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ARD: Nach „Ich bin Sophie Scholl“-Shitstorm – bereut Darstellerin Luna Wedler das Instagram-Projekt?

Im Interview mit dieser Redaktion reagiert Schauspielerin Luna Wedler auf die Vorwürfe rund ums ARD-Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“.

"Ich bin Sophie Scholl"
© picture alliance/dpa/SWR/BR/Sommerhaus/ | Rebecca Rütten

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Mit dem Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“ hat die ARD ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen Rechtsextremismus setzen wollen. Anlässlich des 100. Geburtstags der gleichnamigen Widerstandskämpferin haben es sich die Sender SWR und BR zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der jungen Studentin in die digitale Welt zu übertragen.

Doch für das Instagram-Projekt hat die ARD auch herbe Kritik einstecken müssen. Spätestens als sich die Redaktion vom „ZDF Magazin Royale“ rund um Jan Böhmermann das Profil vorknöpft, bricht ein riesiger Shitstorm über die Beteiligten herein. Im Interview mit dieser Redaktion äußert sich Darstellerin Luna Wedler nun zu den Vorwürfen.

Jan Böhmermann macht ARD schwere Vorwürfe – und warnt vor rechtsextremen Tendenzen

Auf dem Instagram-Kanal „Ich bin Sophie Scholl“ wurden von April 2021 bis Februar 2022 die letzten zehn Monate im Leben der Widerstandskämpferin bis zu ihrer Hinrichtung 1943 in Echtzeit nachgestellt. Die Schauspielerin Luna Wedler, bekannt aus der Netflix-Serie „Biohackers“, verkörpert damals die Rolle der Sophie und produziert täglich Instagram-Stories und Beiträge für die ARD. Das Ziel der teilnehmenden Sender BR und SWR? Geschichte lebendig machen und ein Bewusstsein für die Verbrechen der Nationalsozialisten schaffen.

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In den Beiträgen soll Luna Wedler den Alltag von Sophie Scholl (†21) so realistisch wie möglich herüberbringen. Neben dem Drucken von Flugblättern der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gehören also auch Vorlesungen und Treffen mit Freunden zum Leben der Biologie- und Philosophie-Studentin. Doch mit einigen Szenen scheint es die Produktion zu übertreiben. So filmt sich Luna alias „Sophie“ beispielsweise dabei, wie sie nachts wach liegt und nicht einschlafen kann, weil ihr Bruder Hans im Nebenzimmer lauten Sex hat. In einem anderen Beitrag berichtet Sophie euphorisch von der Panzerschokolade. Dabei handelt es sich um das Medikament Pervitin, ein Methamphetamin, das heute unter dem Namen Crystal Meth bekannt ist.

„Hans vögelt zu laut und Sophie schmeißt begeistert Pillen ein“, spottet ZDF-Moderator Jan Böhmermann im Februar über die Beiträge. Und weiter: „Mit der historischen Sophie Scholl hat Instagram-Sophie-Scholl ungefähr so viel zu tun wie Mehmet Scholl mit dem Dr. Scholl Hornhautraspler.“ Der Satiriker wirft dem SWR und BR vor, dass sie die Geschichte zu „Fiktion und Kitsch“ verhunzt hätten. Dies sei sogar überaus gefährlich, da sich so auch „die Fans ihrer Mörder“, also Rechtsextreme, die romantisierte Darstellung der NS-Zeit zu Nutzen machen könnten.

ARD: „Sophie Scholl“-Darstellerin Luna Wedler deutlich – „Ich bin stolz darauf“

Doch wie steht Luna Wedler, die selbst in das Instagram-Projekt der ARD verwickelt war, zu den Vorwürfen? Bereut sie es inzwischen, daran mitgewirkt zu haben? Gegenüber dieser Redaktion beteuert die „Ich bin Sophie Scholl“-Darstellerin: „Nein, ich bereue gar keinen Film, den ich bis jetzt gemacht habe. Wir wussten von Anfang an, dass das Projekt für Diskussionen sorgen wird. Es bietet wie ‚eva.stories‘ einen anderen Zugang zu Geschichte. Ob gute Kritik oder schlechte Kritik, es ist eigentlich immer gut, denn die Leute reden darüber.“

Das Instagram-Projekt „eva.stories“ ist der Vorläufer für die deutsche Version. Der Kanal hat 2019 großes Aufsehen erregt, als er basierend auf dem Tagebuch der ungarischen Jüdin Éva ihre Erlebnisse im Vernichtungslager Auschwitz lebhaft wiedergegeben hat. Éva Heyman ist 1944 im Alter von 13 Jahren ermordet worden.

Luna Wedler
Luna Wedler ist durch die Netflix-Serie „Biohackers“ berühmt geworden. Foto: IMAGO / Sven Simon

Dass es bei „Ich bin Sophie Scholl“ für einige Zuschauer zu kitschig und realitätsfern geworden ist, kann Luna Wedler nicht nachvollziehen. „Wir wollten Sophie Scholl überhaupt nicht verkleiden. Ich habe mich extrem viel mit ihr auseinandergesetzt und eine Version von ihr, wie ich glaube, wie sie vielleicht war, verkörpert. Schlussendlich habe ich ganz viele tolle Reaktionen bekommen – auch von älteren Leuten, die sich extra dafür Instagram heruntergeladen haben. Ich bin stolz darauf. Ich finde, wir haben das schön gemacht“, betont die 23-Jährige.

Auf die Frage, wieso sie unbedingt an dem Projekt der ARD teilnehmen wollte, antwortet Luna Wedler: „Weil ich wirklich glaube, dass man auf diese Art vielen Leuten ihre Geschichte näherbringen konnte. Erst letztens hat mich ein Lehrer auf der Straße angesprochen und meinte, er hätte es auch für seinen Geschichtsunterricht genutzt. Das ist wunderschön.“


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Die Kritik am Instagram-Kanal wehrt die Schauspielerin, die aktuell in der Neuverfilmung von „Der Räuber Hotzenplotz“ im Kino zu sehen ist, also ab. Dass Jan Böhmermann die Arbeit der Produktion im „ZDF Magazin Royale“ so auseinandergenommen hat, sieht Luna Wedler hingegen gelassen. „Es ist ja wirklich krass, was da alles in den ganzen Kommentaren abgegangen ist. Da wurde richtig angefangen zu diskutieren und das ist toll. Ich finde, es hat mehr Positives. Deshalb: Jan Böhmermann, Danke!“, so die Darstellerin im Interview.