Am Mittwochabend (21. Juni) wurde bei Sandra Maischberger wild diskutiert. Hauptthema des ARD-Talks war die Zufriedenheit mit der Ampelregierung angesichts Klimaschutz, Inflation und dem Krieg in der Ukraine.
Moderatorin Maischberger will von Christian Dürr (FDP) und Tino Chrupalla (AfD) wissen, ob Deutschland die richtige Strategie im Ukrainekrieg fährt. Doch dabei knallt es gewaltig.
Maischberger: „Demokratie lächerlich machen“
Zu Beginn der Debatte versucht die Talkmasterin seicht einzusteigen. „Sie sitzen jetzt seit sechs Jahren gemeinsam im Parlament“, stellt sie fest. „Ist so etwas wie ein kollegialer Umgang auch mal drin? Gemeinsame Currywurst in der Bundestagskantine?“
Christian Dürr schüttelt entschieden den Kopf. „Nein. Das kann ich ganz offen sagen.“ Und weiter: „Man kann die AfD entzaubern, wenn man ganz genau hinschaut – die AfD macht immer wieder den Versuch, den Parlamentarismus und die Demokratie lächerlich zu machen“. Und: Entgegen dem Parteinamen, biete sie keine Alternative, so Dürr.
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„Ich trinke mit anderen FDP-Abgeordneten Kaffee“, behauptet Chrupalla hingegen. „Es muss ja nicht immer Currywurst sein, Herr Dürr, und das können wir ja trotzdem mal nachholen.“ Kontakte mit anderen Parteien gebe es, räumt der AfD-Chef ein und findet es „ein bisschen affig, dass immer so hinzustellen, als ob es da auch eine Brandmauer gäbe“. Der FDP-Vorsitzende ist fassungslos. „Das ist einfach Quatsch, was Herr Chrupalla hier erzählt.“
Maischberger: „Finde das unanständig“
Große Meinungsverschiedenheiten haben die beiden Fraktionschefs nicht nur beim Thema Heizungsgesetz, sondern vor allem auch beim Ukraine-Krieg. Chrupalla plädiert darauf, russisches Gas wieder zu kaufen, denn das „hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten genutzt“. Und weiter: „Das war unser Standortvorteil“. Jetzt habe man „dreckiges, LNG-Fracking-Gas“.
Der Wunsch des AfD-Chefs stößt auf großes Unverständnis. So sagt Dürr empört: „Dieser furchtbare Angriffskrieg. Da werden Frauen und Kinder ermordet, Frauen von russischen Soldaten vergewaltigt, und Herr Chrupalla sitzt hier und sagt achselzuckend: Ist halt so, wir wollen gerne das Gas haben!“
Doch Chrupalla erwidert: „Auch im Irak und in Afghanistan wurden Menschen getötet – dann dürften wir auch von Amerika kein Öl kaufen!“ Dürr kontert: „Sie versuchen gerade, einen Angriffskrieg, der völkerrechtswidrig ist und auch unsere Sicherheit bedroht, zu rechtfertigen. Ich finde das unanständig!“
Maischberger: AfD-Chef macht Nazi-Vergleich
Dann kommt es bei der Frage nach der Beendigung des Krieges zum entscheidenden Eklat. „Man muss sich mit Putin an einen Tisch setzen“, konstatiert Chrupalla. Maischberger hakt nach: „Damit es zu Verhandlungen kommt: Soll die Ukraine kapitulieren?“
„Jeder Tag, den der Krieg früher beendet wird, auch mit Gebietsabgabe, ist ein guter Tag“, so Chrupalla. Aber: „Es geht nicht um Kapitulation. Ich denke, eine Gesprächsbereitschaft, gesichtswahrend für beide Seiten, sollte das Ziel sein.“
„Das ist geradezu absurd“, ruft Dürr. „Ich meine, das würde er wahrscheinlich auch für Deutschland empfehlen, wenn wir diese Bedrohung in der Realität hätten. Kapitulation, das kann es natürlich nicht sein.“
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„Das haben wir 1945 auch gesagt“, kontert Chrupalla. Dürr und Maischberger zeigen sich entsetzt. „Haben Sie gerade gesagt, Hitler-Deutschland, die Wehrmacht, die kapitulieren musste, ist vergleichbar mit der Ukraine?“, fragt sie ungläubig. Chrupallas Antwort: „Sie haben ja auch gerade gesagt, die Ukraine sollte … muss kapitulieren“.
„Das war eine Frage“, korrigiert ihn die Talkmasterin. „Nein. Das haben Sie gesagt“, beharrt der AfD-Vorsitzende. Seinen Nazi-Vergleich wiederholt er nicht, nimmt ihn aber auch nicht zurück.