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Nina Hoss beeindruckt in „Yella“

Nina Hoss beeindruckt als „Yella“

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Foto: Bild: Hans Fromm
Die Schauspielerin beeindruckt in dem düsteren Ost-Drama. Dahinter steckt ein kluger Kopf: der Hildener Regisseur Christian Petzold. Kein Wunder, dass ihn das Fernsehen gleich mehrfach würdigt.

Essen. 

Es gibt keine zufälligen Bilder in den Filmen von Christian Petzold (50). Alles ist genau abgestimmt, Hintergrund, Bewegung, Ausdruck der Figuren. Obwohl meist nicht viel gesprochen wird, sind sie von ungeheurer Beredtheit. Bei Petzold füllen sich die Leerstellen zwischen der Anordnung wie von selbst im Kopf des Zuschauers. Die Filme dieses Regisseurs sind bei aller augenscheinlichen Kühle die pure Emotion. Petzold ist damit eine singuläre Größe im deutschen Film, was er vor vier Jahren mit „Yella“ (ZDF, Dienstag, 22.45 Uhr) erneut unter Beweis stellte.

Zum dritten Mal, nach „Toter Mann“ und „Wolfsburg“, dominiert Nina Hoss einen Film von Petzold. Sie verkörpert eine junge Ostdeutsche, die ihren ruinierten Mann verlässt, um ihr Glück im Westen zu suchen. Wie eine Wassernymphe entsteigt sie der Elbe nach einem Selbstmordunfall ihres Ex, und macht sich auf in ein neues Leben.

Aber da sind immer wieder diese anschwellenden Unterwassergeräusche in ihrem Ohr und ein wachsender Verfolgungswahn. Wer genau hinsieht, wird bemerken, dass der neue Freund (Devid Striesow) ein Auto in der Farbe ihres Ehemanns fährt und auch noch einen identischen Anzug trägt. Yellas Wahrnehmungen werden immer bedrohlicher. Am Ende dieses Films mit seinen geradezu gemeißelten Einstellungen wird man merken, dass der Osten keinen so schnell loslässt.

Geld ist die „Schmiere“

Bereits am 4. August beschenkt uns die ARD mit Petzolds letztem Kinofilm „Jerichow“. Auf den ersten Blick erinnert alles an James M. Cains Psychoroman „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ und seine Verfilmungen.

Das geschäftsmäßig verbundene Ehepaar Ali (Hilmi Sözer) und Laura (schon wieder: Nina Hoss) in der Einsamkeit Mecklenburg-Vorpommerns, der virile Ex-Soldat Thomas (Benno Fürmann), der vom Gatten als Aushilfe angeheuert wird – schon ist sie da, die körperlich unvermeidbare Dreiecksbeziehung. Es beginnt ein Spiel der Leidenschaften, der kurzen intimen Berührungen, der flüchtigen Küsse, der Angst vor vorzeitiger Entdeckung. Das Geld durchzieht die Beziehungen aller Menschen in „Jerichow“, es ist, wie Petzold es ausdrückt, die „Schmiere“ dieses Films. Laura kann ihren Mann, Besitzer von 45 Imbissbuden, nicht so einfach verlassen. Der beleibte Türke hat die schöne Blonde nur bekommen, weil er versprochen hat, ihre Schulden zu tilgen. Auch Thomas hat Schulden, die den Gläubiger bereits einmal gewalttätig werden ließen.

Auto gibt Rhythmus vor

Unnachahmlich ist, wie Petzold Autofahrten benutzt, um dem Film seinen eigenen Rhythmus zu geben, wie er uns über die Personen die Landschaft erfahren lässt. Kameramann Hans Fromm setzt dazu ein Licht, das der Gegend um Prignitz schmeichelt, das bei einem Picknick am Ostseestrand mit seiner Leuchtkraft lange davon ablenkt, welches Dunkel sich zusammenbraut.

Christian Petzold stellt am 29. August, 20.15 Uhr, im Ersten den Auftaktfilm der ambitionierten Krimi-Triologie „Dreileben“. Er verspricht „Etwas Besseres als den Tod“.