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Nach Anruf bei Domian – Köln will Gründer der Pezzoni-Facebook-Gruppe ausschließen

Köln will Gründer der Pezzoni-Facebook-Gruppe ausschließen

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Jürgen Domian im Parktheater Foto: Josef Wronski/IKZ
Der 1. FC Köln greift gegen gewaltbereite Fans in seinen Reihen durch. Nachdem sich der Gründer der Facebook-Gruppe „Pezzoni & Co. aufmischen“ in der TV-Sendung „Domian“ geoutet hat, will der Verein das Ultra-Mitglied ausschließen. Der Mann, der sich „Benni“ nennt, macht die Medien verantwortlich.

Essen. 

Der 1. FC Köln hat den Initiator der Facebook-Kampagne „Pezzoni & Co. aufmischen“ gegen seinen ehemaligen Spieler Kevin Pezzoni identifiziert und bestraft. „Es handelt sich um ein FC-Mitglied, gleichzeitig Vorsitzender eines kleineren Fanklubs. Wir haben gegen diese Person ein sofortiges Mitgliederausschlussverfahren in Gang gesetzt“, erklärte Kölns Vorsitzender der Geschäftsführung, Claus Horstmann, auf der Website des Vereins.

Der Mann ist jetzt erstmals öffentlich in Erscheinung getreten. Er nennt sich Benni und sagt, er sei 21 Jahre alt. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag griff er zum Telefonhörer und berichtete in der WDR-Talkshow „Domian“ vor einem großen Publikum den Hörern von 1LIVE und den Zuschauern im WDR-Fernsehen von den Vorkommnissen.

Als der erfahrene Talk-Master Jürgen Domian bemerkt, wen er da am Telefon hat, reagiert er schnell. „Du hast diese Facebook-Gruppe aufgemacht?“, fragte er erstaunt. „Ja, ich bin der Initiator von der ganzen Seite“, antwortete sein Gesprächspartner mit kölschem Akzent.

Bevor ein Anrufer in die Sendung durchgestellt wird, findet ein Vorgespräch mit einem Redakteur statt. Morgens um ein Uhr innerhalb weniger Minuten die Identität eines Anrufers und den Wahrheitsgehalt seiner Angaben zu überprüfen, ist so gut wie unmöglich. Inzwischen bestätigt ein Sprecher des WDR unter Berufung auf den 1. FC Köln, dass es sich bei Benni tatsächlich um den Gründer der Gruppe handelt.

Gründer der Anti-Pezzoni-Gruppe will betrunken gewesen sein

Angetrunken und ein „bisschen frustriert“ sei er gewesen, als er sich an den Computer gesetzt und Facebook aufgerufen habe, sagt Benni. Er gründete eine Gruppe und taufte sie auf den Namen „Pezzoni & Co. aufmischen“. Was er da losgetreten habe, sei ihm gar nicht richtig bewusst gewesen. Die Situation sei eskaliert. Da habe er keinen Einfluss drauf gehabt. Zahlreiche „Fans“ diskutierten auf der Seite, bevor sie schließlich aus dem Netz verschwand. Einige ließen ihren Worten Taten folgen: Sie lauerten dem Fußballprofi vor seinem Haus auf, griffen ihn an, bespuckten und bedrohten ihn.

Am Auto des Fußballspielers habe schließlich ein Zettel geklebt mit der Aufschrift „Kevin Pezzoni, wenn Du die Stadt nicht verlässt, finden wir Dich“, berichtet Anrufer Benni. Klingt da gar Stolz in seiner Stimme mit? Benni betont mehrmals, er kenne „die Jungs, die da vor Ort waren“. Domian holt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück: „Du bist schuld, dass diese Hetze überhaupt stattgefunden hat!“.

Benni ist nach eigenen Angaben bereits vorbestraft

Kevin Pezzoni hat den 1. FC Köln inzwischen verlassen. Seinen Vertrag hat er aufgelöst. Ob Benni sich darüber freue, will Domian wissen. „Das Resultat ist nicht verkehrt, aber wie es zustande gekommen ist… na ja, vielleicht hätte man das auch anders lösen können.“ Wäre es anders gelaufen, hätte Benni jetzt auch keine Strafanzeige am Hals.

Wie Benni („Ich bin Kölner – durch und durch“) Dinge löst, berichtet er an anderer Stelle während des Telefonats. Auf die Frage, ob er schon einmal mit der Polizei in Konflikt geraten sei, antwortet er: „Wenn man in der Szene drin ist, kommt man hin und wieder mit denen in Kontakt“. Dann fragt Dominan, ob er vorbestraft sei. Benni antwortet: „Ja, ja, auf jeden Fall“.

Anrufer outet sich bei Domian als gewalttätiger Hooligan 

Und woher die Einträge in seinem Register kommen, berichtet er auch. Mit seinen Kameraden habe er einmal „die Leverkusener ein bisschen weggewichst“. Domian staunt – und fragt nach, was das denn heiße. „Wir haben denen mal ordentlich ein bisschen Feuer unterm Arsch gemacht, ein paar Angriffe gestartet.“ Geplante Aktion, 20 gegen 20. Benni hat sich gerade als gewalttätiger Hooligan geoutet.

Und Domian sorgt dafür, dass das Gespräch nicht aus dem Ruder läuft. „Das ist ja mal total assi“, weist er den Anrufer zurecht. Benni sieht das anders. Mit den Worten „wenn das alles unter sich bleibt, dann ist das legitim“. Der Talkmaster jedoch sieht wiederum eben das anders und hat prompt die passende Antwort parat: „Das geht nicht! So macht ihr den Sport kaputt.“

Schuld sind nach Einschätzung von Anrufer Benni die Medien

Jetzt wird es Benni zu viel. Er will das Thema wechseln. Zu der Facebook-Gruppe möchte er noch etwas anfügen, sagt er – etwas kleinlaut. Die Sache sei halt eskaliert. Er habe nur die Spieler etwas „pushen“ wollen, damit sie künftig alles geben für den Verein. Und außerdem seien es ja die Medien gewesen, die mit ihrer Berichterstattung dafür gesorgt haben, dass es überhaupt zu der Eskalation habe kommen können. „Die haben Öl ins Feuer gegossen.“

Mittlerweile sind rund zehn Minuten vergangen. Domian hat zugehört, geantwortet. Souverän ist er mit der Situation umgegangen. Doch langsam ist es an der Zeit für einen Rausschmiss. „Du hast die Möglichkeit gehabt, Dich hier zu äußern“, sagt er. „Live und ohne Filter.“

In der Sendung erlaubt Domian seinen Anrufern manchmal, Grüße auszurichten. Auch Benni will „seinen Jungs“ noch ein paar Worte zukommen lassen. Doch der Moderator verbittet sich das. Benni kann das Nein des Talk-Masters nicht akzeptieren und quasselt weiter – und Domian wirft ihn aus der Leitung.

„Damit hat er sich jetzt bloßgestellt“, sagt Domian. „Wir haben ja gehört, wie er so gestrickt ist“. (mit dapd)