Muskel-Mann und Beckenpinkler – Matheaufgabe wird Viral-Hit
Ein Lehrer stellt Schülern ein Rechenproblem um Muskel-Manfred und Björn-Gonzales. Im Netz sorgt seine Gleichung für Begeisterung.
Bonn.
Mathe gehört nicht unbedingt zu den Fächern, die bei Schülern beliebt sind. Quadratische Funktionen, Parabelgleichungen? Müssen Gymnasiasten irgendwann lernen. Wie viele von ihnen derlei Rechenprobleme auch nach dem Abitur noch lösen können, sei einmal dahin gestellt. Die Rechenaufgabe, die ein Mathelehrer an einem Bonner Gymnasium seinen Neuntklässlern stellte, dürfte selbst Mathe-Muffeln in Erinnerung bleiben. Zumindest bei Twitter sorgt die Geschichte von Muskel-Manfred und Schwimmbecken-Pinkler Björn-Gonzales für Begeisterung.
Die Mutter einer Schülerin hatte die Matheaufgabe getwittert und dazu geschrieben: „Der Mathe-Lehrer meiner Tochter hat sehr viel kreative Energie.“ Der Anfang der Geschichte: Muskel-Manfred will den Frauen im Schwimmbad imponieren, lässt erst die Muskeln spielen und steigt dann aufs Zehnmeterbrett. Die Mathe-Fragen: Wo liegt der höchste Punkt seiner Flugbahn? Und wie weit ist Muskel-Manfred vom Sprungbrett entfernt, wenn er noch eine Höhe von fünf Metern hat?
Björn-Gonzales pinkelt ins Sprungbecken
Doch die kreative Geschichte geht noch weiter, Björn-Gonzales kommt ins Spiel. Der zieht nämlich seine volle Windel aus, wirft sie ins Sprungbecken – und geht dann noch zum gegenüberliegenden Sprungturm, um von dort ins Wasser zu pinkeln. Die lebensnahen Rechenaufgaben: Landet Muskel-Manfred in der Windel-Gefahrenzone? Und vor allem: Wird er schon nass, bevor er im Wasser landet?
Die Allgemeinmedizinerin aus Bonn, die den Twitter-Account @schlitterwicke betreibt, erreicht sonst mit ihren eigenen Tweets meist nur ein paar Dutzend Follower, mit der mathematischen Gleichung landete sie einen kleinen viralen Hit. Mehr als 1700-mal wurde der Tweet innerhalb von drei Tagen mit „Gefällt mir“ markiert, bis Donnerstagnachmittag mehr als 600-mal retweetet.
Lehrer zeigt YouTube-Videos, um PQ-Formel zu erklären
Auf Nachfrage unserer Redaktion erzählt sie, dass ihre Tochter sie auf die Muskel-Manfred-Matheaufgabe aufmerksam gemacht und gesagt habe: „Unser Mathelehrer kommt ja öfter mit schrägen Aufgaben an, aber diesmal hat er echt übertrieben.“ Trotz oder gerade wegen solch skurriler Aufgaben sei der Pauker bei ihrer Tochter und deren Klassenkameraden aber durchaus beliebt.
„Er gibt sich wirklich Mühe, dass der Unterricht Spaß macht“, sagt die Mutter. Der Lehrer zeige seinen Schülern auch schon mal YouTube-Videos, um die PQ-Formel zu erklären. Einen solchen Unterricht hätte auch @schlitterwicke sich damals gewünscht. Sie selbst drückte auf dem gleichen Gymnasium wie ihre Tochter die Schulbank. „Bei uns war das alles sehr viel langweiliger“, erinnert sie sich.
Lehrer aus Bad Honnef ist der eigentliche Urheber der Aufgabe
So viel Mühe sich der Bonner Mathelehrer auch geben mag, die kreative Leistung dahinter geht auf das Konto eines anderen: Jochen Krämer (31) aus Köln ist Mathe- und Physiklehrer in Bad Honnef und hat ein ganzes Repertoire an skurrilen Mathe- und Physikaufgaben um noch skurrilere Charaktere entwickelt.
Neben Muskel-Manfred und Björn-Gonzales sind das unter anderem Muskel-Manfreds Anabolika-Hund Adonis, Björn-Gonzales’ überforderte Helikopter-Mutti Renate-Roswitha oder auch Krämers Lieblingsfigur Leroy-Pascal, der zwar erst zehn Jahre alt ist, aber schon raucht und sich mit seinem Erdkundelehrer auf der Pep-Guardiola-Sonderschule prügelt, wenn der Hausmeister ihm keine Handgranaten verkauft.
Schon mehr als 50 skurrile Charaktere entwickelt
Mehr als 50 fiktive Figuren hat Krämer schon erfunden – selbstverständlich alle mit kurzer Charakterbeschreibung. Sie alle fließen in seine Unterrichtsmaterialien ein, die er zum Großteil selber entwickelt. „Der Anteil der selbst angefertigten Materialien in meinem Unterricht ist größer gleich 92 Prozent, monoton wachsend und konvergiert für große t gegen 100 Prozent“, scherzt er.
Und das nicht, weil er Schulbücher für schlecht hält, im Gegenteil. Didaktisch seien sie top, nur manchmal eben ein bisschen zu korrekt – und dadurch ein wenig langweilig. Langeweile gelte es aber zu vermeiden. „Das schafft zwar nicht zwingend bessere Noten, aber zumindest mehr Motivation und eine höhere Bereitschaft , sich auch einmal auf ein sehr abstraktes Thema einzulassen“, sagt er.
Lehrer tauschen Unterrichtsideen untereinander aus
Seine Aufgaben stellt Krämer auch Kollegen zur Verfügung. Als Lehrer sei man schließlich Teamplayer. Es sei eine Selbstverständlichkeit, gute Unterrichtsideen untereinander auszutauschen.
Im Falle von Muskel-Manfred auf dem Sprungturm und Beckenpinkler Björn-Gonzales muss es sich in etwa folgendermaßen zugetragen haben: Krämer stellte einer Referendarin einen USB-Stick mit Aufgaben zur Verfügung, die wiederum mittlerweile an einer Bonner Schule selbst als Lehrerin tätig ist. Auch sie gab ihrem Referendar die Aufgaben weiter. Das Material verbreitete sich. Das vorläufige Ende der Geschichte: Eine Mutter fotografierte die Mathe-Aufgabe ab und die Parabelgleichung wurde zum Viral-Hit auf Twitter.
Twitter-Nutzer kennt die Lösung des mathematischen Problems
Doch was ist nun mit Muskel-Manfred und den Windel- und Pipi-Attacken des Beckenpinklers Björn-Gonzales? Die Antwort samt Lösungsweg liefert ein Twitter-Nutzer namens Piratenschlumpf – ohne Anspruch auf Richtigkeit. Demnach hat Muskel-Manfred „verdammt knapp Glück gehabt“.
Wem diese Art von Mathematik zu hoch ist, kann sich einfach dem Lösungsvorschlag von Twitter-Nutzerin Erbsenkönigin anschließen: „Egal wo Muskel-Manfred landet, es ist überall Pipi im Becken und Björn-Gonzales ist ‘ne Sau.“ So einfach ist Mathe.