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Kampf gegen die Mini-Miss-Wahlen in Frankreich

Kampf gegen die Mini-Miss-Wahlen in Frankreich

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Foto: Bethany Clarke/Getty Images
Miss-Wahlen stehen nicht erst seit gestern wegen des Frauenbildes, das sie repräsentieren, immer wieder in der Kritik. In Frankreich will die Regierung nun gegen eine Erweiterung dieser Wahlen angehen: Bei sogenannten Mini-Miss-Wahlen stellen sich Kinder ab fünf Jahren auf die Bühnen des Landes.

Paris. 

Nicht nur in den USA sondern auch in Frankreich sind Schönheitswettbewerbe für Minderjährige zunehmend beliebt. Beinahe jeden Monat finden irgendwo im Lande „Mini-Miss“-Wahlen statt, bei denen von ihren Müttern auf Femme fatale geschminkte Mädchen sich ab einem Alter von fünf Jahren in teuren Ballkleidern auf der Bühne in verführerischen Posen üben. Doch nun erwägt das Parlament, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben.

Im Januar wird die Nationalversammlung über einen Gesetzesentwurf beraten, welchen der Senat bereits vor sechs Wochen mit großer Mehrheit verabschiedete. Der Text sieht ein vollständiges Verbot von Schönheitswettbewerben für Mädchen unter 16 Jahren vor und droht den Organisatoren eine Strafe von zwei Jahren Haft und 30 000 Euro an.

Großer Beifall von Frauenrechtsverbänden

Chantal Jouanno heißt die dreifache Mutter, die der „Hypersexualisierung“ kleiner Mädchen den Kampf angesagt und das Gesetz ausgearbeitet hat. Die Senatorin und frühere Sportministerin will nicht zulassen, dass „unseren Töchtern von klein an eingetrichtert wird, dass allein ihr Aussehen zählt“. Nicht Verführungskünste sondern Wissen gelte es Kindern zu vermitteln, bevor sie in die Pubertät kommen.

„Ich bin wirklich keine Puritanerin“, erklärt die 44-Jährige, „aber dieser aus Amerika herüberschwappenden Lolita-Welle, die selbst Kleinkinder zu Sexualobjekten stilisiert, muss man entgegentreten, bevor es zu spät ist!“

Kritik fand wenig Gehör

Großen Beifall für ihren Vorstoß findet die Senatorin nicht nur bei Parlamentarierkollegen, sondern vor allem auch bei Familienverbänden, Frauenrechtsverbänden und Kinderpsychologen. Deren heftige Kritik an den „Mini-Miss-Wahlen“ hatte zuvor wenig Gehör gefunden. Allein vor zwei Jahren gelang es ihnen, einen in einer südfranzösischen Kleinstadt geplanten Wettbewerb zu stoppen. Die Argumentation, dass kleine Kinder nicht in „entwürdigenden Posen“ zur Schau gestellt werden dürften, überzeugte den Bürgermeister davon, ein generelles Verbot solcher Veranstaltungen in seiner Gemeinde zu erlassen.

Prominente Schützenhilfe erhielten Frankreichs „Mini-Miss“-Gegner jüngst von der US-Schauspielerin Mia Farrow. Wie in Frankreich sollten solche Wettbewerbe „überall verboten werden“, forderte die Mutter von vier eigenen und elf adoptierten Kindern im Kurznachrichtendienst Twitter. In den USA nehmen laut Medienberichten jährlich rund 250 000 kleine Mädchen an etwa 5000 Schönheitswettbewerben teil, die insgesamt an die fünf Milliarden Dollar einbringen sollen.

Keine vulgär aufgedonnerten Mädchen

Doch selbst wenn in Frankreich seit 2010 jährlich neben der Miss France tatsächlich auch eine Mini-Miss France gekürt wird, ist man von amerikanischen Zuständen noch weit entfernt. Letztere sind in den Augen von Isabelle Capitaine, die in Nordfrankreich seit vier Jahren die Wahlen der „Miss-Soleil“ (Miss Lächeln) organisiert, „wohl in erster Linie“ für das geplante Verbot verantwortlich“.

Aber „bei uns gibt es keine vulgär aufgedonnerten Mädchen“, betont Capitaine und verweist auf das Reglement ihres Wettbewerbs, der ein dezentes Make-up vorschreibt und hohe Absätze oder Busenattrappen untersagt. Capitaine plädiert dafür, die „Mini-Miss“-Wahlen nicht zu verbieten sondern zu reglementieren, damit sich kleine Mädchen auch weiterhin ihren Traum erfüllen können, als „Prinzessinnen“ aufzutreten.

„Das sind gar nicht die Träume der Mädchen, sondern die ihrer Eltern“, entgegnet ihr Jouanno kategorisch. Und höchstwahrscheinlich wird die streitbare Senatorin das letzte Wort behalten.