Der Tatort war beklemmend, angelehnt an einen realen Fall und ziemlich aktuell. Doch weil er parallel zum Länderspiel lief, schauten nur Wenige zu.
Essen.
Manchmal ist der Tatort nicht mehr als ein Sonntagabend-Krimi, doch dieses Mal war es anders. „Verbrannt“ behandelte einen realen Stoff: den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh, der 2005 in einer Dessauer Gefängniszelle ums Leben kam. Ein „großes Sozialdrama“, wie Drehbuchautor Stefan Kolditz es nennt.
Dass diesen Film weniger Zuschauer sahen als einen durchschnittlichen Hamburg-Tatort lag an der Programmgestaltung der ARD. Denn der Tatort lief parallel zum Länderspiel gegen Georgien, bei dem die DFB-Elf sich zur Europameisterschaft zitterte. Absehbar, dass dagegen keine Quotenerfolge zu erringen waren.
Tatort-Autor sauer auf die ARD
Immerhin gut 7,5 Millionen Menschen schalteten trotzdem ein; zwei Millionen weniger als sonst dabei sind, wenn Wotan Wilke Möhring und Petra Schmidt-Schaller ermitteln. Elf Millionen entschieden sich für das von RTL übertragene Fußballspiel.
Drehbuchautor Kolditz ist entsprechend sauer: „Diesen Fall an einem Abend gegen ein Fußball-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft zu senden, halte ich nicht nur für fahrlässig, sondern fast schon für vorsätzlich“, sagte er gegenüber der „Bild„. Die Aktualität des seines Films sei seit Monaten absehbar, das hätte man bei der Programmplanung schon vor Monaten erkennen können. Er habe das vor der Ausstrahlung angesprochen. „Nur leider ist es nicht zu ändern gewesen.“
Tatort ist noch in der Mediathek zu sehen
Die ARD beruft sich aufs Prinzip: Die Fernsehfilmkoordination habe entschieden, das außerhalb der Sommerpause an Sonntagen prinzipiell keine ,Tatort‘-Wiederholungen gesendet werden, auch nicht bei einem Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft, antwortet der Sender auf eine „Bild“-Anfrage.
Wer den Tatort verpasst hat, hat noch ein paar Tage die Chance, ihn sich in der ARD-Mediathek anzuschauen. Allerdings aus Jugendschutzgründen nur zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens. (dor)