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Lamborghini gegen Ferrari – 50 Jahre schwarz-gelb gegen rot

Lamborghini gegen Ferrari – 50 Jahre schwarz-gelb gegen rot

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Foto: dpa
Aus Wut auf Ferrari baute der Traktorenhersteller Lamborghini ab 1963 eigene Sportwagen. Schwarz-gelb gegen rot – das farbig geprägte Duell gibt es in der automobilen Welt also seit 50 Jahren. Geschichte schrieben Lamborghinis ohne Rücksicht auf Traditionen gezeichneten, kantigen Extremflundern.

Essen. 

Schwarz-gelb gegen rot – das farbig geprägte Duell gibt es in der automobilen Welt seit 50 Jahren. 1963 hatte der wohlhabende Unternehmer Ferruccio Lamborghini seine Sportwagenmarke – Haus- und Wappenfarben Schwarz und Gelb – im Markenzeichen des Kampfstiers gegründet, um die rot lackierten Renner mit dem sich aufbäumenden Pferd von Ferrari auf die Hörner zu nehmen. Ein Duell, das seit 50 Jahren in die Verlängerung geht.

Eine Art von Aston Martin

Der als Landmaschinenbauer groß gewordene Ferruccio Lamborghini hatte 1963 die feine, kleine Firma in Sant’ Agata Bolognese aus dem Boden Oberitaliens gestampft, der Legende nach im Streit mit Enzo Ferrari über die mangelhafte Qualität seines in Maranello gekauften Sportwagens. Im Namen und im Zeichen spanischer Kampfstierrassen sollte eine Art von Aston Martin auf italienisch entstehen, nur wenige Kilometer vom Sitz der Roten in Maranello entfernt.

In den Olymp schafften es aber nur die Supersportwagen aus Sant’ Agata, allen voran der Miura. Wer je Auto-Quartett gespielt hat, weiß um die Stärken des Traumwagens. Legendär dessen quer im Hinterteil eingebauter Zwölfzylinder. Nur ein hilfloses Glasscheibchen trennte die Ohren der zwei davor Sitzenden vom Geröhre dahinter. Oft, aber längst nicht immer, war man der Zeit voraus, so mit dem futuristischen Viersitzer Espada oder dem ersten Luxus-Offroader LM 002 für alle, die eine eigene Ölquelle besitzen. Und natürlich ab 1974 mit dem Countach, später dem Diabolo und Murciélago, heute dem Gallardo und Aventador.

Der Rambo-Lambo

Ein bisschen der Reihe nach: Lamborghinis Prototyp Cheetah sollte 1977 den Armeen der Welt eine Art neuen Jeep schmackhaft machen, verunglückte aber bei Testfahrten. Daraus hervor ging der „Rambo-Lambo“. Die LM-Reihe (für „Lamborghini Military“) glänzte mit Zwölfzylindern bis 7,2 Liter Hubraum (eigentlich für Rennboote konzipiert) und über 440 PS mit dem nur bescheidene 5,2 Liter fassenden Motor aus dem Countach.

Der über 190 km/h rasende Offroader in Luxusausführung fand von 1986 bis 1991 einen 301 Freunde engen Käuferkreis, darunter viele Falken-Fans der arabischen Halbinselwelt. Denen waren Verbrauchswerte von 30 Liter aufwärts egal. Militärlogistiker wären dabei vor unüberwindbare Nachschubprobleme gestellt worden – man hätte ihn wohl aus der Luft betanken müssen. So was Ordinäres hat Ferrari bis heute nicht gebaut, obwohl man ein SUV aus Maranello wahrscheinlich mit Gold aufwiegen könnte. Der LM blieb eine Episode, Geschichte schrieben Lamborghinis ohne Rücksicht auf Traditionen gezeichneten, kantigen Extremflundern.

Der so ausgesprochene „Kuntack“, einst engster wie schnellster Serienwagen der Welt, mit (bei Dachlandungen zur Flucht aus dem Innenraum heraustretbaren) Schwenktüren, ließ Anfang der Siebziger alle normalen Frontmotorrenner im Ferrari-Stil wie von gestern aussehen – was sie ja auch waren.

Aston-Martin-á-la-Bolognese

Dummerweise dominierte sein Drogenhändler- und Waffenschieberimage jeden Rest vom Aston-Martin-à-la-Bolognese-Anspruch. Und wegen des von Ferruccio vorbestimmten Nichtengagements auf der Rennstrecke konnte kein sportlicher Erfolg dem sittlich-stylistischen Verfall entgegenwirken.

Das Scheitern als Formel-eins-Motorenhersteller für zweifelhaft finanzierte Teams ab 1989 passte da nur ins schiefe Bild. 1993, im Todesjahr von Ferruccio Lamborghini, war es mit der Formel eins im Zeichen des Stiers schon wieder vorbei. Da bewies der Galopper mehr Stehvermögen – bis heute.

Vor der Übernahme durch Audi 1998 trudelte Lamborghini ein Vierteljahrhundert lang unter wechselnden Besitzern von einer Pleite zu anderen. Seitdem Lambo mit Bentley und Bugatti zur VW-Familie zählt, ist Ruhe. Gewinne macht der Riesenkonzern woanders, die Luxusmarken pflegen das Image. Und das Duell zwischen den ewigen Rivalen? Kratzt angesichts weltweit explodierender Nachfrage nach Luxusautos längst keinen von beiden mehr. Wir sind ja nicht beim Fußball.