Wir lernen Kommissarin Heller immer besser kennen. Im dritten Fall der jungen ZDF-Kommissarin lernen wir: Mit Männern hat sie nicht viel am Hut.
Wiesbaden.
Dass der Mörder in der ersten Szene seine Tat per Videobotschaft ankündigt, hat man so wohl auch noch nicht erlebt. „Ihr habt es nicht anders verdient, ihr habt es euch selbst zuzuschreiben“, droht der junge Bursche, schnappt sich eine Pistole und macht sich auf den Schulweg. Da hat man doch keine Fragen mehr, oder? Aber ganz so simpel ist es im dritten Fall für „Kommissarin Heller“ mit dem Titel „Querschläger“ dann natürlich doch nicht. Zwischen Anschein und Wahrheit liegt eine ganze Geschichte, man ahnt es schnell. Und es gehört natürlich zu den üblichen dramaturgischen Krimikniffen, dass mindestens ein Polizist das vermeintlich Eindeutige anzweifelt.
Amoklauf eines maskierten Schützen
Die Schüsse fallen in einer Wiesbadener Schule, zwei Schüler und die Direktorin werden tödlich verletzt, und der maskierte Schütze ist Augenblicke später spurlos verschwunden. Ein Amoklauf, da ist man sich schnell einig, nur Winnie Heller (Lisa Wagner) findet, dass drei Tote bei so vielen potenziellen Opfern dafür doch zu wenig seien, und glaubt der Theorie ihres Kollegen Verhoeven (Hans Jochen Wagner) nicht. Das schafft Reibung. Hatten wir auch schon, aber was hatten wir noch nicht in der Flut von Krimis, die tagtäglich die Fernsehprogramme beherrschen?
Christiane Balthasar, die schon Hellers Fälle „Tod im Weiher“ und „Der Beutegänger“ inszenierte, gibt ihrer forschen Polizistin von Folge zu Folge mehr Konturen. Es reicht ja schon lange nicht mehr, herkömmliche Geschichten des Bösen unter uns zu erzählen, das Publikum dürstet danach, am Innenleben der Aufklärer teilzuhaben.
So muss Heller den Tod ihrer jüngeren Schwester verarbeiten, hat sich mit dem Vater überworfen, geht regelmäßig zur Therapeutin. Sie kämpft als Einzelgängerin, durchwühlt Akten spätabends auch noch daheim, und mit Männern, da ist nicht mehr drin als ein One-Night-Stand mit einem SEK-Mann (Trystan Pütter), der sich vergeblich um mehr Nähe bemüht: Die Heller lässt ihn ganz cool abblitzen, ohne dass das schlechte Gewissen sie heimsucht. Lisa Wagner ist eine feine Schauspielerin, und doch prägt sie die Reihe nicht so stark, dass daraus mehr wird als routiniert gemachte Durchschnittsware.
Vertraut erscheinende Schulgeschichten
Mathias Klaschkas Drehbuch nach dem Roman von Silvia Roth ist auch nicht gerade ein Überraschungsfundus. Zu vertraut erscheinen all die kleinen Schulgeschichten von Mobbing und Nötigung, von erpressungstauglichen Handyfilmchen vom Schulhof und von ahnungslosen oder überforderten Eltern. Das ist alles nicht falsch oder schlecht, aber eben auch nicht aufregend.
Mit optischen Unschärfen und milchig blauen Bildern versucht Kameramann Hannes Hubach dem Geschehen so etwas wie eine moderne Optik und Dynamik zu verpassen. Es bleibt funktionsloser Schnickschnack.
Fazit Ein Standardkrimi ohne große Höhen und Tiefen. Aber bei Krimis scheint eine Übersättigung des Fernsehpublikums ja ohnehin unmöglich.
ZDF, Samstag, 10. Januar, 20.15 Uhr