Komplettes Flugzeug muss geräumt werden – weil eine Frau ihr Eichhörnchen mitbrachte
In den USA musste der Start eines Passagierfluges verschoben werden, weil eine Frau nicht ohne ihr Eichhörnchen fliegen wollte
Das Flugzeug musste komplett geräumt werden
Es gab in den USA allerdings schon exotischere Flugbegleiter als Eichhörnchen
Berlin.
Am Ende applaudierten viele Fluggäste, wirklich beliebt hatte sich die Frau allerdings nicht gemacht. In Orlando musste am Dienstag eine Maschine der Airline Frontier kurz vor dem Start wieder geräumt werden, weil eine Frau gegen die Richtlinien der Fluggesellschaft verstoßen hatte.
Genauer gesagt: Sie hatte ihr Eichhörnchen mitnehmen wollen. Und sie hatte partout nicht einsehen wollen, dass das nicht erlaubt ist. Als Sicherheitskräfte die Rollstuhlfahrerin zurück in den Flughafen brachten, erntete die Frau höhnischen Applaus, wie einige Videos zeigen, die Twitter-Nutzer veröffentlicht hatten.
Affen, Schweine und ein Pfau flogen in den USA mit
Allerdings kann man bis zu einem gewissen Grad sogar Verständnis für den Protest der Frau aufbringen. In den USA ist es nämlich nicht unüblich, dass Tiere als „Emotional Support Animals“, also als emotionale Unterstützer für Fluggäste mit Behinderungen oder Menschen mit Flugangst an Bord kommen dürfen. Therapeuten hatten sich dafür eingesetzt und sogar ein Gesetz erwirken können.
Über die Jahre sind in den USA daher alle möglichen Tiere zu „Service Animals“ erklärt worden. Bekannt wurden Fälle, in denen Fluggäste nicht nur von Hunden und Katzen begleitet wurden, sondern auch von Truthähnen, Enten, Schweinen, Affen und von einem Pfau. Es gibt sogar Berichte, die besagen, ein Passagier sei mit einem Pony geflogen.
In den letzten Jahren hatte diese ausufernde Tier-Mitnahme-Politik eine Debatte ausgelöst, die wiederum bei vielen Airlines die Einschränkung der Regelungen zufolge hatte – so auch bei Frontier-Airlines, deren Mitarbeiter daher nun auch Eichhörnchen am Gate eiskalt abweisen müssen.
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Wie handhaben deutsche Airlines das Mitnehmen von Tieren?
Ob Haustiere auf Flugreisen mitgenommen werden dürfen und wenn ja, welche, hängt von den Richtlinien der jeweiligen Airline ab, wie ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) unserer Redaktion sagte. Bei Hunden und Katzen sei das häufig möglich – allerdings hat jede Fluggesellschaft andere Bedingungen für den Transport von Tieren, die vor dem Flug abgefragt werden sollten. Lufthansa akzeptiert zum Beispiel auch Hasen und Kaninchen.
Zudem rät der Sprecher, den Transport frühzeitig anzumelden. Für die Tiere müssen bei Auslandsreisen sämtliche Papiere sowie Gesundheitsnachweise, die für die Einreise ins jeweilige Zielland nötig sind, vorliegen. „Es gibt auch Länder, in die Tiere grundsätzlich nicht mitgenommen werden dürfen“, so der BDL-Sprecher. Kranke, verletzte oder trächtige Tiere sind von der Beförderung ausgeschlossen, genau wie Tiere, die gerade geworfen haben. Auch Reptilien und Nager dürfen nicht auf Linienflügen mitfliegen.
Welche Tiere dürfen mit in die Kabine und welche nicht?
Ob Tiere im Frachtraum oder beim Besitzer in der Kabine transportiert werden, kommt auf das Gewicht und die Größe an. Jede Airline handhabt das allerdings unterschiedlich. Während zum Beispiel bei Condor Hunde und Katzen bis sechs Kilo in der Kabine mitgenommen werden können, darf das Gewicht bei der Lufthansa acht Kilo nicht überschreiten (inklusive Transportbox). Ausführliche Informationen dazu stehen auf den Webseiten der Airlines.
Im Frachtraum werden die Tiere in der Regel in einem klimatisiertem Bereich transportiert. Aber auch hier gibt es Abweichungen: So ist der Frachtraum bei Condor nur auf der Langstrecke beheizt – auf der Kurzstrecke dagegen nicht, wie ein Sprecher bestätigt.
Worauf sollten Tierhalter bei der Beförderung achten?
Ob eine Transportbox benötigt wird, und wie groß diese sein muss, ist bei jeder Fluggesellschaft unterschiedlich. „Die geltenden Bestimmungen sind dabei jeweils bei der Airline nachzufragen“, sagt der BDL-Sprecher. Die Box sollte mit saugfähigem Material ausgestattet und so groß sein, dass sich das Tier in eine natürliche Position legen kann.
Zudem sollten Tierhalter versuchen, immer einen Direktflug zu organisieren, wie eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes unserer Redaktion erklärt. Bei im Frachtraum transportierten größeren Hunden empfiehlt es sich, eine Mappe mit allen wichtigen Unterlagen an der Box zu befestigen.
Außerdem sollte ein gut sichtbarer Hinweis angebracht werden, dass ein lebendiges Tier transportiert wird. „Zudem kann ein T-Shirt, das nach Herrchen oder Frauchen riecht, oder die vertraute Decke mit in die Box gegeben werden“, so die Sprecherin. Das habe eine beruhigende Wirkung auf das Tier. Auch auf ausreichend Wasser sollte man achten.
Wann sollten Tierhalter auf eine Beförderung verzichten?
Muss das Tier im Frachtraum transportiert werden, rät die Tierschutzbund-Sprecherin davon ab, es mit auf eine Reise zu nehmen und – wenn möglich – eine heimische Betreuung zu organisieren. Weniger stressig und auch unproblematischer ist es dagegen, wenn Tier und Halter gemeinsam in der Kabine fliegen.
Für Katzen sind Reisen unabhängig davon eine erhebliche Belastung. „Wir raten deshalb auch grundsätzlich davon ab, Katzen auf Urlaubsreisen mitzunehmen“, sagt sie.