentlich keine Löcher, sondern Planeten mit extrem verdichteter Masse. Ihre Gravitation, also ihre Anziehungskraft, ist so hoch, dass nichts von ihnen nach außen dringen kann – nicht einmal das Licht. Nach derzeitigen Verständnis entstehen schwarze Löcher am Lebensende massereicher Sterne (etwa zehn mal so groß wie die Sonne). Dann erlischt die Kernfusion im Zentrum – und nichts kann die Gravitation noch aufhalten. Supermassereiche schwarze Löcher (also mit millionenfacher Sonnenmasse) werden im Zentrum vieler Galaxien wie unserer Milchstraße vermutet. Auch wenn nichts aus dem Inneren eines Schwarzen Lochs nach außen dringen kann, wirkt seine Anziehungskraft: Mit rasender Geschwindigkeit wird die umgebende Materie angezogen, so dass dabei Licht und Röntgenstrahlung entstehen. Zu nahe kommen darf man also nicht.
Der „Große Wagen“ ist das bekannteste Sternbild.
Falsch! Der „Große Wagen“ ist nur ein Teil eines Sternbildes – nämlich dem des „Großen Bären“. Der Wagen besteht aber aus sieben besonders hellen Bären-Sternen. Im Gegensatz zum „Kleinen Wagen“, der ein komplettes Sternbild bezeichnet. Allerdings ist der korrekte Name „Kleiner Bär“. Ohnehin gehören zu einem Sternbild viele Sterne, nicht nur die sichtbaren hellen. Nord- und Südhimmel sind in 88 Sternbilder mit festen Grenzen eingeteilt, wie die Länder im Atlas.
Der Polarstern ist der hellste Stern am Himmel.
Falsch! Der Polarstern ist zwar einer der 50 hellsten Stern am Firmament, aber es gibt Dutzende hellere. Das Besondere an ihm ist, dass er auf der Verlängerung der Erdachse liegt und damit den Mittelpunkt unseres Nachthimmels bildet. Alles dreht sich um ihn herum.
Planeten kann man nur durchs Teleskop beobachten.
Falsch! Es gibt fünf Planeten in unserem Sonnensystem, die wir mit bloßem Auge beobachten können – Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus. Merkur und Venus sind kurz nach Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang zu sehen, weil sie innerhalb der Erdbahn um die Sonne laufen und deshalb immer in ihrer Nähe sind. Die ganze Nacht über sieht man, sofern die Planeten von der Erde aus gesehen der Sonne gegenüberliegen, den rötlichen Mars, den hellen Jupiter und den schwächeren Saturn. Uranus sieht man mit bloßem Auge nur bei extrem guten Verhältnissen, also stockdunkler Nacht ohne das Streulicht einer Stadt.
Am Himmeln sehen wir Millionen Sterne.
Falsch! Von der Erde aus können wir mit bloßem Augen nur rund 6000 Sterne beobachten. Alle anderen sind nicht hell genug. In der hellen Stadt sieht man ohnehin erheblich weniger Sterne als etwa in den Alpen fernab einer Stadt, weil dort die Luft klar und richtig dunkel ist. Unzählige Sterne kann man aber erahnen: Sie „verstecken“ sich im neblig wirkenden Band der Milchstraße. Erst mit einem Fernrohr erkennt man, dass es einzelne Sterne sind.