Das Wetter war nasskalt, die Atmosphäre herzlich: Die niederländische Königin Beatrix, ihr Sohn, Kronprinz Willem-Alexander und dessen Frau Maxima wurden am Dienstag von Bundespräsident Christian Wulff empfangen.
Berlin.
Sprühregen, Windböen, aber die Frisur hält: Königin Beatrix beginnt ihren viertägigen Deutschlandbesuch bei zehn Grad und echtem Hollandwetter. Doch eine Oranierin kennt keine Gänsehaut – sie lacht den nächsten Berliner Schauer einfach weg.
Elf Uhr, Schloss Bellevue, Freitreppe. Da steht sie nun mit ihrem großen Hut und plaudert in perfektem Deutsch mit Bundespräsident Christian Wulff. Es ist der zweite Staatsbesuch der Niederländerin, der erste liegt fast 30 Jahre zurück. Doch im Gedächtnis geblieben ist vor allem die Stippvisite von 1991, kurz nach der Wiedervereinigung.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Die Berliner machen schon seit Tagen ihre Witze deswegen. Dass Hape Kerkeling, 20 Jahre nach seiner berühmten Aktion als Beatrix-Double, rein gewichtsmäßig nicht mehr in die Rolle der Königin schlüpfen könne. Aber warum, fragt das Lästervolk, versucht er es stattdessen nicht mal mit dem rundlichen Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowski? Den will die Königin schließlich am Mittwoch treffen, am zweiten Tag in der Hauptstadt.
Von Hape Kerkeling jedenfalls ist an diesem ersten Morgen nichts zu sehen – und es sind auch nicht mehr die 90er Jahre, als ein Witzkeks mit Kamera einfach so in den Sicherheitsbereich eines Staatsbesuchs gurken konnte. Heute baumeln um die Hälse der Journalisten ganze Büschel von Sonderausweisen, und zur militärischen Parade im Schlossgarten sind kaum mehr als ein paar Dutzend Kinder der niederländischen Schule zugelassen, die jetzt fröstelnd ihre klatschnassen Fähnchen schwenken.
Erst Christian Wulff, dann Angela Merkel, nachher Kranzniederlegung: Der erste Tag in Deutschland sieht wie ein ganz normaler Staatsbesuch aus – aber es liegt etwas Besonderes in der Luft. Es ist nicht das peinliche Vor- und Zurück bei der Frage, ob der 107-jährige Johannes Heesters am Staatsbankett teilnehmen darf. Wer auch immer hier eingegriffen hat – „Fernsehbilder mit Heesters und der Königin“, sagt ein Journalist aus Rotterdam, „das wäre doch kompromittierend für sie. Davor musste man sie schützen.“
Inoffizieller Antrittsbesuch von Willem-Alexander?
Das Besondere ist etwas anderes: Die 73-jährige Königin hat ihren ältesten Sohn Willem-Alexander und seine Frau Máxima mitgebracht – das künftige Königspaar. Die Spekulationen gehen soweit, dass Beatrix bereits am 30. April, am „Königinnentag“, den Stab an den 43-Jährigen Kronprinzen weiterreichen könnte. Dann wäre der Deutschlandbesuch auch ein inoffizieller Antrittsbesuch – und eine Abschiedsvisite für die Königin. „Blödsinn“, sagen dagegen viele niederländische Beobachter. Die Königin sei fit. Außerdem stehen in Holland ab 2013 die Feiern zum 200. Jahrestag der Monarchie an – „Wäre das nicht ein viel besserer Zeitpunkt?“
Am Nachmittag sitzt die Königin neben Rita Süßmuth in der Niederländischen Botschaft und flüstert amüsiert mit der CDU-Freidenkerin: 20 holländische und deutsche Gymnasiasten aus der Grenzregion um Gronau nehmen eine Truppe Abgeordneter in die Zange. Es geht eins zu null für die Schüler aus. Und das gefällt ihr. „Kleine Staaten“, sagt Süßmuth nachher, „haben oft große Lösungen.“ Und kleine Frauen können große Königinnen sein.
Nach ihrem Berlin-Aufenthalt sind Besuche der Königin in Sachsen und Nordrhein-Westfalen vorgesehen. (dapd)