Bei Markus Lanz stand am Donnerstagabend (11. Mai) erneut der Ukraine-Krieg im Fokus – allerdings ging es diesmal weniger um militärische Strategien oder Waffenlieferungen, sondern um psychologische Aspekte.
Psychiater Manfred Lütz gab einen Einblick in die Psyche von Wladimir Putin – und erklärte, warum das Innenleben des Kreml-Chefs eine wichtige Rolle im Kriegsverlauf spielt.
Markus Lanz (ZDF): Kritik an Bundesregierung – „Wir haben die Hosen voll“
In der Debatte bei Markus Lanz ging es zunächst um die Verfehlungen Deutschlands bezüglich des Ukraine-Kriegs. So wurde die Kommunikation seitens der Bundesregierung kritisiert, durch die Putin stets informiert sei, mit welchen Sanktionen er zu rechnen oder eben nicht zu rechnen habe, ärgert sich Journalistin Helene Bubrowski. „Jetzt sagen wir: ‚Also, um eins musst du dir schon mal keine Sorgen machen, Wladimir Putin, wir werden auf keinen Fall eine Flugverbotszone errichten, wir werden dies und jenes alles nicht machen, wir haben nämlich die Hose voll‘, um es mal salopp zu sagen.“
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Die Gäste bei Markus Lanz am 11. Mai:
- Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP)
- Journalistin Helene Bubrowski
- Politologin Gwendolyn Sasse
- Psychiater Manfred Lütz
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Die Angst vor einem möglichen Angriff Russlands, sollte sich Deutschland in den Krieg einschalten – zum Beispiel mit Kriegshandlungen – hält Bubrowski für lähmend. Zumindest völkerrechtlich würde der Kriegseintritt Deutschland keinen Angriff rechtfertigen, erklärt die Journalistin. „Weil das kollektive Selbstverteidigungsrecht gilt, sprich; andere Staaten dürfen helfen.“ Russland wäre mit einem Angriff auf Deutschland demnach im Unrecht.
Psychiater und Theologe Manfred Lütz findet diese völkerrechtlichen Überlegungen zwar „nicht uninteressant“, wirft aber einen wichtigen Punkt ein. „Mir scheint im Moment die einzelne Psyche von Putin viel wichtiger als das Völkerrecht.“ Das habe Putin mit dem Angriff auf die Ukraine ohnehin „mit einem Wisch vom Tisch gewischt. Das Völkerrecht ist so was von zertrümmert durch ihn.“
Markus Lanz (ZDF): Psychiater findet DAS an Putins Psyche „außerordentlich beunruhigend“
Dementsprechend findet Lütz die Überlegungen dazu fast schon „skurril“. Er glaubt stattdessen: „Die Entscheidung Putins, Deutschland anzugreifen beispielsweise, oder die Atombombe zu zünden, ist eine höchst persönliche Entscheidung, für die er – und das ist gefährlich – irgendeinen Anlass auch suchen kann.“ Markus Lanz wirft ein: „Oder auch gar keinen“ und erntet Zustimmung vom Experten.
Der Psychiater appelliert daher dafür, „sprachliche Provokationen zu vermeiden“ und entsprechende Debatten „nicht zu intensiv zu führen“, weil Putin „in seiner Psyche ja selbst auch seiner eigenen Propaganda aufgesessen ist. Das beunruhigt mich außerdenortlich.“ Schließlich habe der russische Machthaber ja tatsächlich geglaubt, er werde von der Ukraine als Retter empfangen.
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Deutschland solle daher „metaphorisch abrüsten“, also zum Beispiel die Ukraine in ihrer Souveränität unterstützen, ansonsten von einem Sieg im Krieg zu sprechen. Die Amerikaner wären dafür ein gutes Beispiel, die Putin nicht provozieren „aber Schritt für Schritt, einfach ruhig zu liefern und die Sache laufen zu laufen. Und nicht zu viel zu schwätzen.“ (kv)