Von Andy Englert
Lange hat es gedauert, bis aus Prinz Charles jetzt König Charles III. wurde. Während andere in seinem Alter die Rente genießen, beginnt für Charles das „richtige“ Berufsleben erst jetzt. Und mit der neuen Rolle ändert sich auch seine Finanzlage – und zwar zum Positiven. Egal, was die Queen (1926-2022) über ihr Privatvermögen verfügt hat: Die wichtigsten finanziellen Neuerungen stehen Charles ab sofort zu. Dazu braucht es keine Testamentseröffnung – die beiden wichtigsten Einnahmequellen, die bisher seiner Mutter zur Verfügung standen, sprudeln jetzt für ihn. Das „Crown Estate“ und das „Duchy of Lancaster“ könnten ihm im Jahr rund 400 Millionen Euro in die Schatulle bringen. Aber wie wird dieses Geld genau erwirtschaftet?
Der „Crown Estate“ – übersetzt: Besitz der Krone – ist eigentlich Eigentums des jeweiligen Monarchen, der aber auf das Management keinen Einfluss nimmt. Das hat bereits König George III. so bestimmt. Und es bedeutet, dass alle Einnahmen in die Staatskasse fließen. Ein Viertel der Gewinne wird dann von der Regierung als sogenannter „Sovereign Grant“ bisher an die Queen, jetzt an Charles überwiesen. Das Crown Estate ist ein hochkarätiger Misch-Konzern, zu dem Top-Immobilien, etwa zahlreiche Häuser am Einkaufs-Boulevard Regent Street, weitere Immobilien in London und ländlichen Gebieten und auch die weltberühmte Pferderennbahn in Ascot gehören.
Der Gewinn betrug zuletzt an die 400 Millionen Euro – die hervorragende Ertragslage verdankt sie mittlerweile zu einem großen Teil der Erschließung neuer Energiequellen. Zum „Crown Estate“ gehören auch die Zwölf-Meilen-Zone an den Küsten des Vereinigten Königreichs, an denen Offshore-Windparks entstanden sind und noch weitere entstehen sollen. Hunderte Millionen werden diese Projekte in den kommenden Jahren in die Kassen spülen, und Prinz Charles verdient mit. Verwendungszweck der Ausschüttungen: Die Finanzierung königlicher Dienstreisen, den Betrieb der königlichen Gebäude (wie Buckingham Palast und Windsor Castle) sowie die Bezahlung des Personals im sogenannten „Royal Household“, wozu derzeit rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen.
König Charles III. besitzt die seltensten Briefmarken der Welt
Mit der Krone befindet sich Charles – wie alle Amtsvorgängerinnen und Amtsvorgänger – auch im Besitz des „Duchy of Lancaster“ (Herzogtum Lancaster). Dazu gehören insgesamt 184 Quadratkilometer Grundbesitz, verteilt über ganz England und Wales. Dazu gehören Immobilien-Juwelen wie das „Savoy Estate“ am Strand, einer Londoner Topadresse ebenso wie das „Goathland Estate“, besteht aus 4100 Hektar Heidelandschaft in Yorkshire, genutzt für die Zucht von Moorhühnern. Die gesamten Immobilien erwirtschaften auf alle möglichen Arten Einkünfte für die königliche Kasse, ob durch die Nutzung von Schürfrechten, Ackerland oder als Fußballfeld, Golfplatz, Hotel oder Altenheim. Hier gehen alle Einkünfte in die königliche Schatulle, zuletzt im Schnitt von etwa 20 Millionen Euro im Jahr. Unter der Herrschaft wurde das Geld nicht nur – wie historisch vorgesehen – für den Unterhalt der royalen Familienmitglieder, die nicht für das Wahrnehmen offizieller Aufgaben. Zunehmend flossen Teile der Erlöse auch an wohltätige Projekte.
Spannend wird es, wenn es um das Privatvermögen der Queen geht. Weder das Vermögen noch die einzelnen Posten wurden jemals offengelegt – dazu gibt es auch keine Verpflichtung. Seriöse Schätzungen sehen hier einen Wert von mindestens 500 Millionen Euro. Allein auf 100 Millionen Euro wird der Wert der einzigartigen Briefmarkensammlung – einschließlich Roter und Blauer Mauritius – geschätzt. Der Großvater der Queen, König George V. (1865-1936), ein begeisterter Philatelist, hatte die wertvollsten Stücke selbst angesammelt. Dazu gehören weiterhin Aktien, Bankguthaben, Schmuck, Kunstobjekte, Antiquitäten, Pferde und die Schlösser Balmoral und Sandringham. Was mit den Schlössern passiert, wird wohl bald öffentlich bekannt gegeben. Über den Rest des Vermögens und seine Aufteilung könnte lange Zeit geschwiegen werden – wenn die Queen dem Vorbild ihres Prinzgemahls Philip (1921-2021) folgte. Der hatte bestimmt, dass sein Testament bis 2111 (also 90 Jahre lang) strenge Verschlusssache bleiben muss.
Andy Englert, Adels-Experte der FUNKE Mediengruppe, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Königshäusern und ihrer Geschichte, derzeit als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften „Frau im Spiegel“ und „Frau im Spiegel ROYAL“ sowie als Royal-Experte des Schweizer Fernsehens SRF.