Am 24. Oktober erscheint Karel Gotts neues Album „Herr Gott Nochmal“. Von Altersmüdigkeit ist bei dem 75-Jährigen definitiv noch nichts zu spüren. Im Interview verrät er: „Ich freue mich auf jeden Auftritt als wäre es mein erster.“
Auch mit 75 Jahren tritt Karel Gott nicht kürzer. Am heutigen Freitag erscheint sein neues Album „Herr Gott Nochmal“. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news wirft der Entertainer einen Blick zurück, verrät seine Zukunftspläne und wie er Bushido findet.
Auf Ihrem neuen Album singen Sie, Sie hätten schon alle Melodien gesungen. Wie schaffen Sie es, dass Ihre neuen Songs dennoch überraschen?
Karel Gott: Es geht mir jetzt in meinem Alter mehr um den Inhalt des Liedes. Ich will meine Erfahrungen wiedergeben und nicht mehr nur von schönen Mädchen singen. Das ist mir in meinem Alter nicht mehr genug. Ich will Freude am Leben vermitteln und den Menschen mit meiner Musik nicht nur in schönen, sondern auch schwierigen Zeiten des Lebens beistehen.
In dem Stück „Als wär dies mein erster Song“ heißt es: „Fange ich zu singen an, fühl ich mich als junger Mann“ – Trauern Sie der Vergangenheit bzw. den Anfängen Ihrer Karriere nach?
Gott: Was ich mit dieser Zeile sagen will, ist, dass ich versuche, jeden Auftritt zu leben, als wäre es mein Erster. Ich musiziere aus Liebe zu der Musik und verfolge auch nach Jahren das Ziel, meinem Publikum die Leidenschaft und den Enthusiasmus eines Anfängers zu vermitteln.
Gibt es denn einen Moment in Ihrem Leben, an den Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
Gott: Ich hatte in meinem Leben viel Glück, und auch wenn es paradox klingen mag, habe ich gerade an die Zeit des Kalten Krieges, an das Leben zwischen Stacheldraht und Betonmauern, die schönsten Erinnerungen. Damals interessierte man sich im Westen für „die da drüben“, für die Sänger aus Prag.
Was war die denkwürdigste Begegnung, die Sie in Ihrem Leben gemacht haben?
Gott: Ich habe auf meinem Weg viele interessante Bekanntschaften gemacht. Beispielsweise habe ich 1970 John Lennon über meine damalige Plattenfirma in seinem Studio besucht. Er kannte mich nicht, aber es war ein interessantes Gespräch. Ich wusste, dass er politisch sehr links orientiert war und provokant, wir im Ostblock haben das nicht verstanden. Ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn gerne einen Auftritt in Prag organisieren würde. John wollte für die Show aber nicht bezahlt werden. Er wollte die Konzerteinnahmen nur Bedürftigen spenden. In der damaligen sozialistischen Tschechoslowakei wurde ich daraufhin von Funktionären beschimpft. Man hielt mich für wahnsinnig, weil ich einen englischen Sänger ins Land holen wollte, der unseren armen Kindern helfen möchte, die es laut Staatsdoktrin natürlich gar nicht gab. Ich habe John übrigens gesagt, dass er sich, wenn er bei uns auftreten wolle, die Haare evtl. etwas schneiden lassen müsse und er sagte daraufhin nur: „It’s strange!“ (lacht)
Zu Ihrer Zusammenarbeit mit Bushido: Wie fanden Sie die im Nachhinein? Würden Sie das noch mal machen?
Gott: Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Als Bushido mich fragte, ob ich den Song mit ihm aufnehmen will, habe ich sofort zugesagt. Die Plattenfirma war dagegen, doch man kann von ihm halten, was man will – ich habe Bushido als sehr empfindsamen und sensiblen Menschen kennengelernt. Ich finde, es ist eine interessante Sache, wenn zwei sehr unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen – in diesem Fall ich, der Träumer und Romantiker, und Bushido, der Junge von der Straße, der über das wahre Leben rappt. Da trafen ganz verschiedene Welten aufeinander und es hat geklappt. Unser Video hatte auf Youtube über 7 Millionen Besucher. Und plötzlich haben mich auch Jugendliche erkannt.
Gibt es einen Künstler, mit dem Sie auch gerne noch zusammenarbeiten würden?
Gott: Es gibt viele Künstler, mit denen ich gerne was machen würde. Es kommt auf die Idee an. Mir selbst wäre nicht in den Sinn gekommen, mit Bushido zusammenzuarbeiten – das ging von ihm aus.
Hören Sie seit Ihrer Kooperation mit Bushido denn auch Rap-Musik?
Gott: Ich muss ehrlich sagen, ich habe Schwierigkeiten, diese Art von Musik zu verstehen. Das geht mir zu schnell und es werden auch jede Menge Ausdrücke verwendet, die ich nicht kenne.
Was halten Sie von dem Hype um Helene Fischer?
Gott: Bei Helene Fischer kommt alles zusammen. Sie ist nicht nur eine gute Sängerin, sie hat auch ein kompetentes Team mit guten Produzenten und Songwritern hinter sich stehen. Eine gute Stimme ist nicht gleich erfolgsversprechend, solange man nicht gut vermarktet wird. Fischer bedient ein Repertoire, bei dem für jeden etwas dabei ist. Ihre Musik macht Spaß. Sie wirkt ehrlich und das ist ganz wichtig. Sie kommt glaubwürdig herüber.
Schlagerstars in Jurys von Casting-Shows: Würden Sie ein solches Angebot annehmen?
Gott: Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich möchte mein Image beibehalten und nicht als Kritiker abgestempelt werden. Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen, jemandem zu sagen, dass er nicht singen kann. Das tut Sängern weh und entmutigt sie. Das wäre nichts für mich.
Sie singen: „Solange es mich gibt, schenke ich Musik“: Werden wir noch viel von Ihnen zu hören bekommen?
Gott: Ich hab schon mehrere Ideen für ein weiteres Album. Aber letztendlich wird es darauf ankommen, wie sich der Markt entwickelt: Ist die Nachfrage groß, mache ich weiter, floppt die neue Platte, werde ich mich umorientieren. Leider gibt es die Fabrik in Prag, in der ich als Elektrotechniker gearbeitet habe, nicht mehr. Doch im Ernst: Ich freue mich auf jeden Auftritt als wäre es mein Erster. Ich bin dankbar, dass ich singen darf.