Horst Lichter ist eine Institution im deutschen Fernsehen. Begann seine TV-Karriere mit einem Beitrag des WDR über sein damaliges Restaurant, die „Oldiethek“, mauserte sich der 60-Jährige mit der Zeit zu einem der beliebtesten Moderatoren des Landes.
Doch der „Bares für Rares“-Moderator ist nicht nur vor der Kamera der gefeierte Star, auch wenn die Kameras aus sind, übernimmt Horst Lichter Verantwortung. Als Pate der „Helmar Broich Stiftung“ hilft Lichter jungen Menschen beim Start ins Leben. Wir haben mit dem 60-Jährigen über seine Anfänge, sein Elternhaus und seine Kinder gesprochen.
Lieber Herr Lichter, in der Pressemappe zur „Helmar Broich Stiftung“ werden Sie mit den Worten zitiert, dass Sie sich „selber solch ein Netzwerk gewünscht“ hätten. Sie sind der Sohn eines Bergmannes, wie kamen Sie zum Kochen?
Ich habe die Gastronomie geliebt, weil man Menschen zusammenführt und sie kommen dahin, weil sie es möchten, weil es schön ist, weil man daran Freude hat. Ich habe gerne Menschen an einem Tisch. Da war klar, entweder baue ich dafür die Tische oder ich mache das Essen. Und so bin ich sehr gerne Koch geworden.
Hat es Ihnen in jungen Jahren an Unterstützung gemangelt?
Mir hat es nicht an der Unterstützung gemangelt, die man menschlich hätte haben können. Mutter und Vater waren im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer hilfsbereit. Sie haben alles Mögliche versucht. Sie wollten im wahrsten Sinne des Wortes uns Kindern alles ermöglichen. Aber ihnen fehlten a) die finanziellen Mittel und b) natürlich auch die Weitsicht. Man darf nie vergessen, mein Papa war einfacher Arbeiter und meine Mutter hatte auch sehr viel um die Ohren. Hätte ich gesagt, ich wollte studieren, hätten sie natürlich gesagt: Dann tu’s! Aber es wäre im Rahmen unserer Kapazitäten einfach nicht möglich gewesen.
Was hätten Ihre Eltern besser machen können?
Ach, eigentlich hätten sie nicht viel besser machen können. Ich glaube, was zu der damaligen Zeit gefehlt hat, war das, was heute passiert: Dass Lehrkräfte und andere Experten, mit denen Kinder zu tun haben, ein Auge auf die Kinder werfen und sagen: Wo gibt es Möglichkeiten zum Fördern? Damals gab es in der Kinderförderung gar nicht so viele Möglichkeiten. Nur wenn man aus einer wohlhabenden Familie kam – dann wurde automatisch die entsprechende Schule ausgewählt und es war auch möglich, sie zu den Schulen zu bringen oder andere Talentförderung zu eröffnen.
Welche Erinnerungen haben Sie an ihre ersten Jahre in Lohn und Brot? Was hat Sie besonders geprägt?
Mein Lehrherr war menschlich gesehen, außerhalb der Küche, Vater, Ersatzfreund und Idol – er war ein exzellenter Koch, aber gleichzeitig ein Diktator in der Küche. Ich habe dort gelernt, was für das Leben wirklich wichtig ist: Du bist mitverantwortlich. Mein Chef hat immer gesagt: Horst, wenn du in der Küche Mist baust, dann hast du nicht drunter zu leiden, zumindest erst in zweiter Linie. In erster Linie leidet der Gast, weil es nicht schmeckt und optisch nicht gut aussieht. Also mach deinen Job entweder richtig und das mit Leidenschaft und Liebe oder aber lerne. Und wenn beides nicht funktioniert, dann ist deine Begabung woanders zu suchen, dann musst du in einen anderen Bereich gehen.
Sie sind mit 14 Jahren in die Ausbildung gestartet. Heute starten die meisten jungen Leute mit Anfang 20 ins Berufsleben. Welche Vorteile hat aus Ihrer Sicht das eine beziehungsweise das andere?
