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Anne Will traut ihren Ohren kaum: Politiker redet sich um Kopf und Kragen – „Nicht im Bierzelt?“

„Nicht im Bierzelt“, ARD-Moderatorin Anne Will reagiert ungläubig, als sie hört, wie ihr Gast Hubert Aiwanger verteidigt.

Aiwanger-Talk bei Anne Will.
© Wolfgang Borrs/​NDR/​picture alliance/​dpa,, Screenshot Anne Will / ARD

Aiwanger beim Gillamoos-Frühschoppen: Von der Flugblattaffäre keine Spur

Von der Flugblattaffäre keine Spur: Hubert Aiwanger der Freien Wähler ist beim politischen Gillamoos im niederbayerischen Abensberg aufgetreten. Bei seiner Rede verlor er über die Affäre kein Wort. Im Anschluss gab es langen Applaus.

Hubert Aiwanger bestimmt weiter den bayerischen Landtagswahlkampf. Am Sonntagabend ist die Flugblatt-Affäre Thema in der ARD-Talksendung von Anne Will. Aiwanger selbst ist nicht im Studio, dafür wird er von Florian Streibl verteidigt. Der Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag agiert dabei nicht immer besonders glücklich.

In einer Szene redet sich Streibl gar kurz um Kopf und Kragen – bis Anne Will mit ihren Vorwürfe übers Ziel hinausschießt.

Aiwanger-Verteidiger macht Anne Will (ARD) baff

Bei der Frage, ob Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger nach dem Skandal nun ein öffentliches Zeichen gegen Antisemitismus setzen müsse, geht Streibl nicht voll mit. Man müsse mit den jüdischen Mitbürgern ins Gespräch kommen, jedoch habe man gerade Wahlkampf in Bayern. „Wofür ist das eine Erklärung?“, kontert Anne Will.

„Das ist die Erklärung, dass man sich nicht ins Bierzelt hinstellt und Asche auf sein Haupt streut“, führt er aus. „Wirklich? Herr Streibl!“, entgegnet Anne Will ungläubig. „Sie behaupten, die Freien Wähler seien das Bollwerk gegen den Antisemitismus! Dann sind die das doch auch im Bierzelt. Oder nicht?!“ Rustikale Volksfeste auf dem Land sind keine geeigneten Orte, um sich gegen Antisemitismus zu stellen – so kann man den FW-Politiker verstehen.

ARD-Talk läuft kurz aus dem Ruder: „Das ist eine boshafte Unterstellung“

Kurz entgleitet das Gespräch, als Will ihren Gast zu scharf angeht. Im Bierzelt rede man dann also antisemitisch, fragt sie. „Nein, um Gottes Willen“, antwortet Streibl empört. „Das muss auch wirklich verbieten! So eine Unterstellung! Das ist eine boshafte Unterstellung!“

Als sich der Dialog wieder etwas beruhigt, führt Streibl aus, was er wirklich meint. Die Aufarbeitung müsse woanders geschehen, die Ebenen dürften nicht vermischt werden. An die Adresse seines Parteifreundes gerichtet, sagt er in der ARD-Sendung: „Es muss auch ein Zeichen kommen. Ein deutliches Zeichen. Aber wenn es jetzt im Wahlkampf käme, würde es auch völlig falsch verstanden werden. Dann würde man sagen, das macht er doch nur, weil er Wahlkampf macht.“ Das Signal gegen Antisemitismus müsse ehrlich und echt herüberkommen, damit es nicht missinterpretiert werden könne.

Aiwanger als „starker Onkel“ wie Trump?

Im Studio von Anne Will ist außerdem die jüdisch-stämmige Publizistin Marina Weisband. Sie urteilt hart über Hubert Aiwanger. Sein Vorgehen in der Flugblatt-Affäre erinnere sie an das Vorgehen von Donald Trump. „Nicht nur hat er sofort gesagt: Ich bin das Opfer. Sondern er hat auch gesagt: Eigentlich bin nicht ich das Opfer, es geht eigentlich nicht gegen mich, es geht gegen euch. Gegen die normalen Menschen.“


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Die Schuldzuweisung an Eliten sei ein typisches Vorgehen von Populisten international, die überall die Demokratien bedrohen. Autoritär geprägte Politiker würden sich vor dem Volk als „starke Onkel“ aufspielen, die es denen da oben zeigen wolle, so Weisband. „Das ist eine sehr starke Geschichte, weil sie Menschen auf emotionaler Ebene abholt, weil wir uns hilflos fühlen.“