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„Kessler ist…“ – Original interviewt Fälschung

„Kessler ist…“ – Original interviewt Fälschung

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Kessler ist... Foto: ZDF
In der ZDF-Show „Kessler ist…“ verwandelt sich Michael Kessler in die Ebenbilder von Prominenten. Diese stellen ihrer Fälschung dann forsche Fragen.

Mainz. 

Schlank ist er, fast schon dünn, wie er auf einen zukommt zur Begrüßung. Aber er ist er selbst. Was ja nicht selbstverständlich ist bei Michael Kessler. In Switch war er jahrelang mal Günther Jauch, mal Florian Silbereisen, hat die Originale inklusive Gestik, Sprachmelodie fantastisch parodiert.

Eigentlich nur logisch, dass das ZDF ihn im vergangenen Jahr für eine neue Personality-Doku beim Spartensender Neo engagierte, in der der Gastgeber mit Haut und Haaren in die Rolle seiner Gäste schlüpft. Am diesem Donnerstag startet nun die zweite Staffel „Kessler ist…“. „Aber dieses Mal“, sagt Kessler, „laufen wir im Hauptprogramm.“

Anders als Konzept von „Switch“

Am Konzept hat sich deshalb allerdings nichts verändert. Mit Switch hat das alles jedenfalls nichts mehr zu tun. „Ich parodiere meine Gäste ja nicht“, bestätigt Kessler.

Er interviewt sie, reist mit ihnen in ihre Vergangenheit, verwandelt sich schließlich auch optisch in seine Gegenüber und lässt sich dann von ihnen befragen. „Das Konzept kommt aus Israel“, sagt Kessler und weiß noch, dass er „sofort begeistert“ war, als ihm das ZDF eine Folge des Formats gezeigt hat. Bei den Prominenten, die sie damals für die deutsche Version anfragten, hielt sich die Begeisterung dagegen in Grenzen. „Viele hatten Angst, sie würden in der Show durch den Kakao gezogen“, erinnert sich der 48-Jährige. „Aber die, die zusagten, waren anschließend alle angenehm überrascht.“ Denn Kessler führt niemanden vor, will nicht lustig sein, giert nicht nach Lachern. Er will seine Gäste kennenlernen. Und wenn es gut läuft, dann wird es sehr persönlich. Obwohl es natürlich Grenzen gibt. „Ich gehe nirgendwo hin, wohin mein Gast nicht gehen will.“

Nun also Staffel 2. „Es war immer noch schwierig, Leute zu kriegen“, wundert sich Kessler. Am Ende aber haben sechs zugesagt. Horst Lichter, Stefan Effenberg, Michael Mittermeier, Kai Pflaume, Stefanie Hertel und Götz Alsmann machen mit. Die meisten von ihnen kannte Kessler schon vorher persönlich, eng befreundet war er mit keinem. Das will er auch nicht. „Eine gewisse Distanz“, findet er, „ist wichtig.“

Kessler studiert seine Gäste

Sänger, Promi-Köche, Sportler, Showmaster und Comedians hat er schon zu Gast gehabt. „Ich hätte gerne noch jemanden aus der Politik“, sagt Kessler. „Aber da sind die Zeitpläne zu eng gestrickt. Denn was am Ende in einer halben Stunde über den Bildschirm flimmert, bedarf langer Vorbereitungszeit. „Mit einem Treffen ist es nicht getan.“

Kessler recherchiert, macht sich schlau über seine Gesprächspartner. Er spricht mit ihnen, studiert sie. Immer wieder. Merkt sich, was sie sagen aber auch wie es sagen. Und wie sie sich dabei bewegen. Den Rest macht später die Maskenbildnerin. Natürlich kann sie keine Wunder vollbringen. „Frauenrollen bleiben schwierig“, hat Kessler festgestellt. „Sie besitzen eine ganz andere Körperlichkeit.“ Doch die Herausforderung muss er meistern.

„Wir können nicht danach gehen, wen ich gut darstellen kann.“ Zum Auftakt wird Kessler heute zu TV-Koch Horst Lichter. Und dabei lernt der Zuschauer einen anderen Lichter kennen. Nachdenklich, manchmal fast melancholisch und recht weit weg vom ewig lustigen Fernsehkasper. Ganz nah lässt Lichter seinen Gastgeber an sich ran und ist beim abschließenden Interview so gerührt, dass er immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hat. „Spätestens nach der zweiten Frage hatte ich vergessen, wer da vor mir saß. Da habe ich mit mir selber gesprochen.“ Kessler kennt das Gefühl. „Natürlich spiele ich jedes Mal eine Rolle“, weiß er. „Aber irgendwann verschwimmen die Grenzen.“

ZDF, 23.15 Uhr, ab 23. Juli

ZDFneo, 21.45 Uhr, ab 30. Juli