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Krötenweibchen machen es den Männchen schwer

Krötenweibchen machen es den Männchen schwer

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London. 

Krötenweibchen haben eine ungewöhnliche Strategie entwickelt, um sich vor aufdringlichen Männchen zu schützen: Sie pumpen sich derart auf, dass auf ihrem Rücken sitzende unliebsame Freier ihren charakteristischen Klammergriff gezwungenermaßen etwas lösen müssen. Dadurch können sie leichter von anderen Männchen verdrängt werden. Das hat ein niederländisch-australisches Forscherteam in Versuchen mit Aga-Kröten (Bufo marinus) herausgefunden. Der Mechanismus des Aufpumpens war bislang nur als Verteidigungsstrategie bekannt: Er soll Feinde abschrecken und es ihnen erschweren, die Kröten zu greifen. Offensichtlich beeinflussen die weiblichen Kröten und andere Forschlurche auf diese Weise aber auch die Partnerwahl, berichten Richard Shine von der University of Sydney und sein Team im Fachmagazin «Biology Letters» (Onlinevorabveröffentlichung, doi:10.1098/rsbl.2009.0938).

Ein volltönendes Quaken zur Paarungszeit klingt in den Ohren vieler Krötenweibchen äußerst verlockend, denn es lässt auf einen großes Männchen schließen. Das spricht nicht nur für gute Gene, sondern hat noch einen weiteren Vorteil: Die Weibchen sind in der Regel größer als die Männchen, der Fortpflanzungserfolg ist aber dann am höchsten, wenn beide möglichst gleich groß sind. Doch in den dicht besiedelten Laichgebieten haben es die Krötenweibchen schwer: Auf dem Weg zu ihrem auserwählten Partner werden sie oft ungewollt von anderen, kleineren Männchen angesprungen. Diese klammern sich so lange hartnäckig an die Weibchen, bis diese entnervt resignieren und Laich abgeben, der anschließend von den Männchen besamt wird.

Weibchen pumpen sich auf

Die Forscher machten bei Feldstudien allerdings zwei Beobachtungen: Zum einen reagierten die Weibchen häufig, indem sie sich aufpumpten. Zum anderen wurden die Männchen oft durch Konkurrenten von den Weibchen heruntergeschoben. Bestand da ein Zusammenhang? Um das herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler zunächst, bis zu welchem Druck sich die Weibchen abhängig von ihrer Körpergröße aufblasen können. Dazu legten sie Aga-Krötenweibchen eine Blutdruckmessmanschette um und erhöhten den Druck solange, bis die Weibchen gezwungenermaßen ausatmeten. Dann bastelten die Forscher Modellkröten aus toten Krötenweibchen, die sie mit Hilfe von eingesetzen Ballons auf den ermittelten Druck aufpumpen konnten. Nun ließen sie diese Modellkröten von Männchen umklammern. Mit Hilfe einer Federwaage maßen sie die Kraft, die notwendig war, damit die Männchen den Klammergriff lösten. Das Ergebnis: Waren die Weibchen aufgepumpt, ließen sich die Männchen deutlich leichter entfernen.

Anschließend simulierten die Forscher die Besiedelungsdichte, indem sie je ein lebendes Krötenweibchen und drei Männchen in einen Glaskasten von einem Quadratmeter Größe setzten. Sie erlaubten jedoch zunächst nur dem kleinsten Männchen, das Weibchen in den Klammergriff zu nehmen. Anschließend beobachteten sie das Verhalten der Tiere: Die anderen Männchen versuchten, den kleineren Konkurrenten zu verdrängen, was ihnen in vier von sieben Versuchen auch gelang. In einer zweiten Versuchsreihe hatten die Wissenschaftler die Weibchen jedoch so manipuliert, dass diese sich nicht aufpumpen konnten. Dadurch wurde ein entscheidender Unterschied deutlich: Hier erfolgten sogar neun Verdrängungsversuche durch die größeren Männchen, sie führten jedoch in keinem Fall zum Erfolg. Für die Forscher ist damit belegt, dass es sich beim Aufpumpverhalten der Weibchen um eine passive Art der Partnerwahl handelt. (ddp)