Oh, das ist fast schon eine philosophische Frage. Es hat sich alles verändert. Ich glaube, man kann diese beiden Generationen nur schwer miteinander vergleichen. Für mich war es vollkommen in Ordnung, mit 14 Jahren in die Lehre zu gehen, ich wurde einerseits so erwachsen. Ich habe früh gelernt, was Verantwortung ist, was Fleiß bedeutet und habe früh angefangen, mein Leben aufzubauen. Und kann jetzt mit 60 Jahren die Welt anders sehen. Für mich war es auch nicht verkehrt, wie es gewesen ist, damit bin ich nicht unzufrieden gewesen. Nichtsdestotrotz hätte man vielleicht bei einer längeren Schul- und Ausbildungszeit Talente anderweitig erkennen können, man hätte mich fördern können. Darüber wäre ich auch dankbar gewesen. Ich gönne den jungen Menschen, dass sie heute länger in die Schule gehen und länger lernen können, sich mal ein Jahr Auszeit nehmen dürfen und dass sie länger Kind sein können und das auch zulassen.
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Das ist die Helmar Broich Stiftung:
- Die Helmar Broich Stiftung fördert die Bildung und Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden
- Die Stiftung hat ihren Sitz in Mönchengladbach
- Mehr Infos gibt es unter: https://broich-stiftung.de/
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Wie können Sie persönlich die Stipendiaten der „Helmar Broich Stiftung“ unterstützen?
Unsere Aufgabe ist es, Mentoren aus unterschiedlichsten Studien- und Berufszweigen zu suchen, genauso aus Handwerksbetrieben und Meisterberufen, die sagen: Ich nehme einen Stipendiaten oder eine Stipendiatin zur Seite und stehe auch zur Seite bei Fragen rund um das Berufsziel und zur Ausbildung.
Ich persönlich könnte Wege in die Medien- oder Verlagsbranche eröffnen, aber auch in die Branche der Gastronomie. Das heißt, da kann ich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich kann mich um die jungen Menschen kümmern, indem ich ihnen aus meinem Leben berichten und auch Türen öffnen kann. Aber das Talent und den Fleiß müssen die jungen Leute natürlich selber mitbringen.
Welchen Ratschlag hat Sie in ihrem Leben am meisten geprägt?
Ach Gott, das war ein ganz einfacher: Ich hatte es früher in meinen jungen Jahren nicht ganz so mit der Pünktlichkeit. Bis ich eine Verabredung mit einem deutlich älteren Freund hatte, und viel zu spät kam. Er saß an seinem Schreibtisch, guckte mich an und war sauer. Er siezte mich auf einmal und sagte: Herr Lichter, das was sie soeben getan haben, können Sie in Ihrem Leben nie wieder gut machen. Ich war völlig geschockt und wusste gar nicht, was er meint. Und dann sagt er: Die dreiviertel Stunde, die sie mir jetzt von meinem endlichen Leben gestohlen haben, die ich auf Sie warten musste und nicht selbstbestimmt nutzen konnte, können Sie mir nicht wieder zurückgeben.
Haben Sie bitte in Zukunft den Respekt und lassen Sie nie warten. Seitdem bin ich generell nicht nur pünktlich, sondern sogar immer etwas zu früh da. Dann bestimme ich meine Zeit und erweise den anderen den Respekt. Und ich denke, das ist sehr wichtig im gesamten Berufsleben. Man lässt niemanden warten und heutzutage ist das auch nicht mehr notwendig, weil jeder ein Smartphone hat. Man ist immer mobil, erreichbar. Da kann man in Notsituationen früh genug Bescheid geben und das Gegenüber muss nicht seine Lebenszeit verschwenden. Pünktlichkeit ist eine Zier.
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Sie haben selbst Kinder. Wie haben Sie sie bei ihrer Berufswahl unterstützt?
In jeder mir möglichen Weise. Und jedes meiner Kinder hat seinen Weg gemacht. Wir haben gefördert und unterstützt, in der Schule, in der Lehre und auch wenn es eine zweite Ausbildung wurde. Ich habe mich als Anker gesehen und habe auf sie aufgepasst.